29.09.2017 13:53 Uhr

Morata bei Chelsea: Eiskalter Schwiegersohn

Álvaro Morata (M.) wechselte im Sommer von Real zu Chelsea
Álvaro Morata (M.) wechselte im Sommer von Real zu Chelsea

Satte 80 Millionen Euro überwies der FC Chelsea vor der Saison für Álvaro Morata an Real Madrid. Gut investiertes Geld, wie sieben Treffer in acht Pflichtspielen zeigen. Beim Top-Spiel gegen das formstarke Manchester City am Samstag (ab 18:30 Uhr im Liveticker) ruhen Chelseas Hoffnungen ebenfalls auf Morata. Der teuerste spanische Fußballer aller Zeiten genießt bei den Blues auch deswegen so große Wertschätzung, weil er ein ganz anderer Typ ist als sein Vorgänger Diego Costa.

Der Start für Álvaro Morata bei Chelsea ging gründlich in die Hose. In seinem ersten offiziellen Einsatz im neuen Trikot verschoss der Angreifer gleich mal einen Elfmeter.

Das Spiel um den prestigeträchtigen Community Shield, Englands Superpokal, verlor der Meister Anfang August gegen FA-Cup-Sieger Arsenal - mit 1:4 nach Elfmeterschießen.

Moratas Fehlschuss hatte also schwerwiegende Konsequenzen. Der erste Titel der neuen Saison war futsch. "Danach litt ich ein paar Tage", gab Morata später zu.

Morata glänzt in Liga und Champions League

Sieben Wochen später ist die Gefühlslage beim Spanier eine komplett andere. Seinen ihm vorauseilenden Ruf als eiskalter Knipser hat er inzwischen bestätigt. In der Premier League traf Morata beim 4:0-Erfolg bei Stoke City am vergangenen Wochenende dreifach - seine Tore Nummer vier, fünf und sechs im sechsten Ligaspiel für Chelsea.

In der Champions League erzielte er zuletzt den wichtigen Treffer zum 1:1 beim Auswärtsspiel gegen seinen Jugendverein Atlético Madrid. Chelsea drehte die Partie in der Nachspielzeit und nahm drei wichtige Zähler mit nach London.

"Natürlich bin ich sehr glücklich. Das war ein wichtiger Sieg für uns. Es ist immer ein gutes Gefühl, wenn man trifft", sagte Morata nach dem Spiel. "Meine Spieler haben tolle Arbeit abgeliefert. Wir haben Moral gezeigt", freute sich Teammanager Antonio Conte.

Morata war auf der Suche nach Hauptrolle

Dass es Morata überhaupt für die klubinterne Rekord-Ablösesumme an die Stamford Bridge zog, ist zu einem guten Teil auch Contes Verdienst.

"Ich bin zu Chelsea gewechselt, weil der Klub und der Trainer an mich glaubten", erklärte der als feinfühlig geltende Morata seine Entscheidung für die Blues. Manchester United, ebenfalls ein aussichtsreicher Kandidat im Rennen um den Stürmer, bekam einen Korb.

Nachdem Morata sowohl bei seinem zweijährigen Gastspiel für Juventus Turin als auch bei Real im Schatten anderer Stars stand, gierte der 1,90-Meter-Schlaks nach einer Hauptrolle – und Conte räumt ihm diese ein.

Conte baggert ein Jahr an "Gentleman" Morata

"Ich mag ihn, weil er ein kompletter Spieler ist. Er hat einen fantastischen Torriecher und einen guten Abschluss, das gewisse Gespür für den Raum", lobt der Coach den Angreifer. "Er hat unsere Art des Fußballs und unsere Idee vollständig angenommen."

Bereits im vergangenen Jahr soll Conte erstmals seine Fühler nach Morata ausgestreckt haben. Eine Verpflichtung scheiterte damals aber am Veto Reals.

Der Kontakt zwischen Trainer und Spieler riss danach jedoch nie ab. "Conte kennt mich besser, als ich es mir vorstellen kann", sagt Morata.

Abseits der sportlichen Qualitäten schätzt Conte an seinem neuen Sturmführer auch dessen umgängliche Art. "Er ist ein echter Gentleman. Wenn man eine Tochter hat, wünscht man sich diese Art von Person als Schwiegersohn", schwärmt der Trainer.

Diego Costa musste wegen Charakterschwäche gehen

Genau das hat Morata seinem Vorgänger Diego Costa voraus. Den oft divenhaften Torjäger jagte Conte aufgrund charakterlicher Mängel vom Hof - obwohl Costa in der abgelaufenen Saison in der Premier League starke 20 Tore erzielte.

Mit der impulsiven Art des gebürtigen Brasilianers, der im Januar zu seinem Ex-Klub Atlético zurückgeht, kam der Disziplin-Fanatiker aus Lecce nie zurecht.

"Der Trainer muss das Sagen in der Umkleide haben, sonst herrscht Anarchie", so Contes Credo. Costas Mätzchen untergruben in seinen Augen diese Autorität.

Morata akzeptierte Reservistenrolle bei Real

Morata dürfte dem früheren italienischen Nationalcoach in dieser Hinsicht keine Probleme machen. Als Unruhestifter ist der EM-Teilnehmer von 2016 nicht bekannt - im Gegenteil.

Bei Real akzeptierte Morata in der vergangenen Spielzeit klaglos seine Rolle als Edelreservist. Die "BBC"-Offensive mit Gareth Bale, Karim Benzema und Cristiano Ronaldo war gesetzt. Shooting-Star Marco Asensio avancierte im Saisonverlauf zum Joker Nummer eins.

Als der Wechsel zu Chelsea in trockenen Tüchern war, verabschiedete sich Morata dennoch mit Tränen in den Augen aus dem Trainingslager der Königlichen. "Ich verlasse mein Zuhause, denn so fühle ich Real Madrid", schrieb der 24-Jährige in einem emotionalen Statement in den sozialen Medien.

Tobias Knoop

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