24.11.2017 11:14 Uhr

Erste Bruchlandung für Überflieger Nagelsmann

In Europa gescheitert: Julian Nagelsmann
In Europa gescheitert: Julian Nagelsmann

Als die Germanwings-Maschine am Freitag in der Heimat aufsetzte, war der Trainer-Überflieger längst auf dem harten Boden der Realität gelandet. Julian Nagelsmann hatte schwer am Scheitern von 1899 Hoffenheim in der Europa League zu knabbern.

Das schwache Abschneiden des Fußball-Bundesligisten in seiner Europacup-Premierensaison ist auch ein Rückschlag für den Coach mit den großen Ambitionen.

"Wir waren in der gesamten Saison der Europa League nicht gut genug, um ein Weiterkommen zu verdienen. Das Aus geht deshalb in Ordnung", gab Nagelsmann nach dem 1:3 (0:1) am vorletzten Spieltag der Gruppenphase bei Sporting Braga unumwunden zu: "Das ist nicht zufriedenstellend, denn von den Anlagen her hätten wir die Fähigkeiten, um weiterzukommen."

Diese Anlagen brachten die Kraichgauer, deren mehrfach formuliertes Ziel das Erreichen der K.o.-Runde war, in ihren ersten internationalen Partien allerdings so gut wie nie auf dem Platz. In der Qualifikation zur Champions League setzte es zwei Niederlagen gegen den FC Liverpool, in der Europa League holte der Bundesliga-Sechste gegen bestenfalls mittelmäßige Gegner in fünf Partien nur vier Punkte.

Mangel an Emotionalität?

Diese Bilanz ist Wasser auf die Mühlen derer, die schon lange behaupten, dass Nagelsmann vor einem Wechsel zu einem großen Klub wie Bayern München noch viel lernen muss. Dass der Rekordmeister den 30-Jährigen im kommenden Sommer als Nachfolger von Jupp Heynckes an die Isar holt, erscheint nach dieser Europacup-Saison der TSG eher unwahrscheinlich. Seine internationale Reifeprüfung hat der "Trainer des Jahres" noch nicht bestanden.

Immerhin will Nagelsmann bereits wissen, woran es lag. "Körperlich war es kein Problem. Aber wir haben es einfach nicht geschafft, unsere gewohnte Emotionalität aus der Bundesliga auf den Platz zu bringen. Und die brauchen wir, um Spiele gewinnen zu können", meinte der Coach, dessen Team sich am 7. Dezember mit der bedeutungslosen Partie gegen den bulgarischen Serienmeister Ludogorez Rasgrad verabschieden muss: "Das Ganze hat sicher einen Lerneffekt für uns."

Mehrfachbelastung hinterlässt Spuren

Insgesamt steht die bisherige Spielzeit für die Hoffenheimer und ihren Trainer unter dem Motto "Erfahrung sammeln". Das frühe Aus im DFB-Pokal und im Europacup sowie das Schwächeln in der Bundesliga seit dem Beginn der Bayern-Spekulationen um Nagelsmann belegen, dass der Klub des Mehrheitseigners Dietmar Hopp der Mehrfachbelastung noch nicht gewachsen war.

Das Scheitern löst allerdings auch ein Problem. So spricht kaum noch etwas gegen den lukrativen Transfer des wechselwilligen Nationalspielers Sandro Wagner im Winter zu den Bayern. Schließlich kann Nagelsmann, der mit seinen Schützlingen am Sonntag beim Hamburger SV antreten muss, von nun auf die personelle Rotation verzichten - und für den normalen Ligabetrieb hat er genügend andere Stürmer in seinem Kader.

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