23.07.2017 17:05 Uhr

Nach Frankreich ist der Reboot angesagt

Manuela Zinsberger:
Manuela Zinsberger: "Die Nacht war sehr kurz, man ist nach so einem 1:1 eben sehr aufgedreht"

Herr Thalhammer, ist es übertrieben, wenn man das 1:1-Remis gegen Frankreich als größten Erfolg des österreichischen Frauenfußballs bezeichnet? "Nein. Ist es absolut nicht." Wenige Stunden nach der heroischen Abwehrschlacht versucht der ÖFB im Teamcamp wieder Ruhe einkehren zu lassen. Business as usual ist aber nicht angesagt.

"Die Beine sind schon schwer. Heute können wir Gott sei Dank einmal regenerieren, abschalten", stöhnte Torhüterin Manuela Zinsberger. Die Zeit ist für die mitgereisten Familienmitglieder und Freunde reserviert. "Da können wir echt komplett runterfahren. Ab morgen müssen wir uns aber voll auf Island konzentrieren. Das wissen wir auch", fügte die Torhüterin an.

Dem ÖFB kommt nun zugute, dass man schon reichlich Turniererfahrung besitzt – obwohl es die erste Teilnahme an einer Endrunde ist. So trat man in den letzten Jahren beim Algarve Cup, Istria Cup und Cyprus Cup an. Letzteren konnte Österreich vor einem Jahr sogar gewinnen.

"Wir haben immer dafür gekämpft, zu solchen Turnieren fahren zu können. Das kostet ja dem Verband viel Geld. Aber davon profitieren wir jetzt. Die Belastung ist bei solchen Einladungsturnieren sogar noch höher, da hat man ja oft nur einen Tag Pause zwischen den Spielen", meinte der Trainer gegenüber weltfussball.

Wie geht's Viktoria Schnaderbeck?

Den berühmten Lagerkoller weiß man zu vermeiden. Einerseits durch Erfolge, die das Team auf einer Welle schwimmen lassen, andererseits auch mit Sportpsychologie. Im Gegensatz zum Männerfußball, in dem die Meinungen zu diesem Thema noch immer auseinander gehen, ist Mentaltraining bei Thalhammers Bande ein fester Bestandteil. "Das ist so wichtig, wie ein normales Training und gehört dazu", so der Teamchef.

Nicht nur die Psyche muss am Tag nach so einem harten Spiel gepflegt werden. Auch die Physiotherapeuten haben wortwörtlich alle Hände voll zu tun. "Kleinere Beschwerden gibt es viele. Die bekommen wir aber in Griff. Auch bei Sarah Zadrazil sind wir optimistisch", gab Thalhammer zu Protokoll. Die offensive Mittelfeldspielerin laboriert an einem Einriss im Syndesmoseband und absolvierte wieder ein Einzelprogramm. Das Spiel gegen Island könnte sich dennoch ausgehen.

Bei Viktoria Schnaderbeck sieht es düsterer aus. "Sie hat eine Rissquetschwunde am Knöchel und musste genäht werden. Das war ein derbes Foul und die Schiedsrichterin hat es nicht einmal gesehen", meinte der Trainer, der wegen dieser Aktion von Starspielerin Amandine Henry noch immer erbost ist. Ob sich Island oder das wahrscheinliche Viertelfinale für die Kapitänin ausgeht, steht noch in den Sternen. "Da können wir keine Prognosen abgeben. Es tut mir sehr leid für sie, sie hat so viel in ihr Comeback investiert. Wir stecken aber auch das weg."

Im Hinterkopf sind bei allen Beteiligten natürlich Analyse, Rechenspiele (nur wenn Österreich gegen Island – und Frankreich gegen die Schweiz verliert, könnte es noch eng werden) und die Vorbereitung auf den dritten Spieltag schon vorhanden. An einem solchen Sonntag, nach dem größten Erfolg des österreichischen Frauenfußballs, darf man aber einmal kurz durchschnaufen. Das hat sich das rot-weiß-rote Nationalteam verdient.

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Johannes Sturm, weltfussball.at aus Wageningen

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