10.10.2017 11:10 Uhr

Windtner-Rücktrittsrufe bei Koller-Party

Sprechchöre, Welle und Publikumsliebling: Marcel Koller nahm Abschied vom ÖFB
Sprechchöre, Welle und Publikumsliebling: Marcel Koller nahm Abschied vom ÖFB

Der Abschied von Marcel Koller als ÖFB-Teamchef am Montagabend mit dem 1:0-Auswärtssieg in Chișinău gegen die Republik Moldau zum Abschluss der WM-Qualifikation hat klar gezeigt, wie die österreichischen Fans die Lage sehen: Sprechchöre und Jubelwelle für den Publikumsliebling, aber Rücktritts-Aufforderungen für Verbands-Boss Leo Windtner.

3:2-Erfolg gegen Gruppensieger und WM-Starter Serbien sowie nun der mühsame aber ebenso wichtige Zähler für die Reihung in der UEFA Nations League bringende Auftritt in "Moldova". Mehr als sechs Punkte kann man aus zwei Spielen (in denen es noch dazu keine Chance mehr auf die Teilnahme an der Weltmeisterschaft 2018 in Russland gab) nicht machen. Charaktertest bestanden, Teamchef würdig in seine bevorstehende Freistellung geschickt, aber auf die ÖFB-Spitze kommen harte Zeiten zu.

Die Mannschaft war von den mitgereisten Fans gemeinsam mit dem Betreuer-Team nach dem Schlusspfiff vor dem Auswärtssektor gefeiert worden. Ein Goldtor von Louis Schaub sorgte mit einem Sieg dafür, dass es auch einen Grund für die Mini-Party gab. Marcel Koller stand am Ende sogar alleine vor den treuesten der rot-weiß-roten Schlachtenbummler und dann gingen seine Hände zum Himmel. "La ola" auf den Rängen folgte. Die "einfachen" Fans wissen, was der österreichische Fußball dem Erfolgscoach aus der Schweiz zu verdanken hat.

"Windtner raus!": Österreichs Fußball-Fans haben eine klare Meinung

Andere Menschen, die es durch für sie glückliche Fügungen des Schicksals an die Spitze des ÖFB, der Landesverbände oder früher eines Bundesliga-Vereins gespült hat, haben hingegen kein Gespür für ein würdevolles "Auf Wiedersehen". Dann waren sie plötzlich da. Kurz, aber deutlich vernehmbar: "Windtner raus!", hallte es durch das sich leerende Stadionul Zimbru.

Der ÖFB-Präsident ist für viele Anhänger reif für den Rücktritt. Erst seine Führungsschwäche hatte das Macht-Vakuum und die Chaos-Wochen durch die Wortmeldungen der Landesfürsten möglich gemacht. Beim Länderspiel im November daheim gegen Uruguay kündigen sich weitere Protestaktionen gegen den Mann an der Verbandsspitze an. Auf Leo Windtner warten harte Zeiten.

Rüge für Niederösterreichs Verbands-Chef Gartner

Zumindest stellte sich der ÖFB-Chef aber Dienstagfrüh vor dem Rückflug in Chișinău noch einer kleinen Journalisten-Runde. Auch weltfussball war dabei, als der sichtlich vom Geschehen mitgenommene Oberösterreicher auf die schwerwiegenden Vorwürfe von Niederösterreichs Verbands-Präsident Johann Gartner einging: "Es bringt überhaupt nichts, so einen Dialog in der Öffentlichkeit zu führen, noch dazu, wo wir eine überdurchschnittlich intelligente Spielergeneration haben."

Außerdem bemängelte Windtner die Behauptungen von Gartner bezüglich einer angeblichen Gruppenbildung im Team und der Weigerung von David Alaba, die ihm vom Teamchef zugedachte Rolle zu übernehmen. "Es ist in keinster Weise nachvollziehbar, dass Inhalte aus internen Dokumenten an die Öffentlichkeit getragen werden."

Gartner hatte sich bei seinen Angaben auf Aussagen von Willi Ruttensteiner berufen. Ob der nunmehrige Ex-Sportdirektor bei seiner Analyse der Talfahrt tatsächlich diese Begründungen lieferte, ließ Windtner offen. "Ich werde nicht öffentlich Dinge aus einer Präsidiumssitzung besprechen."

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Christian Tragschitz, weltfussball.at aus Chișinău

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