24.05.2017 14:42 Uhr

Djuricin - der voll ausgestattete Passat

Fredy Bickel:
Fredy Bickel: "Er hat schnell einen Draht zur Mannschaft gefunden und in einer sehr schwierigen Situation Siege eingefahren."

Das "Interims-" kann Goran Djuricin jetzt von der Visitenkarte streichen. Der 42-Jährige ist jetzt fix Trainer beim SK Rapid. Weltfussball hat nachgefragt, wofür der laut Eigenbezeichnung "positiv Wahnsinnige" steht.

Bisher konzentrierte sich Djuricin aufs Aufpäppeln. Er musste die desillusionierte Mannschaft erst einmal wieder aufrichten. Daher ist klar, dass seine eigene Handschrift nur bedingt herauszulesen war. "Natürlich musste ich ein bisschen flicken. Aber dabei habe ich auch Maxi Wöber und Manuel Thurnwald eingebaut", so der Trainer im Zuge der ÖFB-Cup-Pressekonferenz im Wiener Bürotower "Galaxy 21".

Wie sieht der Idealfußball von Goran Djuricin aus? "Ich möchte Kombinationsfußball sehen. Ich möchte in der Defensive und Offensive variabel sein. Wir wollen für den Gegner nicht leicht bespielbar sein." Das konnte man bereits feststellen. Seine Mannschaft schickte er manchmal mit einem 4-2-3-1, manchmal mit einer Doppelspitze aufs Feld. Auch Umstellungen während eines Spiels sind keine Seltenheit.

"Ich möchte mit meinem Team effizienter werden. Einen leichten Ansatz habe ich da gesehen, aber das müssen wir verbessern, da liegt noch viel Arbeit vor uns", fügte er weiters an.

Auf was für Spielertypen steht Djuricin? Eher die Allrounder, die Alleskönner? Oder doch die, die eine bestimmte herausragende Fähigkeit, beziehungsweise Waffe haben? "Ich mag die Mischung. Wir haben sehr ähnliche Typen im Kader. Wenn wir andere Typen haben, dann tun wir uns in Zukunft sicher leichter", meinte der Trainer.

Einen der Vielseitigen hob er besonders hervor: "Ein Spieler wie Auer war zuletzt enorm wertvoll für die Mannschaft und ich denke, er wird es in Zukunft auch noch sein. Wenn er links hinten, rechts hinten, im zentralen Mittelfeld und auf den Seiten spielen kann, dann ist es eine Wahnsinns-Qualität."

Betreuerstab als Fahrhilfen

Große Hoffnungen auf einen Transfercoup braucht sich Djuricin aber keine machen. Das liebe Geld fehlt. "Wir werden den Kader nicht groß verändern können, es wird die gleiche Mannschaft am Trainingsplatz stehen", gab auch Sportdirektor Fredy Bickel zu. Dieser Umstand war auch mit ein Grund für die Entscheidung zugunsten Djuricins.

"Für einen neuen Trainer wäre das eine Hypothek gewesen. Wenn man im Kopf ein Horrorszenario durchspielt, in dem der Saisonstart nicht glücken will, dann ist man wieder gleich weit, wie wir schon waren. Mit Djuricin kann das natürlich auch passieren. Er bringt aber den Vorteil mit, dass er die Situation schon kennt."

Ist die für Bickel "einzig logische und richtige Wahl" eine Sparmaßnahme, weil man sich schlichtweg einen anderen Trainer nach den zahlreichen Fehlgriffen zuletzt nicht leisten konnte? Der SK Rapid engagierte gleichzeitig einen neuen Athletik-Trainer (Toni Beretzki), einen eigenen Rehabilitations-Trainer (David Lechner) und einen zweiten Physiotherapeuten (Gerald Kemmer).

"Von einer Billiglösung kann man nicht sprechen. Mit einer Billiglösung hätten wir nicht gleichzeitig den Betreuerstab ausgebaut", so Bickel.

Mit anderen Worten: Rapid hat sich für einen VW Passat mit Einparkautomatik, Regensensor, Spurhalteassistent, Rückfahrkamera und Heads-Up-Display entschieden – und gegen einen nackerten Fünfer BMW.

Gespräche bringen Zukunftsoption (?)

"Wir haben den Staff schon vorab besprochen, bevor der Trainer überhaupt festgestanden ist", meinte der Schweizer. "Ich habe aber die Unterschriften noch bei allen offen gelassen und es dann noch mit Djuricin besprochen. Er hätte noch sein Veto einlegen können. In die Überlegungen konnte ich ihn aber weniger einbinden, als ich es in Zukunft tun werde."

Einen kryptischen Nebensatz zum Auswahlprozess ließ der Sportdirektor noch fallen: "Ich habe sehr interessante Gespräche geführt, die vielleicht noch für die Zukunft etwas bringen werden." weltfussball fragte nach - betrifft das einen Kandidaten? "Das betrifft sicher auch die Kandidaten. Für mich war es die Chance, den einen oder anderen näher kennenzulernen. Ich habe wieder viel über den österreichischen Fußball gelernt. Mir persönlich hat die Zeit sehr geholfen."

In diese Aussage könnte man interpretieren, dass gewisse Kandidaten eine ernsthafte Option werden, wenn sie mehr Erfahrung gesammelt haben. Wenn man den Gedanken weiterspinnt, dann fallen dabei die Namen Oliver Lederer und Andreas Herzog. Letzterer konnte sich bekanntlich noch nicht als Klubtrainer profilieren.

Mehr dazu:
>> Rapid vertraut weiterhin auf Djuricin

Johannes Sturm

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten