09.06.2017 08:05 Uhr

Der Pflichtsieg am Ende der Einbahnstraße

Österreich schlägt Gibraltar mit einer starken Leistung 3:0
Österreich schlägt Gibraltar mit einer starken Leistung 3:0

Österreichs neuformierte U21-Nationalmannschaft startete mit einem 3:0 gegen Gibraltar in die EM-Qualifikation für die Endrunde 2019 in Italien und San Marino. Das Duell mit dem Länderspiel-Debütanten begann als Reise ins Ungewisse, am Ende der Einbahnstraße stand ein dennoch schwerer Pflichtsieg.

"Es war schon ein bisserl unangenehm. Wir haben ja nix gewusst", gestand U21-Teamkapitän Philipp Lienhart nach dem 3:0 gegen Gibraltar. Der schon 1895 gegründete Verband aus dem Kleinstaat am Affenfelsen wurde erst 2013 in die UEFA und 2015 in die FIFA aufgenommen. Das Ritzinger Sonnenseestadion war Bühne des ersten U21-Länderspiels: Ein vorgezogenes Duell der EM-Qualifikation, die eigentlich erst im Herbst volle Fahrt aufnimmt.

Österreich erwartete einen defensiv eingestellten Gegner und sollte damit Recht behalten. "Es gab wenig Räume, speziell im Strafraum. Da waren sehr viele Leute. Wir haben viel herumgespielt, aber wenige Chancen gehabt", ließ Lienhart die Parte weiter Revue passieren. "Aber wir wollten ja sowieso unser Spiel spielen."

Bereits in der 6. Minute erlöste Marco Friedl seine Kollegen. Nach einer Ecke kam der Ball irgendwie in die Laufbahn des Bayern-Legionärs, der wuchtig zum 1:0 einnetzte. Ein Einstand nach Maß für den U21-Debütanten. Ob er der Mannschaft noch etwas ausgeben müsse? "Ich hoffe, mein Tor reicht. So teuer wird es mir nicht kommen."

Falsche Sportart in Ritzing?

Was in den restlichen Spielminuten folgte war Einbahnstraßenfußball in Reinform. Oder wie es Teamchef Werner Gregoritsch nannte: "Großfeld-Handball". Die Österreicher dominierten das Spiel, fanden allerdings nur selten ein Durchkommen. Die spärlichen Abschlussmöglichkeiten wurden teils fahrlässig vertan.

"Ein Kritikpunkt habe ich", sagte Gregoritsch nach dem Spiel. "Wenn wir über die Seiten gekommen sind, egal ob Stanglpass oder Flanke, haben wir das oft nicht so rein ausgeführt, wie man es kann."

"Wir haben viel herumgespielt, aber wenige Chancen gehabt. Daran müssen wir arbeiten, dass wir mehr Genauigkeit reinbekommen", meinte auch Lienhart selbstkritisch. Marco Friedl bemängelte, dass die Pausenführung höher hätte sein müssen. 

Gregoritsch tauschte Stürmer Marko Kvasina aus und brachte Empoli-Legionär Arnel Jakupović. Bitter für Kvasina, der eigentlich Beobachter von Dynamo Dresden beeindrucken wollte.

Nach der Pause mit Schlagseite

Nach dem Seitenwechsel blieb es ein mühsames Unterfangen für die rot-weiß-rote Auswahl. Auch weil sie sich selbst in ihrem Ideenreichtum beschränkte und bei den Angriffen den linken Flügel komplett außen vor ließ. "Spielt der Friedl eigentlich noch mit?", war währenddessen die bezeichnende Zwischenfrage von Gregoritsch in Richtung seiner Assistenten.

"Das haben wir jetzt noch in der Kabine besprochen", gab der Linksverteidiger Friedl einen kleinen Einblick in Gregoritschs Kabinenpredigt nach dem Pflichtsieg. "Links, in der ersten Halbzeit war es sehr schwer durchzukommen. Da standen sie zu dritt. Zweite wäre es einfacher gewesen, aber da haben wir zu oft rausgespielt und Seite gewechselt."

Nach gut einer Stunde knackte Sascha Horvath ein weiteres Mal den Abwehrriegel. In der Nachspielzeit erhöhte Dominik Prokop. "Man hat schon gesehen, dass meine Mannschaft Fußballspielen kann. Die beiden Tore in der zweiten Halbzeit, das war schon allererste Sahne. Das war zwischen sieben, acht Leuten", freute sich Gregoritsch.

Gibraltar hatte aufopfernd dagegen gehalten. "Wie sie mentalitätsmäßig agiert haben, dazu muss man gratulieren", so der U21-Teamchef, der sich in seiner mannschaftsinternen Prognose bestätigt sah: "So einen Gegner musst du müdespielen. Wenn man sieht, wieviele Krämpfe die gehabt haben, dann muss man sagen, dass wir den Matchplan richtig durchgeführt haben."

Talentprobe

Dazu kam ein doch auch vorhandener Altersunterschied. Während bei Österreich sechs 1996er Jahrgänge mit dabei waren, standen bei den Gästen je zwei 1999er und 2000er Jahrgänge in der Startelf. Extralob gab es von Gregoritsch für die eigenen Teambabys: "Was mich freut ist, dass der Jüngste, der Wolf Hannes (18 Jahre, Anm.), gezeigt hat, was für ein erfahrener Spieler er ist." Marco Friedl prophezeit der Trainer eine große Zukunft: "Da wächst ein Spieler heran, der beim Nationalteam anschlagen kann." Linksverteidiger kann das A-Team ohnehin gebrauchen.

Der Tiroler Friedl wagte 2013 den Schritt in den Nachwuchs des FC Bayern. Im vergangenen Winter machte er im Trainingscamp der Münchner auf sich aufmerksam. Ab 1. Juli will sich das ÖFB-Juwel neuerlich empfehlen und hofft auf Einsatzminuten auf der China-Tournee oder beim Telekom Cup.

Wie die Bayern das Talent näher an die Kampfmannschaft heranführen wollen, ist gegenwärtig offen. Etwa mit einer Leihvariante? "Wir reden im Verein ab und zu drüber, aber was Konkretes ist noch nicht dabei.", so Marco Friedl dazu.

Mehr dazu:
>> ÖFB-U21 besiegt in EM-Quali Gibraltar 

Sebastian Kelterer, weltfussball.at aus Ritzing

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