02.08.2017 11:35 Uhr

Wagner: "Wir wollen uns kein Limit setzen"

David Wagner und Huddersfield spielen im kommenden Jahr in der Premier League
David Wagner und Huddersfield spielen im kommenden Jahr in der Premier League

David Wagner hat Huddersfield Town als Trainer sensationell in die Premier League geführt. Im Interview spricht der 45-Jährige über die neue Saison, seine Erwartungen und das Interesse der Konkurrenz.

Haben Sie den Aufstieg in die Premier League inzwischen realisiert?

David Wagner: Klar, wir sind jetzt in der Premier League und versuchen dort auch, unser Ding zu machen. Aber der Moment, in dem man sich wirklich mal zurücklehnen kann, den gibt es eigentlich nicht. Gerade in England bist du ja nicht nur Trainer, sondern auch Manager. Da geht es direkt weiter.

Mit dem Erfolg haben auch Sie Begehrlichkeiten geweckt. Wie haben Sie das aufgenommen?

Ich bin lange genug in diesem Geschäft dabei. Ich weiß, dass man gelobt, bisweilen auch gefeiert wird, wenn deine Mannschaft etwas hinbekommt - und wenn nicht, wirst du gefeuert. Das hat mich also nicht überrascht oder übermannt, das ist einfach Business.

Wie schnell war Ihnen klar, den Weg mit Huddersfield weitergehen zu wollen?

Das war ganz lange nicht klar. Ich musste schon schon den ein oder anderen Gedanken sammeln. Außerdem musste ich mich mit unserem Besitzer zusammensetzen, um zu erfahren, was er vorhat. Auch ihn hat das überrascht. Aber nach diesen Gesprächen war klar, dass ich das machen will.

Was gab den Ausschlag?

Am Ende war es so: Ich habe mich hingesetzt, habe die Augen zugemacht und habe gedacht: Irgendjemand Anderes gewinnt jetzt mit deiner Mannschaft zwei Spiele in der Premier League? Das hat sich so beschissen angefühlt, dass ich gesagt habe: Ich mache hier weiter.

Neben Ihnen als Trainer stehen inzwischen sechs deutsche Profis in Huddersfield unter Vertrag. Wie wichtig ist der deutsche Einfluss?

Die deutschen Spieler haben uns sehr weitergeholfen, insbesondere, was die Professionalität betrifft. Sie haben neue Aspekte eingebracht. Die Engländer haben sich einiges abgeschaut. Andererseits wurden die Deutschen überrascht, wie hart, wie aggressiv, aber auch fair in England Zweikämpfe geführt werden. Das haben sie adaptiert. Irgendwie hat Jeder von Jedem profitiert.

Mourinho, Wenger, Conte, Klopp, Guardiola - Wagner. Wie hört sich das an?

Passt nicht, oder? (lacht) Auch in der Championship gab es herausragende Trainer wie Benitez, Carvalho oder di Matteo. Natürlich sind das jetzt große Namen. Aber das ist nichts, was mich tagtäglich beschäftigt.

Hat sich Ihre Arbeit verändert?

Es ist mehr Medienarbeit - und unser ganzer Verein stellt sich neu auf. Es wird viel umstrukturiert, umgebaut. Und da bin ich in der Position des Managers schon gefragt. Deshalb ist der Arbeitsaufwand extrem. Der größere Unterschied war aber, als ich von Deutschland nach England gekommen bin.

Die Konkurrenz schmeißt mit Millionen um sich. Macht Ihnen das Angst?

Nein, daran sind wir mittlerweile gewöhnt. Wir wissen, dass wir in dieser Liga finanziell nicht mitspielen können. Das war aber letzte Saison schon genau so. Auch da waren wir nur unter den letzten Fünf. Wir dürfen und können uns nicht auf diese finanziellen 'Battles' einlassen, da verlieren wir. Wir müssen andere Wege gehen, daran arbeiten wir.

Wie sieht dieses Erfolgsgeheimnis aus?

Wir arbeiten weniger mit Individualisten, sondern mit der Mannschaft und versuchen so, unsere Stärken zu entwickeln. Wir wollen unangenehm sein. Es geht für uns nicht darum, den teuersten Transfer zu machen. Es geht darum, dass ein Transfer für unsere Mannschaft der beste ist. Der kann dann für englische Verhältnisse auch mal bescheiden ausfallen. Wir müssen ganz, ganz extrem über unser Team kommen, über unsere Identität, über unsere sehr aggressive Art des Fußballspielens. Dann schauen wir mal, wie die Anderen damit zurecht kommen.

Wie groß ist die Zuversicht, das Ziel zu erreichen?

Die Zuversicht ist immer da. Ich will nicht sagen grenzenlos, aber ausreichend. Wir haben eine Chance. Es liegt an uns, was wir daraus machen.

Wann ist die Saison für Huddersfield erfolgreich?

Wenn wir sagen können, wir haben das Maximale für Huddersfield herausgeholt. Dann sind wir 100 Prozent glücklich und auch auf einem Tabellenplatz, der uns berechtigt, auch eine weitere Saison in der Premier League zu spielen. Wir wollen uns kein Limit setzen und uns selbst beschneiden.

Wissen Sie, was am 28. Oktober ist?

Länderspielpause?

Nein, da geht es gegen den FC Liverpool und Ihren Kumpel Jürgen Klopp. Gibt es eigentlich noch Zeit, sich auszutauschen?

Wir telefonieren in der Regel jede Woche mehrmals. Gesehen haben wir uns zuletzt nicht so häufig, weil wir sehr viel zu tun haben. Aber am 28. Oktober werden wir uns dann sehr wahrscheinlich wiedersehen.

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