03.10.2017 10:35 Uhr

Unruhen um Referendum setzen Barça zu

Der FC Barcelona wird von politischen Unruhen erfasst
Der FC Barcelona wird von politischen Unruhen erfasst

Das Referendum zur Unabhängigkeit Kataloniens hat auch beim FC Barcelona Spuren hinterlassen. Barça schloss sich am Dienstag einem Generalstreik an. Verteidiger Gerard Piqué wurde zur Symbolfigur.

Am Dienstag machte der FC Barcelona erstmal für einen Tag dicht. Aus Protest gegen die Polizeigewalt beim katalanischen Unabhängigkeitsreferendum schloss sich Barça einem Generalstreik an. Im Hinterkopf waren da aber immer noch die Tränen von Gerard Piqué.

Weinend hatte Piqué am Sonntag im Bauch des Nou Camp über die erschütternden Ereignisse gesprochen.

"Ich bin und ich fühle mich katalanisch, und bin ich mehr denn je stolz auf das katalanische Volk", sagte der Barça-Verteidiger, der im Lichte der Eskalationen rund um das Referendum quasi zu einer Symbolgestalt wurde.

Rücktritte wegen Las-Palmas-Spiel

Piqué hatte sich von Kameras begleiten lassen, als er am Sonntagvormittag seine Stimme abgab - und er verlieh später nach all den bedenklichen Bildern seinen Gefühlen in bemerkenswerter Weise Ausdruck.

Ja, das Referendum war nicht verfassungskonform, das Einschreiten der Behörden gleichwohl völlig überzogen. "Es gab keine Gewalttaten, und die nationale Polizei und der Zivilschutz kamen hierher, um das zu tun, was sie getan haben", sagte Piqué mit bewegter Stimme.

Als Piqué fassungslos über die Ereignisse mit mehr als 800 Verletzten sprach, hatte Barça gerade das Meisterschaftsspiel gegen UD Las Palmas 3:0 gewonnen, es war aus Sicherheitsgründen ohne Zuschauer ausgetragen worden.

Die spanische Liga hatte einer kurzfristigen Verschiebung nicht zugestimmt und Barca bei einer Weigerung mit Niederlage am Grünen Tisch, Punktabzug sowie empfindlicher Geldstrafe gedroht. Weil Barça letztlich klein beigab, reichten die Vizepräsident Carles Vilarrubí und Jordi Monés ihren Rücktritt ein.

Guardiola entsetzt über die Polizeigewalt

All das rief in England auch Pep Guardiola auf den Plan, der seit Jahren als Verfechter der katalanischen Separatismusbewegung bekannt ist. Barças Ex-Coach zeigte sich ebenfalls erschüttert von den staatlich orchestrierten Gewaltexzessen.

"Sie unterstützen Polizisten, die Menschen attackieren, die zur Wahl gehen wollen. Das sind doch keine Bankräuber. Menschen sind mit Gummigeschossen verletzt worden, die sind in Katalonien illegal", sagte Guardiola bei Catalunya Radio.

Und er kritisierte die Umstände, in denen das Spiel stattfand. "Ich hätte es gar nicht ausgetragen, aber wenn man sich dafür entscheidet, dann mit Zuschauern und allen möglichen Konsequenzen", befand der Teammanager von Manchester City.

Guardiola war zumindest froh darüber, dass die Welt wahrnahm, wie mit den Bürgern umgegangen wurde: "Spanien wird seine Realität verbergen, aber der Rest der Welt wird sie zeigen."

Referendum ein "Angriff auf den Rechtsstaat"?

Es ging Guardiola wie Piqué vordergründig nicht darum, ob die Wahl letztlich zur Abspaltung Kataloniens von Spanien führt, es ging ihnen vor allem darum, dass es die Menschen selbst entscheiden können.

Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy nannte die Abstimmung jedoch einen "Angriff auf den Rechtsstaat". Piqué, der sogar seine Nationalmannschaftskarriere infrage stellte, hielt dem entgegen: "In den vielen Jahren unter Francos Diktatur konnten wir nicht wählen, und ich denke, das ist ein Recht, das wir mit jedem möglichen Gesetz verteidigen müssen."

Wie Guardiola bekräftigte Piqué, die Bestrebungen Kataloniens hätten keineswegs etwas mit grundsätzlicher Antipathie gegen Spanien zu tun.

Aber sollte er nicht mehr erwünscht sein, dann bitte: "Wenn ein Trainer oder ein Funktionär des Verbandes meint, ich sei ein Problem oder störend, dann habe ich kein Problem damit, zurückzutreten und die Nationalmannschaft vor 2018 zu verlassen."

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