14.08.2017 13:00 Uhr

Berlins Tafelsilber Weiser hat die CL im Visier

Er liebt den Wettkampf mit den Besten: Mitchell Weiser (l.)
Er liebt den Wettkampf mit den Besten: Mitchell Weiser (l.)

Mitchell Weiser ist bei Hertha BSC zum absoluten Leistungsträger gereift. Wohl schon im Sommer 2018 wird der 23-Jährige für die Berliner nicht mehr zu halten sein.

Jürgen Klopp war schwer angetan. Als der Teammanager mit dem FC Liverpool in der Vorbereitung zum Jubiläumsspiel bei Hertha BSC gastierte, hob der frühere Dortmunder Meistertrainer nur einen Berliner namentlich hervor. "Die rechte Seite von Hertha hat böse Betrieb gemacht. Das lag nicht nur an der Qualität von Hertha, speziell von Mitchell Weiser", sagte Klopp nach dem lockeren 3:0-Erfolg der Reds im Juli.

Klopps Würdigung war angesichts der starken Leistung Weisers nur folgerichtig - und ein Beleg für den Stellenwert, den Weiser sich nach zwei Jahren in Berlin erarbeitet hat. Wenn Hertha BSC am Montagabend in der ersten Runde des DFB-Pokals beim Drittligisten Hansa Rostock das erste Pflichtspiel der Saison bestreitet, führt auf der rechten Seite der Berliner kein Weg am Publikumsliebling vorbei.

"Inzwischen sehe ich mich als Führungsspieler. Das ist eine Entwicklung, die mir viele nicht zugetraut haben", sagte Weiser zuletzt im kicker. Als Aussortierter unter Pep Guardiola war Weiser 2015 von Bayern München an die Spree gewechselt.

Hertha und Weiser entwickeln sich gemeinsam

Die Bayern hatten sich als eine Nummer zu groß erwiesen, der Sprung aus der Jugend des 1. FC Köln zum deutschen Branchenprimus kam zu früh. Inzwischen dürften die Verantwortlichen den Abgang Weisers durchaus bereuen. Denn in Berlin vollzog Weiser eine enorme Entwicklung, er erhielt Einsatzzeiten und das Vertrauen von Coach Pál Dárdai, das er regelmäßig mit Leistungen zurückzahlt.

"Hertha war bisher die perfekte Adresse für mich. Die Mannschaft hat sich entwickelt, ich habe mich entwickelt. Und beide Entwicklungen sind noch nicht zu Ende", sagte Weiser. Mit seinen Dribblings, Vorlagen und Toren hat er maßgeblichen Anteil daran, dass sich der Fahrstuhl-Klub in der Bundesliga nach zwei guten Spielzeiten etabliert hat.

Auch dem Deutschen Fußball-Bund ist Weisers Entwicklung nicht verborgen geblieben. Mit der U21 gewann er den EM-Titel, im Finale gegen Spanien köpfte er das umjubelte Siegtor, das als "Tor des Monats" ausgezeichnet wurde. Irgendwann, hofft Weiser, kann auch Bundestrainer Joachim Löw nicht mehr an ihm vorbeikommen. "Die Nationalmannschaft bleibt ein Traum, da möchte ich hin", sagte er.

Weiser, der bewusste Provokateur 

Weiser polarisiert. Im Internet wird er wegen seines extravaganten Modegeschmacks gefeiert, 263.000 Follower bei Instagram bewundern und belächeln seine fransigen Hosen, bunten Baseball-Kappen und die eigenwillige Schuhwahl.

Auf dem Spielfeld provoziert er mitunter. "Ich mag es, ausgepfiffen zu werden. Das pusht mich. Auf dem Platz passiert viel, was man draußen nicht mitbekommt. Trashtalk, Nickligkeiten", sagte Weiser. Er sei jedoch "niemand, der anfängt".

Wie lange die Berliner noch Freude an Weiser haben werden, ist fraglich. Sein Vertrag läuft noch drei Jahre, blüht er jedoch weiter auf, werden sich Weiser und Manager Michael Preetz im Sommer 2018 wohl zu Verhandlungen treffen. "Ich möchte mich schon irgendwann mit Gegnern wie dem FC Liverpool nicht nur in Testspielen messen, sondern im Wettbewerb", sagte Weiser: "Ich will mittelfristig mit einem Top-Klub in der Champions League spielen."

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