03.08.2017 23:50 Uhr

ÖFB-Frauen: "Es ist so, so schade"

Nach vorne zu blicken fällt schwer
Nach vorne zu blicken fällt schwer

"Alles was uns gegen Spanien ausgezeichnet hat, die Nervenstärke, die Lockerheit, das alles war heute nicht da", wusste ÖFB-Teamchef Dominik Thalhammer am Donnerstagabend nach dem bitteren Out im Halbfinale der Frauen-Europameisterschaft 2017 in den Niederlanden.

Seine Mädels waren am Boden zerstört. Ausgerechnet im Elfmeterschießen schied Österreich gegen Dänemark aus. Der Traum vom ultimativen Coup ist geplatzt. Es fiel anschließend schwer, ans Positive, an die unglaublichen Leistungen davor zu denken.

Die mentale Stärke, die Österreich dieses Mal im Elfmeterschießen verlassen hatte, kehrte dennoch bei den Interviews aber zurück. Mutig stellten sich die Spielerinnen den Fragen der Journalisten. Obwohl sie sicher in diesem Moment andere Dinge im Kopf hatten.

"Es gehört dazu, man muss sich den Interviews stellen, wenn es gut läuft und wenn es nicht gut läuft. Das ist der Sport", erklärte Carina Wenninger. "Es ist so, so schade. Es hat nicht sein sollen. Vom Kopf her hatten wir nicht so die Frische. Wir konnten unser Spiel nicht so durchziehen, wie wir es wollten", meinte Laura Feiersinger.

"Es war Krieg", lachte Dänemark-Coach Nils Nielsen. "Das Testspiel vor der EM hat uns heute sicherlich mehr geholfen als Österreich, wir wussten, was auf uns zukommt. Aber dennoch war Österreich so schwer zu knacken. Wir hatten riesengroße Probleme."

Der Knackpunkt war sicherlich der verschossene Strafstoß von Sarah Puntigam. "Ich war mir sicher, dass ich treffen würde. Ich wollte ihn rechts ins Eck schießen. Leider ist er mir drübergerutscht", erinnerte sich die Schützin und fügte ein vorsichtiges "Ich hoffe, das setzt sich nicht so sehr in meinem Kopf fest" an.

Danach lief es bei der Taktgeberin nicht mehr rund: "Ich habe eigentlich versucht es auszublenden. Aber je länger das Spiel gegangen ist, desto mehr hat es mich beschäftigt. Ich wollte es vergessen, aber so ganz ist mir das ehrlich gesagt nicht gelungen."

Fehlende Entschlossenheit - auch vor dem Elfmeterschießen

Als auf der Anzeigetafel eine dreistellige Minutenanzahl prangte, machten sich die schwindenden Kräfte bemerkbar. "Ich war nicht unzufrieden damit, dass wir ins Elfmeterschießen gekommen sind. Am Schluss der Verlängerung hatten wir das Glück auf unserer Seite, so ehrlich muss man sein", stöhnte Wenninger.

Vor dem Elfmeterschießen hatte die Innenverteidigerin ein gutes Gefühl. Auch wenn es bei der Auswahl einen Moment des Zögerns gab.

"Die ersten drei oder vier Schützinnen haben sich schnell gemeldet. Dann war eine kurze Stille und deswegen habe ich mich gemeldet. Ich schieße nicht so oft aufs Tor, wahrscheinlich gibt es Spielerinnen, die abschlussstärker sind. Aber ich habe mir gedacht, dass ich Verantwortung übernehmen muss. Ich hätte als Vierte geschossen", erkärte Wenninger. "Vielleicht haben die Spielerinnen einfach mehr nachgedacht", fragte sich Thalhammer.

Gemischte Gefühle hatte der geknickte Trainer: "Das ist alles gar nicht so leicht einzuordnen. Einerseits haben wir ein großartiges Turnier gespielt. Wir haben in fünf Spielen ein Tor bekommen und das aus einer Standardsituation. Die andere Seite der Medaille ist, dass wir im Elferschießen verloren haben."

"Jeder hat sich einfach nur gewünscht, dass der Traum noch ein paar Tage weitergeht", gestand Wenninger. Österreich ist jetzt unsanft aufgeweckt worden. Vielleicht herrscht im Moment eine Orientierungslosigkeit, aber schon sehr bald wird man draufkommen, dass es kein Traum war – sondern hart erkämpfte Realität.

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Johannes Sturm, weltfussball.at aus Breda

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