20.12.2017 09:34 Uhr

Sammer über Stasi-Zeit: "Es war alternativlos"

Matthias Sammer war Unteroffizier im Wachregiment der Stasi
Matthias Sammer war Unteroffizier im Wachregiment der Stasi

In der DDR war ein militärischer Werdegang für Fußball-Profis der Stasi-Klubs Dynamo Berlin und Dresden Normalität. So auch bei Matthias Sammer.

Als 19-Jähriger wurde der heutige TV-Experte Unteroffizier im Wachregiment der Stasi. "Es war im Prinzip ein Alibi, um keinen aktiven Wehrdienst leisten zu müssen" erklärte Sammer in einem Interview mit der "Sport Bild" und ergänzte: "Ich sah weder eine Waffe, noch musste ich an irgendeiner Übung teilnehmen."

Knapp anderthalb Jahre war der ehemalige Spieler von Dynamo Dresden Soldat des Wachregiments "Feliks Dzierzynski", einem militärischer Arm des Staates. Doch Sammer ging es bei seinem Antritt nur um seinen Lieblingssport: "Mir wurde gesagt: 'Matthias, in dem Wachregiment ist das sicher, es kann dir nichts passieren, und du kannst weiter wie bisher Fußball spielen'."

Doch der aktive Wehrdienst war nicht der einzige Grund, warum sich Sammer dem Stasi-System anschloss. Als Spieler von Dynamo Dresden, dessen Klubchef der damalige Minister für Staatssicherheit Erich Mielke war, gab es keine Alternative, wie der spätere Europameister berichtet: "Es gab Zwänge, denen du dich nicht entziehen konntest. Das war natürlich traurig und ein Bestandteil eines falschen Systems. Und: Es war auch alternativlos."

Vater Klaus als abschreckendes Beispiel

Was passierte, wenn man sich dem System widersetzte, bekam sein Vater Klaus zu spüren. Sammer senior weigerte sich der Stasi beizutreten und durfte daraufhin weder an den Olympischen Spielen 1972 noch an der WM 1974 teilnehmen. Zwölf Jahre später wurde er zudem vorzeitig als Trainer von Dynamo Dresden entlassen. "Mein Vater ist sicherlich durch das System beschädigt worden", stellte Matthias Sammer klar.

Dass der 50-Jährige vom damaligen Mannschaftskollegen Torsten Gütschow und von Team-Masseur Horst Friedl bespitzelt worden sein soll, nimmt er seinen ehemaligen Weggefährten nicht übel. "Das sehe ich überhaupt nicht problematisch", machte Sammer deutlich: "Wir haben in der Gruppe den Mist gemacht, den man als Jugendlicher so treibt, darüber hinaus zusammen Fußball gespielt. Über Dinge wie Politik oder Verwandtschaft hast du in diesem Rahmen bewusst nicht geredet."

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