30.09.2017 19:35 Uhr

96 akzeptiert Niederlage durch Video-Beweis

Hannover 96 ist erstmals besiegt. Der Aufsteiger beeindruckte nach der Niederlage bei Borussia Mönchengladbach aber mit seiner Fairness. Denn geschlagen wurden die Niedersachsen durch einen Video-Beweis.

Horst Heldt hätte ausrasten können, Zeter und Mordio schreien. Doch der Sportdirektor von Hannover 96 und alle Spieler nahmen den Knockout in letzer Sekunde durch einen bemerkenswerten Videobeweis beeindruckend sportlich.

Nach der ersten Saison-Niederlage des Aufsteigers, die Schiedsrichter Christian Dingert in der 94. Minute mit seinem Elfmeterpfiff nach minutenlangem Zögern quasi besiegelt hatte, war aus dem Lager der "brutal enttäuschten" 96er kein einziges Wort des Vorwurfs zu hören.

"Der Schiedsrichter hat alles richtig gemacht. Er hat alle Möglichkeiten ausgeschöpft, sie haben sich beraten", lobte Heldt nach dem 1:2 (0:0) bei Borussia Mönchengladbach.

Martin Harnik, der es kurz zuvor fertig gebracht hatte, aus zwei Metern vor dem leeren Tor die Querlatte zu treffen, räumte sogar ein: "Aus meiner Position war das ein klarer Elfmeter."

Elfer-Schütze Hazard zum Überlegen gezwungen

An die Szenerie im Stadion werden sich die Fans allerdings noch gewöhnen müssen. Nach einer unnötigen Grätsche des 96-Verteidigers Salif Sané gegen Vincenzo Grifo pfiff Dingert und zeigte energisch auf den Elfmeterpunkt.

Doch dann schlichen sich Zweifel ein, die auch eine Rücksprache mit Wolfgang Stark in der Kölner Zentrale nicht zerstreute. Es war ein Kann-, kein Muss-Elfer.

Dingert stand eine Minute lang mit dem Finger am Ohr im Strafraum, dann schritt er über den ganzen Platz in die Review Area. Dort sah er sich in Ruhe noch einmal alles an.

Thorgan Hazard war als Gladbacher Schütze ausgeguckt worden und stand mit dem Ball in der Hand wie verloren herum.

"Ich habe die ganze Zeit überlegt", berichtete er: "Schießt du nach links? Rechts? Mitte? Rechts?" Dingert blieb bei Elfmeter - Hazard verwandelte links unten zum Sieg. "Fußball soll gerecht sein", sagte 96-Trainer André Breitenreiter fair.

Plädoyer für den Video-Beweis

Aus einer Szene mit Erregungspotenzial wurde eine Situation, in der nach den wüsten Diskussionen der vergangenen Wochen deutlich wurde, wie sinnvoll der Videobeweis sein kann.

"Wir haben uns entschieden, das ein Jahr lang zu testen. Jetzt müssen wir dem Videobeweis die Chance geben, sich durchzusetzen", sagte Gladbachs Trainer Dieter Hecking scharf, "wer das nicht kapiert, tut mir leid!"

Es gab allerdings noch eine Szene, auch mit Videobeweis, die Heldt doch in Rage brachte. Der Gladbacher Fabian Johnson hatte den Ball im Strafraum an die Hand bekommen. Elfmeter gab es nicht.

"Da zweifle ich an der Regel", schimpfte Heldt, "die ist bescheuert, total schwammig, das ist dämlich." Die Regelhüter beim International Football Association Board, so Heldt, "entscheiden so viel Mist, da können sie auch mal was klarziehen".

Harnik hadert: Ergebnis ist "scheiße"

Harnik trauerte seiner Riesenchance beim Stand von 1:1 nach. "Ich habe schon viele Chancen vergeben, auch kläglich", sagte der Schütze des Ausgleichs (71.) nach dem Gladbacher 1:0 durch Matthias Ginter (67.).

Seine Analyse überraschte: "Diese zähle ich nicht dazu. Der Ball kam sauscharf, der kann reingehen oder aus dem Stadion fliegen." Das Ergebnis aber, das sei nur eins: "Scheiße."

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