Sie läuft wie aufgezogen, der Ball ist ihr bester Freund und gute Laune ihr ständiger Begleiter: Laura Feiersinger ist im österreichischen Frauen-Nationalteam eine Schlüsselfigur. Noch dazu erblich vorbelastet. Die Tochter von Ex-Weltklasselibero Wolfgang Feiersinger dient als Inbegriff des ÖFB-Erfolgsrezepts bei der Europameisterschaft 2017 in den Niederlanden.

Beim 1:0-Auftaktsieg gegen die Schweiz in Deventer ging oft ein Raunen durch die Menge. Die Fans auf der Gegentribüne jubelten, hinter dem Tor gab es begeisterte Schreie vieler Kinder und im VIP-Bereich schnalzten die prominenten Beobachter mit der Zunge: Wenn Laura Feiersinger antritt und die Kugel am Fuß hat, dann ist immer etwas los.

Seit dem Traumstart in die EM ist die 24-Jährige zudem auch eines der "role models" bei den rot-weiß-roten Frauen. Auf Social Media gefragt wie nie zuvor: Laura Feiersinger - Gefällt mir, Abonniert, Teilen und Mehr. Dabei ist noch lang kein Ende in Sicht.

Laura genoss den freien Tag am Mittwoch in vollen Zügen. Völlig verdient. Zeit zum runterkommen. Die Glanzleistung gegen die Schweiz hatte körperlich ihre Spuren hinterlassen. Bis zum Abpfiff war den ÖFB-Frauen kein einziger Weg zu weit. Sprints im Volltempo. Regeneration ist angesagt. Durchschnaufen. Dann gilt die volle Konzentration dem Hit am Samstagabend (ab 20:45 Uhr im weltfussball-Liveticker) gegen Frankreich.

Bis dahin läuft aber auch noch ein wenig der Schmäh: Sogar die Verletzung von Teamkollegin Sarah Zadrazil, die bei ihrer imponierenden Vorstellung gegen die Schweiz im Finish einen Einriss des vorderen Syndesmosebandes am linken Sprunggelenk erlitt, wurde bei Instagram zwischen den beiden Salzburgerinnen zum Schmunzel-Thema.

Die Tochter des besten Liberos der Welt

Laura Feiersinger geboren am 5. April 1993 in Saalfelden am Steinernen Meer. Ein Name, der im österreichischen und internationalen Fußball einen exzellenten Klang hat. "Feiersinger, Feiersinger, hey, hey! Feiersinger, Feiersinger, hey, hey!": Es schallte in Salzburg-Lehen und im Dortmunder Westfalenstadion von den Rängen wenn Publikumsliebling Wolfgang Feiersinger mit dem Ball tanzte.
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Bei der vor der Übernahme durch einen Getränkekonzern noch violetten und im Mittelpunkt des Publikums-Interesses stehenden Salzburger Austria war Klasse-Spieler Feiersinger mit den Meistertiteln 1994 und 1995, dem Einzug ins Finale des UEFA-Cups in der Saison 1993/94 sowie dem Erreichen der Champions League 1994/95 mit seinen Glanzleistungen Borussia Dortmund ins Auge gestochen.

Der BVB reagierte damals auf die Verletzung seines Superliberos Matthias Sammer (mit Deutschland Europameister 1996 und später auch Europas Fußballer des Jahres) und Feiersinger nützte seine Chance. In der Champions League 1996/97 glänzte der neue Abwehrchef aus Österreich speziell im Halbfinale gegen Manchester United mit einer herausragenden Leistung. Nevio Scala adelte ihn später sogar mit den Worten: "Nur Gott ist perfekt, aber Feiersinger ist es als Spieler!"

Dennoch blieb ein bitteres Kapitel in seiner Erfolgs-Karriere: Ausgerechnet beim "Finale dahoam" in München unweit seiner Salzburger Heimat setzte ihn der damalige Dortmund-Trainer Ottmar Hitzfeld beim Triumph gegen Juventus nur auf die Tribüne. "Die Menschlichkeit blieb dabei auf der Strecke", sollte es der Erfolgscoach später beschreiben.

"Das werde ich nie vergessen, es war absolut ungerecht und niederschmetternd", sitzt der Stachel beim damals ausgebooteten Zaungast auch zwei Jahrzehnte später noch tief. Der spätere Sieg im Weltpokal blieb da nur ein schwacher Trost.

Papa auf der Hütte, Mama auf der Tribüne 

Laura muss sich damit nicht mehr beschäftigen. Über Oftering, den 1. Saalfeldner SK (später FC Pinzgau Saalfelden), USK Hof, den Herforder SV und den FC Bayern München wechselte sie im Sommer 2016 zum SC Sand. In Deutschland engagiert, in Salzburg daheim: Ihr Herz schlägt rot-weiß-rot. Man merkt es in jeder Minute.

Die Mama war beim Sieg gegen die Schweiz live vor Ort und zusammen mit der Oma, weiteren Familien-Angehörigen oder Freunden wie der Frau von BVB-Tormanntrainer "Teddy" de Beer moralischer Beistand sowie Fan auf der Tribüne. Der stolze Papa war indes leider unabkömmlich und als Alm-Wirt im Einsatz. Wolfgang Feiersinger stand lange genug im Rampenlicht, jetzt gehört diese Rolle seiner Tochter.

Gegenüber weltfussball nahm Laura Feiersinger mit einem strahlenden Lächeln Bezug auf ihre Vormachtstellung in der Familie. Was dem Vater bei der WM 1998 in Frankreich leider verwehrt blieb, dass schaffte die Tochter schon bei ihrem ersten Spiel bei der EM 2017: Einen Sieg. "Das druck ich ihm schon rein!", kam es im herzhaften Ton.

Zunächst noch völlig kaputt genoss sie später den Traumeinstand. "Es war wirklich sehr anstrengend, weil wir gegen die Schweiz so viel investiert haben. Aber es ist wunderschön, wenn man dafür am Ende belohnt wird. Das war eine Riesenwerbung für den österreichischen Frauenfußball", sprudelte es aus Laura nur so hervor. Man habe ein Klasse-Team "ideenlos" gemacht, ein "Superstart, den man sich besser nicht vorstellen kann", aber die ganze Aufmerksamkeit gilt bereits der Partie gegen den "haushohen Favoriten Frankreich, wo wir wieder überraschen wollen."

Laura Feiersinger: Längst in den großen Fußstapfen von Wolfgang Feiersinger. Sie füllt sie aber nicht nur aus, sondern geht ihren eigenen Weg. Erfolgreich und noch dazu bodenständig. Der Papa daheim auf der Alm braucht sich keine Sorgen machen.

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Christian Tragschitz, weltfussball.at aus Wageningen