24.05.2017 16:05 Uhr

Austria will als Vize Negativserie beenden

Thorsten Fink hat mit Salzburg eine persönliche Rechnung offen
Thorsten Fink hat mit Salzburg eine persönliche Rechnung offen

Die Wiener Austria kann am Donnerstag (ab 16:30 Uhr im weltfussball-Liveticker) in ihrem letzten Heimspiel einen gewaltigen Schritt zum Vizemeistertitel machen. Dafür muss allerdings der Negativlauf gegen Liga-Dominator und Angstgegner Salzburg reißen. 

"Ich kann jetzt nicht sagen, wie wir Salzburg schlagen. Ich habe es acht Mal versucht, aber bis jetzt nicht geschafft", meinte Thorsten Fink vor dem Duell mit dem alten und neuen Meister. "Es wird ein schwieriges Spiel, das wissen wir." Franz Wohlfahrt konnte seinem Trainer immerhin Trost spenden. Denn der violette Sportdirektor wartet sogar schon seit zehn Duellen auf den ersten Sieg gegen die in Österreich schier übermächtigen Bullen.

Seit Ex-Barça-Kicker Óscar in Salzburg das Sagen hat gab es fünf Aufeinandertreffen. Die Bilanz ist mit fünf Niederlagen und einem Torverhältnis von 3:18 verheerend. Alles andere als ein Debakel zum Saisonausklang wäre bereits ein Schritt nach vorne. "Irgendwann mal reißen auch Negativserien", bemühte Fink Optimismus. Von einem Duell "David gegen Goliath" wollte er allerdings dezidiert nicht sprechen.

Fink rechnet im Duell der Liga-Torfabriken (RB 70 Treffer, Austria 64) mit jener Salzburger Mannschaft, die auch das Cupfinale am 1. Juni bestreiten wird. Óscar mischte zuletzt kräftig durch. A- oder B-Garnitur gäbe es laut Fink ohnehin nicht. "Ob jetzt Wanderson spielt oder Lazaro, ich kann jetzt nicht sagen, wer da jetzt schlechter ist."

Austria gratuliert dem Co-Rekordhalter

Wohlfahrt übermittelte im Namen des Klubs Gratulationen zur erfolgreichen Titelverteidigung nach Salzburg. "Eine Aufgabe, die ich gern erfülle, weil sie verdient Meister geworden sind." Mit dem vierten Titel en suite hat Salzburg den zwischen 1978 und 1981 aufgestellten Rekord der Wiener Austria egalisiert.

Warum es letztlich eine klare Angelegenheit für die Bullen wurde, liegt für Fink, der 2006 bis 2008 in Salzburg seine ersten Karriereschritte als Trainer unternahm, auf der Hand: "Salzburg hat die bessere Mannschaft." Dazu würden Spiel- und Ausbildungsphilosophie seit Jahren kontinuierlich nicht nur an diesem Standort des RB-Fußballimperiums praktiziert.

Das zur Winterpause noch leise erhoffte "Finale" ist das Spiel der vorletzten Bundesliga-Runde angesichts der 15 Punkte Rückstand nicht geworden. Trotzdem steht für die Austria noch einiges auf dem Spiel. Zwei Runden vor Schluss liegen die Veilchen mit drei Zähler Vorsprung auf Sturm Graz an zweiter Stelle. Mit einem Sieg wäre die erste Vizemeisterschaft seit dem Herzschlag-Finish 2009/2010 nur noch Formsache. Bei entsprechender Schützenhilfe von Admira Wacker könnte schon ein Remis reichen.

"Wir haben unsere Ziele erreicht, zwei Spieltage vor Ende", führte Fink aus. "Jetzt wollen wir Vizemeister werden. Nicht nur, weil es besser aussieht." Den Europacupstartplatz hat die Austria trotz des 1:2 in Wolfsberg am Samstag fixiert. Offen ist freilich noch, wann die Wiener in die Qualifikation zur Europa-League einsteigen werden. Mögliche Termine sind der 29. Juni, der 13. sowie der 27. Juli. Salzburg kommt eine Schlüsselrolle zu. Ein Finalsieg im ÖFB-Cup gegen Austrias Erzrivalen Rapid würde den Worst Case jedenfalls verhindern. Platz drei und ein Cupsieg der Hütteldorfer würde neben verkürztem Urlaub auch eine Streichung des Trainingslagers in Seeboden (23. Juli bis 1. Juli) bedeuten.

Saisonbilanz fällt positiv aus

Insgesamt blicken die Veilchen auf eine "gute Saison" zurück. Sportdirektor Wohlfahrt verbat sich "negative Strömungen", sah die Austria "an nichts gescheitert". Die Veilchen zogen im Herbst in die Gruppenphase der Europa League  ein. "Das hat niemand erwartet", erinnerte Wohlfahrt. Der Aufstieg in die K.o.-Phase wurde je nach Sichtweise knapp verpasst oder leichtfertig verschenkt. Mit dem aktuellen Platz zwei, schon jetzt mehr Punkten als in der Vorsaison sowie einer verbesserten Tordifferenz stünde die Austria schon jetzt besser da als 2015/2016. "Der Mannschaft hat der Umzug ins Happel-Stadion nicht geschadet", stellte Wohlfahrt fest.

Thorsten Fink, der mit einem vollen Erfolg seinen 50. Pflichtspielsieg in violett feiern könnte, räumte ein, dass seine junge Mannschaft "die Konstanz über die Saison nicht immer halten konnte" und "zwischenzeitlich Lehrgeld bezahlt" hatte. Positiv beurteilte der Deutsche, dass die "Abwehr stabiler" geworden sei in den letzten Wochen. Nach abgesessenen Sperren und überstandenen Verletzungen kann Fink im Abwehrzentrum diesmal aus dem Vollen schöpfen. Der junge Ghanaer Kadiri hatte sich zuletzt als echte Alternative zum Innenverteidiger-Duo Rotpuller/Flipović aufgedrängt. 

Violette Abschiede

Abschied nehmen wird die Austria vor dem letzten Heimspiel von Manuel Ortlechner. Der 37-jährige Ex-Kapitän führte zuletzt die Amateure in der Regionalliga Ost an und beendet mit Saisonende seine aktive Karriere. Ähnliches steht Ognjen Vukojević bevor. Der Vertrag des 33-jährigen kroatischen Ex-Teamspielers wird nicht verlängert. Der defensive Mittelfeldspieler ist neben Co-Trainer Nestor El Maestro, der Chefcoach bei Spartal Trnava wird, der einzige fixe Abgang der Austria in der Sommerpause.

Wohlfahrt wollte öffentlich keinerlei Auskünfte über weitere Personalien geben und verwies auf "sehr viele Gespräche." Alles sei offen. Die Verträge von Lukas Rotpuller, David de Paula, Kevin Friesenbichler und Marko Kvasina laufen aus, jener von Raphael Holzhauser (bis 2018) harrt seiner vorzeitigen Verlängerung.

An freiwillige Abschiede wird vorerst nicht gedacht. "Es wird ein interessantes Jahr", blickte Fink schon voraus. "Wir können Zweiter werden und in die Champions League Quali einsteigen. Das ist ein Riesenziel, dass eine andere Mannschaft als Red Bull die Chance hat. Vielleicht schaffen wir das ja."

Mehr dazu:
>> Austria gegen Salzburg um Vizemeistertitel 

Sebastian Kelterer

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