Das österreichische Frauen-Nationalteam holt den Gruppensieg bei der Europameisterschaft und steht im Viertelfinale! Ja. Wirklich. Im dritten Spiel wurde vor 4.120 Zusehern in Rotterdam nun auch Island in die Knie gezwungen. Sarah Zadrazil und Nina Burger nutzten beim 3:0-Sieg zwei Patzer der Torfrau eiskalt aus, Stefanie Enzinger setzte den späten Schlusspunkt. Vorhang auf für die K.O.-Phase. Der dortige Gegner lässt noch auf sich warten, heißt aber wahrscheinlich Spanien.

Das erhoffte leichte Spiel wurde es im Sparta-Stadion nicht. Vorerst. Die bereits zuvor ausgeschiedenen Isländerinnen wurden von knapp 2.000 lautstarken Fans angestachelt und legten ein ordentliches Tempo und eine ordentliche Härte an den Tag.

Nach nur wenigen Sekunden brannte bei einem weiten Freistoß in den österreichischen Strafraum gleich einmal der Hut. Manuela Zinsberger konnte die Flanke nicht bändigen, ihre Mitstreiterinnen besserten den Fehler aber sofort aus. Das war das Warnsignal an die Thalhammer-Elf, die sich praktisch im Gegenzug ebenso vorstellte. Gudbjörg Gunnarsdóttir, ihres Zeichens Torfrau, hatte bei einem Hechtkopfball von Nina Burger aus nächster Nähe alle Hände voll zu tun, blieb aber Siegerin.

Langweilig wurde auch medizinischen Betreuerstab von Österreich nicht. Nicole Billa bekam einen Schlag in die Rippen, Lisa Makas und Sarah Puntigam mussten kartenwürdige Tacklings verschmerzen. Dominik Thalhammer regte sich lautstark darüber auf, mit ein wenig Genugtuung sah er aber, dass sein Team immer mehr Kontrolle über das Spiel erlangte.

Torfrau Gunnarsdóttir stellte Sarah Zadrazil und zweimal Nicole Billa mit ihren Blitzreflexen aber auf eine Geduldsprobe. Gerade als Österreich dachte, dass es an ihr kein Vorbeikommen geben würde, zeigte sie ihr ganz anderes Gesicht. Und zwar doppelt.

Schöne Bescherung

Eine an sich harmlose Flanke von Nina Burger konnte sie nicht herunterfangen, Sarah Zadrazil bedankte sich artig für dieses Geschenk und stellte aus kurzer Distanz auf 1:0 (36.). Es sollte nicht das einzige Blackout der Schlussfrau bleiben, denn nur wenige Minuten später lud sie wieder zum Tag der offenen Tür. Zadrazil lenkte einen Eckball mit dem Kopf in Richtung Tor, auch Nina Burger war noch dran – Gunnarsdóttir ließ jedenfalls passieren und versank im Boden. 2:0.

Damit ging es in die Pause. Wie sagt man in Holland? Der Kas ist gegessen. Ob so die Ansprache von Dominik Thalhammer lautete, ist natürlich nicht überliefert. Aber ganz danach verlief die zweite Hälfte.

Über diese braucht man kaum Worte verlieren. In der 90. Minute gab es schließlich noch ein Da Capo. Die eingewechselte Nadine Prohaska scheiterte noch mit einem Volley, den Abpraller versenkte Stefanie Enzinger, ebenso erst ins Spiel gekommen, in den Maschen zum 3:0-Endstand.

Als der Abpfiff schließlich ertönte kannte der Jubel keine Grenzen. Die knapp 1.000 mitgereisten Österreicher bedankten sich beim Team "I Am From Austria" und vice versa. In Tillburg steigt am Sonntag das Viertelfinale. Der Gegner ist noch komplett offen. England führt die Gruppe D an, Spanien hat die besten Chancen auf den zweiten Platz - und auf den wird Österreich treffen. Aber auch Portugal und Schottland haben noch Aufstiegschancen. Wer auch immer es sein wird, dieses österreichische Nationalteam hat den Heimflug mit Sicherheit noch nicht gebucht.

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>> Ergebnisse und Tabelle EM-Gruppe C

Johannes Sturm, weltfussball.at aus Rotterdam