15.10.2017 13:30 Uhr

Ältester Rapidler als gefeierter Held

Kurz vor dem 105. Geburtstag der neue Rapid-Publikumsliebling: Otto Filipsky
Kurz vor dem 105. Geburtstag der neue Rapid-Publikumsliebling: Otto Filipsky

Der 1:0-Heimsieg des SK Rapid am Samstagabend gegen den SKN St. Pölten brachte wichtige drei Punkte, aber keinen Schönheitspreis. Dafür gibt es einen neuen grün-weißen Publikumsliebling mit fast 105 Jahren aus Niederösterreich.

Ein Goldtor von Joelinton in der 41. Minute nach idealer Vorarbeit von Österreichs Nationalspieler Louis Schaub brachte den Grün-Weißen den dritten Bundesliga-Sieg hintereinander. Inklusive ÖFB-Cup ist der Rekordmeister damit nun bereits sieben Bewerbsspiele ungeschlagen und geht mit Selbstvertrauen in den kommenden Derby-Doppelpack gegen den violetten Erzrivalen.

24.200 Zuschauer gegen das Schlusslicht, zahlreiche neue jugendliche Fans ins Stadion gelockt, eine tolle Aktion für die österreichische Krebshilfe und glückliche Gesichter nach dem Sieg: Wenn der populärste heimische Verein gewinnt, dann ist für viele Menschen das Wochenende angenehmer.

Sicher auch für Otto Filipsky. Der am 18. Oktober 1912 geborene rüstige Evergreen war kurz vor seinem 105. Geburtstag der Publikumsliebling schlechthin. Der Niederösterreicher wurde mit warmer Rapid-Jacke und Kapperl des legendären Walter Zeman eingekleidet, der Senior erhielt tosenden Applaus von den Rängen und wurde mehr gefeiert als der Siegestorschütze. Rapid bewegt.

Beim Derby muss fast alles besser werden

"Vor einiger Zeit hätten wir am Schluss noch den Ausgleich kassiert und die Partie nicht gewonnen. Inzwischen können wir aber hinten zu Null spielen und so ein Ergebnis über die Zeit bringen", fasste es Mario Sonnleitner nach Spielschluss in der Mixed Zone der Stadion-Katakomben zusammen. Niemand widersprach.

Auch Rapid-Coach Goran Djuricin bestätigte gegenüber weltfussball die treffende Analyse seines routinierten Abwehrspielers: "Ja wahrscheinlich, kann sein. Vor ein paar Monaten, wie das so war, haben wir uns nicht so viele Chancen herausgearbeitet. Deshalb glaube ich war der Sieg auch verdient. Ich jammere glaub ich auf hohem Niveau: Wir haben gewonnen, vier, fünf 'Hunderter' verhaut und einen Elfmeter verschossen. Die Partie kann auch ganz anders ausgehen. Aber im Fußball zählen eben nur die Tore und die drei Punkte. 1:0 genügt dafür auch. Ich bin ein Trainer, der eher das 4:2 liebt, aber das 1:0 nehme ich diesmal gerne."

Mit seiner Mannschaft hat der Rapid-Trainer vor dem mit Spannung erwarteten Derby im Ernst Happel-Stadion aber noch viel Arbeit vor sich. Eine klare Leistungssteigerung muss her, doch dessen ist man sich bei den Grün-Weißen bewusst. Kapitän Stefan Schwab ist zuversichtlich, dass die "Auswärtspartie" den Grün-Weißen entgegen kommt: "Vielleicht ist es für uns sogar ein Vorteil, dass wir auswärts spielen. Daheim wollte es im Derby zuletzt einfach nicht mit dem Sieg klappen. Aber wir alle kennen das Happel-Stadion und haben oft genug dort gespielt. Auf den Rängen wird es für uns ohnehin sicher kein Auswärtsspiel werden."

Wenn Rapid siegt, dann gibt es lachende Gesichter  

Davon kann man ausgehen. Der Rapid-Sektor im Prater ist längst ausverkauft. Die Anhänger der Grün-Weißen decken sich seither mit Karten für die "neutralen" Sektoren ein. So kommt der Lokalrivale, der beim letzten Heimspiel nur 5.850 Fans begrüßen durfte, zu seinem Liga-Saisonrekord. Einen Vorgeschmack auf die heiße Partie lieferten die Rapid-Fans, die ihre Schützlinge nach der Partie bereits auf das Prestigeduell einschworen.

Man muss SKN-Coach Oliver Lederer in Hütteldorf sehr dankbar sein, dass er im Finish auf eine Einwechslung von Maximilian Entrup verzichtete. Wenn der junge Mann als "Joker" eingelaufen wäre, dann hätte es wohl wenig erbauliche Szenen gegeben. Ein Kelch, der an allen Beteiligten vorüberging. Stattdessen gab es am Ende lachende Gesichter auch bei den Rapid-Ikonen Karl Brauneder und Antonin Panenka.

Der Freistoß-König und Europameister von 1976 ist im Westen von Wien immer noch ein gern gesehener Gast. Der 68-Jährige machte gegenüber weltfussball einmal mehr deutlich, wie sehr im sein Ex-Verein immer noch am Herzen liegt: "Rapid ist ein großer Teil meines Lebens. Das sind mehr als nur wunderschöne Erinnerungen. Die Begeisterung hier ist unglaublich. Leider haben wir zu meiner Zeit trotz Meistertitel, Cupsieg und Europacup-Finale nicht einmal annähernd so viele Zuschauer gehabt."

Panenka möchte den Grün-Weißen sogar helfen eine noch bessere Mannschaft aufzubauen. Der Bohemians-Präsident glaubt in Tschechien und der Slowakei interessante Spieler entdeckt zu haben. Ein Angebot der Zusammenarbeit welches Rapid-Sportchef Fredy Bickel nicht abschlagen sollte.

Beim SKN ist die Zuversicht ungebrochen    

Beim SKN St. Pölten ist man indes weiter zuversichtlich. Der starke Auftritt gab neuen Mut. Nur ein starker Reflex von Rapid-Keeper Richard Strebinger kostete den Gästen im Finish einen Punkt. Kein Wunder, dass Gäste-Trainer Lederer nach der Partie gegen seinen Ex-Verein zufrieden war: "Das war ein guter und großer Schritt. Es gibt zwar dafür null Punkte, aber die Leistung macht mich hoffnungsvoll für die Zukunft. Ganz so schwer sind unsere Punkte bisher nicht zusammen zu zählen, aber die Mannschaft lebt. Besser als mit diesem Spiel kann man das nicht beweisen. Am Ende der Meisterschaft werden wir lachen, davon bin ich überzeugt."

Die Emotionen und die Leidenschaft des Oliver Lederer tun dem SKN gut. Der Jung-Trainer, der demnächst gemeinsam mit Goran Djuricin die Abschluss-Prüfung zur UEFA-Pro-Lizenz absolviert, machte zudem auch Punkte auf der Sympathie-Skala gut. Gegenüber weltfussball gestand der 39-Jährige, dass ihm selbst bei der Heimpleite zuletzt gegen Sturm "Fehler passiert waren". Offen und ehrlich. Noch dazu zog er die richtigen Schlüsse und stellte sein Team gegen Rapid perfekt ein. Kompakt, aggressiv, zweikampfstark und beweglich.

Mit einem überragenden Martin Rasner, der an seine Glanz-Leistungen für Österreich bei der U20-WM in Neuseeland erinnerte. Macht der Mittelfeld-Motor so weiter, dann bleibt der SKN sicher nicht seine letzte Station. Vorgespielt in Hütteldorf hat er nun schon mal.   

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ct

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