19.10.2017 11:02 Uhr

Demirbay spricht über sein größtes Ziel

Kerem Demirbay reifte bei der TSG zum Nationalspieler
Kerem Demirbay reifte bei der TSG zum Nationalspieler

Kerem Demirbay hat alles richtig gemacht: Deutschland statt Türkei, Hoffenheim statt 2. Liga. Am Mittwoch hätte er seinen Wert für 1899 Hoffenheim auch außerhalb des Platzes unter Beweis stellen können.

Bei der Pressekonferenz vor dem Spiel in der Europa League gegen den türkischen Vizemeister Başakşehir fehlte der Dolmetscher. Der in Herten geborene und in Gelsenkirchen aufgewachsene Sohn türkischstämmiger Eltern wäre der perfekte Ersatz für den im Stau stehenden Übersetzer gewesen.

Den Aushilfs-Job übernahm Demirbay zwar nicht, doch im TSG-Trikot ist sich der 24-Jährige für keine Arbeit zu schade - aus gutem Grund.

"Es geht in dieser Spielzeit in vielerlei Hinsicht um extrem viel und ich bin sehr motiviert. Die Weltmeisterschaft ist natürlich ein großes Ziel. Und ich kann beeinflussen, ob ich dabei sein werde oder nicht - und zwar mit konstant guten Leistungen im Verein in allen Wettbewerben", sagte der Mittelfeldspieler: "Ich will da unbedingt mitspielen."

Obwohl Demirbay erst zwei Länderspiele (ein Tor) absolviert hat, glaubt der Hoffenheimer Leistungsträger an seine WM-Chance. Der Confed-Cup-Sieg hat den früheren Junioren-Nationalspieler der Türkei angefixt.

"Wenn man solche Triumphe feiert, pusht das einfach ungemein. Im Kreis dieser Auserwählten habe ich schnell festgestellt: Das sind die besten Spieler, mit denen ich je zusammengespielt habe", sagte Demirbay: "Ich fühle mich wohl auf dem Niveau."

WM-Traum mit Deutschland statt Quali-Aus mit der Türkei

Mit der Türkei hätte Demirbay dieses Niveau zumindest derzeit nicht erreicht. Schließlich hat sich die Nationalmannschaft - für die sich Demirbay kurz vor dem Confed Cup fast entschieden hätte - nicht für die Endrunde qualifiziert. Allerdings sah es vor rund einem Jahr auch noch nicht danach aus, dass aus Demirbay ein ernsthafter WM-Kandidat werden könnte.

Der Junge aus dem Ruhrgebiet kam im Sommer 2016 als Zweitliga-Spieler (1. FC Kaiserslautern, Fortuna Düsseldorf) in den Kraichgau - und wurde dort erst von Trainer Julian Nagelsmann zu einem Top-Spieler geformt.

Verwundert über diese rasante Entwicklung ist Demirbay allerdings nicht. "Ich muss gestehen, dass ich auch in der zweiten Liga nie daran gezweifelt habe, diesen Weg gehen zu können. Ich bin von Natur aus selbstbewusst", sagt der laufstarke Spielmacher, der nach dem Abgang von Sebastian Rudy zum Dreh- und Angelpunkt im TSG-Mittelfeld geworden ist: "So ist meine Persönlichkeit. Ich glaube immer an mich. Zu hundert Prozent."

Läuterung nach Schiri-Eklat 

Sein großes Selbstbewusstsein stand Demirbay vor zwei Jahren allerdings im Weg. Nachdem er im Anschluss an einen Platzverweis einen frauenfeindlichen Spruch in Richtung von Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus ("Ich finde, Frauen haben im Männerfußball nichts zu suchen") losgelassen hatte, wurde Demirbay zu einer "Erziehungsmaßnahme" verdonnert.

Er musste ein Mädchen-Fußballspiel als Schiedsrichter leiten. Sein Outfit (dunkle Jeans und heller Mantel) brachte ihm allerdings erneut Kritik ein.

Mit solchen Extravaganzen soll es vorbei sein. "Ich wurde sehr gut erzogen", sagt Demirbay heute: "Mein Opa hat mir zudem immer auf Türkisch gesagt: 'Kerem, ich bin stolz auf dich. Aber egal, was du erreichst und wie viel Geld du verdienst, diese Dinge machen dich nicht zu einem Mann - vergiss das nicht."

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