Peter Schöttel und Toni Pfeffer waren es bei der WM 1998 - Carina Wenninger und Virginia Kirchberger sind es bei der EM 2017: Die "Abbruch GesmbH" des ÖFB! Der 1:0-Auftaktsieg von Österreichs Frauen bei der Europameisterschaft 2017 war nicht nur Lohn einer überragenden Teamleistung, sondern auch einer Vorstellung zweier Innenverteidigerinnen, die nahe der Perfektion war.

Was Österreichs Nationalteam seit der Weltmeisterschaft 1990 in Italien mit dem 2:1-Erfolg gegen die USA in Florenz nicht mehr gelungen ist, schafften die ÖFB-Frauen schon bei ihrer EM-Premiere: Einen Sieg. Der Gold-Treffer von Rekordtorjägerin Nina Burger machte im De Adelaarshorst von Deventer den historischen Erfolg möglich.

Die "unsung heroes": Carina Wenninger und Virginia Kirchberger

Es gibt Helden und Heldinnen, die in der Öffentlichkeit stehen: Wie aktuell Goalgetterin Burger. Aber es gibt auch "unsung heroes": Wie Carina Wenninger und Virginia Kirchberger. Was das zentrale Defensiv-Duo des ÖFB gegen die Schweiz wegräumte, war schlicht und ergreifend großartig.

Wenninger, eine 26-jährige Steirerin in Diensten des FC Bayern München, und Kirchberger, eine 24-jährige Wienerin engagiert beim MSV Duisburg, ließen die Schweizer Offensive am rot-weiß-roten Abwehr-Beton abprallen, wie Heidi und Ziegenpeter beim Absturz vom Alm-Öhi.

Spricht man mit Carina Wenninger, dann fühlt man sich wohl. Es ist das Gegenteil dessen, was ihre Gegenspielerinnen auf dem Platz erleben. Dort gibt es Schmerzen und Kopfweh. Nach Abpfiff ist sie aber Meisterin der Untertreibung und voll des Lobs für ihre Team-Kolleginnen. Über sich selbst redet sie nur ungern. Bescheidenheit hat man oder hat sie nicht. Wenninger hat sie.

Im weltfussball-Gespräch gibt sie sich bodenständig und sympathisch: "Das war wirklich gut und hat Spaß gemacht. Wir haben eine großartige Stimmung, sind extrem fokussiert und mit höchster Konzentration bei der Sache. Taktisch waren wir super eingestellt und haben die Schweiz zu vielen Fehlern gezwungen." Kein Wort darüber, dass sie selbst in der Luft und auf dem Boden zusammen mit Kirchberger alles abräumte, was auf sie zukam. Kein Wort über die eigene Glanzleistung.

Mit dieser Einstellung wurde ihre Karriere-Raktenstart über die Stationen SV Thal, FC Gratkorn und DFC LUV Graz zum FC Bayern möglich.

Auch Sarah Puntigam schwärmt von der "Luftwaffe"

Erfolgscoach Dominik Thalhammer schwärmte am Mittwoch bei der Pressekonferenz im ÖFB-Hotel "Fletcher De Wageningsche Berg" gegenüber weltfussball von seiner Innenverteidigung: "Gegen unseren tiefen Block hat die Schweiz keine Lösung gefunden. Unsere zentrale Abwehr war wirklich hervorragend. Sie haben alle Luftduelle gewonnen und dazu noch die schnellen Leute der Schweiz auch am Boden gut kontrolliert."

Als Beispiel führte der ÖFB-Teamchef noch eine Statistik vom 4:2-Erfolg im Vorbereitungsspiel gegen Dänemark an: "Da hatte Dänemark aus der Innenverteidigung etwa 40 Ballverluste, wir aber nur rund 20."

Von Sarah Puntigam, die von der UEFA beim Sieg gegen die Schweiz zur Spielerin der Partie gewählt wurde, gab es ebenfalls Extralob für das Duo Wenninger/Kirchberger: "Unsere Innenverteidigung hat wirklich eine Topleistung geboten. Die Schweiz wurde kaum gefährlich. Ein Riesen-Kompliment!"

Puntigam, die selbst als Abräumerin im zentralen Mittelfeld wie zu Beginn im 4-1-4-1-System oder später als Organisatorin des 5-4-1-Betons glänzte, ließ ihre eigene tolle Leistung ebenfalls nahezu unerwähnt: "Die Auszeichnung durch die UEFA hätte sich jede Spielerin bei uns verdient." 
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Erdig und erfolgreich: Österreich kann wirklich stolz sein auf dieses Team. 

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Christian Tragschitz, weltfussball.at aus Deventer