01.06.2017 14:30 Uhr

Von Rapids Zorn und Salzburgs Hingabe

Ein Klassiker unter besonderen Vorzeichen
Ein Klassiker unter besonderen Vorzeichen

Wäre das ÖFB-Cupfinale Rapid gegen Salzburg (20:30 Uhr im weltfussball-Liveticker) eine trockene Angelegenheit, eine Computersimulation, dann stünde das Resultat schon fest. Der Meister hat fußballerisch schlichtweg eine höhere Qualität. Es ist aber keine emotionslose Angelegenheit. Ganz besonders dieses Mal.

"Es tut mir leid. Ich muss euch bitten zu gehen", meinte Rapid Co-Trainer Martin Bernhard zu den wenigen Journalisten beim Abschlusstraining. Die letzte grün-weiße Übung fand bei strömenden Regen und unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

Nur zehn Minuten vom Aufwärmtraining durfte die Presse mitverfolgen. Aber selbst da war Entschlossenheit in den Gesichtern der Grün-Weißen zu sehen. Selten war die Anspannung so greifbar. Kein Lächeln, einfach nur purer Fokus.

"Wir sind Außenseiter, wir müssen nun alles in die Partie werfen, was wir noch haben", wusste Steffen Hofmann. "Es war eine schwierige Saison für uns alle, aber das gehört der Vergangenheit an", erklärte Stefan Schwab. Zahllose Schmähungen musste Rapid in diesem Jahr ertragen.

Die grün-weiße Wut es allen Kritikern zeigen zu wollen ist verständlich – und wird auch notwendig sein. Nur mit Schaum vor dem Mund werden die Hütteldorfer keine Chance haben. Und selbst dann haben ja immerhin auch noch die Salzburger ein Wörtchen mitzureden.

Können die Bullen noch einmal die Kräfte mobilisieren?

Die Frage ist, wie ernst die Bullen dieses Spiel nehmen. Bei der letzten Begegnung einer langen Saison kann man schon einmal im Kopf beim hochverdienten Cocktail am Strand von Saint Tropez, Orlando oder Khao Ping Kan sein.

Óscar Garcia warnte jedoch ebenso vor Übermut: "Wir dürfen auch nicht zu emotional in das Spiel gehen, nur weil es ein Finale ist. Das könnte uns schaden." Als "historische Chance" zogen die Mozartstädter die Möglichkeit aufs vierte Double en suite auf.

"Rapid ist gegen uns immer hoch motiviert, es wird also schon von dem her kein einfaches Spiel. Die Stimmung wird sicher super, auch wenn es für uns wohl wie ein Auswärtsspiel sein wird. Aber das muss noch zusätzliche Motivation sein, wir dürfen uns nicht einschüchtern lassen", wusste Valentino Lazaro.

Can You Feel The Love Tonight?

Ein Auswärtsspiel ist es für Salzburg sicher. Rund 15.000 Fans werden die Hütteldorfer unterstützen. Die grün-weiße Völkerwanderung machte sich auch in der Hotellerie bemerkbar. Sämtliche Zimmer waren ausgebucht. Via AirBnB verdienten sich die Bewohner Klagenfurts ein nettes Taschengeld.

Die Partie selbst interessiert die lokale Bevölkerung aber eher wenig. Ein paar tausend Tickets wurden verkauft. Wenn die 20.000er Marke geknackt wird, ist es schon ein Erfolg – und das trotz der attraktiven Paarung. "Ist das Stadion überhaupt ausverkauft?", antwortete der ansässige Teenager Valentin auf die Frage, ob die Stadt jetzt im Fußballfieber ist. "Nein? Ist es eh nie", fügte er leicht resignativ an. "Naja, vielleicht dann beim Elton John Konzert."

Der Rocket Man wird im Juli sicherlich seine König-der-Löwen-Schmonzette "Can You Feel The Love Tonight" in den Kärntner Nachthimmel jaulen. Bei den 90, beziehungsweise 120+ Minuten im Cupfinale wird man die Love sicher nicht spüren. Zuviel Emotion ist im Spiel.

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Johannes Sturm, weltfussball.at aus Klagenfurt

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