20.11.2017 10:03 Uhr

Der letzte Schuss des Perfekten

Hans-Joachim Abel gilt als Experte vom Elfmeterpunkt
Hans-Joachim Abel gilt als Experte vom Elfmeterpunkt

Über ein Viertel der Elfmeter wurden in der letzten Bundesliga-Saison verschossen. Einer kann darüber nur müde lachen: Hans-Joachim Abel. Am 20. November 1982 netzte der beste Strafstoßschütze der Bundesligageschichte zum letzten Mal aus elf Metern ein.

"Beim Elfmeterschießen wird nicht gezaubert", predigt Hans-Joachim "Jochen" Abel, noch heute. Im Interview mit der "Rheinischen Post" verrät er sein Geheimnis: "Ästhetik spielt keine Rolle. Mein Motto war: Hauptsache hinter der Linie. Je einfacher die Variante, desto besser." Abel muss es wissen: Er ist bis heute der erfolgreichste Strafstoßschütze der Bundesligageschichte.

Der gebürtige Düsseldorfer stürmte in den 1970er und 80er Jahren für Fortuna Düsseldorf, Westfalia Herne, den VfL Bochum und Schalke 04. Im Ruhrgebiet war der gelernte KfZ-Mechaniker eine gefeierte Ikone, im Rest des Landes vor allem für seine teils brachialen Elfmeter gefürchtet.

In seinen insgesamt 183 Bundesligaspielen trat der bullige Angreifer 16 Mal vom Punkt an - und verwandelte problemlos einen nach dem anderen. Und weil Abel auch alle seine sechs Strafstöße in der 2. Bundesliga sicher einnetzte, ist er noch heute alleiniger Rekordhalter.

Drucksimulation mit Currywurst und Bierchen

"Man darf beim Elfmeter nicht nachdenken", lautet die Devise des Erfolgsschützen. Gegenüber "ZEIT ONLINE" verrät Abel: "Ich habe mir vorher immer eine Ecke ausgesucht. Die meisten habe ich hoch und mit der Innenseite geschossen."

Von Tricks und Lupfern hält der Experte eher weniger: "Ich bewundere die Leute, die so kaltschnäuzig sind. Ich finde auch Elfmeter schön, bei denen der Torwart verladen wird. Aber ich war lieber auf der sicheren Seite, denn wenn das schiefgeht, darfst du dir einiges anhören."

Auch mit weit verbreiteten Mythen räumt Abel auf. Elfmeterschießen könne man beispielsweise definitiv trainieren: "Um den Druck nachzustellen, haben wir Wetten um Currywurst oder ein Bierchen mit dem Torwart am Laufen gehabt."

Außerdem dürfe der Gefoulte auch selbst schießen: "In meiner gesamten Profi-Karriere habe ich nur einen Strafstoß rausgeholt, weil ich mich selten theatralisch fallenließ. Den habe ich mir nicht nehmen lassen und verwandelt."

"Ich hoffe, ich habe kein Tier verletzt"

Nur im DFB-Pokal wollte es mit den Elfmetern nicht so richtig klappen. In Uerdingen scheiterte Abel 1979 für den VfL Bochum vom Punkt: "Den werde ich nie vergessen. Hinter dem Stadion war ein Zoo. Ich glaube, ich habe in den Zoo reingeschossen und hoffe nur, dass ich kein Tier verletzt habe."

Die Fans an der Castroper Straße dürften ihrem Bundesliga-Rekordtorjäger den Fehlversuch schnell verziehen haben. Seinen letzten Elfer im Oberhaus versenkte Abel aber für Schalke 04: Vor 25 Jahren, am 20. November 1982, lief "Mr. 100 Prozent" im Gelsenkirchener Parkstadion gegen Eintracht Frankfurt an und verwandelte sicher - wie immer!

Benedikt Strickmann

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