04.01.2018 11:32 Uhr

Dembélé bei Barca: Problem mit dem System

Ousmane Dembélé kehrt beim FC Barcelona zurück ins Team
Ousmane Dembélé kehrt beim FC Barcelona zurück ins Team

Nach mehrmonatiger Verletzungspause steht Ousmane Dembélé beim FC Barcelona vor seinem Comeback. In Abwesenheit des früheren BVB-Profis funktionierte Barca zuletzt hervorragend. Zudem passt das neue System von Trainer Ernesto Valverde eigentlich nicht zu Dembélé.

Sogar ein eigenes Hashtag widmete der FC Barcelona der Rückkehr des teuersten Einkaufs seiner Vereinsgeschichte. Unter #DembeleIsBack verbreiteten die Katalanen am Dienstag via Twitter die freudige Nachricht.

Dreieinhalb Monate nachdem Ousmane Dembélé im Ligaspiel gegen Getafe einen Sehnenriss im linken Oberschenkel erlitt, steht er Barca-Trainer Valverde wieder vollumfänglich zur Verfügung.

Schon im Pokalspiel bei Angstgegner Celta Vigo am Donnerstag könnte Dembélé zum Einsatz kommen. "Das sind großartige Neuigkeiten", kommentierte Valverde die Meldung aus der medizinischen Abteilung.

Barca ohne Dembélé ungeschlagen

Dembélés Rückkehr stellt Valverde allerdings auch vor ein großes Problem. Wohin mit dem 20-jährigen Ausnahmetalent, dessen Ablösesumme durch erfolgsabhängige Boni noch auf fast 150 Millionen Euro ansteigen kann?

Kein einziges der 20 Pflichtspiele ohne Dembélé verlor Barca, holte dabei 15 Siege und fünf Remis. Zuletzt fertigte der 24-malige spanische Meister Erzrivale Real Madrid im Bernabéu mit 3:0 ab – eine Demonstration der aktuellen Machtverhältnisse in der Primera División.

Valverde schafft Dembélé-Position ab

Aus der durch Dembélés Ausfall bedingten Not machte Valverde eine Tugend. Das in den letzten Jahren unter Vorgänger Luis Enrique in Stein gemeißelte 4-3-3 wandelte der neue Mann an der Seitenlinie in ein 4-4-2 um.

Der wiedererstarkte Torjäger Luis Suárez agiert im Sturmzentrum, Superstar Lionel Messi spielt um den Uruguayer herum. Die eigentlich für Dembélé vorgesehene und zuvor von Neymar besetzte Position auf dem linken Offensivflügel gibt es in dieser Form nicht mehr.


Im Ligaspiel gegen Getafe verletzte sich Ousmane Dembélé schwer

Valverde verordnete dem Team zudem einen effizienteren, auf mehr Kontrolle ausgelegten Spielstil. Im Clásico konzentrierte sich Barca eine Halbzeit lang fast ausschließlich auf die Defensivarbeit. Erst im zweiten Durchgang schlugen die Gäste eiskalt zu.

Dembélés Spielweise zu anarchisch für Barca?

Dembélé scheint in dieses hervorragend funktionierende Konstrukt Valverdes nicht hineinzupassen. Zu anarchisch ist seine auf Geniestreiche und Überraschungsmomente ausgelegte Spielweise, zu wenig diszipliniert arbeitete der Franzose während seiner Dortmunder Zeit häufig gegen den Ball.

"Ousmane muss sich noch anpassen. Bis jetzt haben wir ihn sehr gut ersetzt. Er ist jung und der Druck kann nach so einem großen Transfer sehr groß sein", gab Valverde dem Youngster im Zuge seiner Genesung mit auf den Weg.

Auf Einsatzzeit dürfte Dembélé zunächst nur als Joker kommen oder wenn Valverde gegen schwächere Gegner eine offensivere Ausrichtung bevorzugt.

Tuchels Umgang mit Dembélé ein mögliches Vorbild

Doch auch auf dem Trainer lastet der Druck von Dembélés Rekord-Ablöse. Mittelfristig wird Valverde wieder einen Platz für Dembélé in der ersten Elf finden müssen. Umfeld, Fans und nicht zuletzt die Klubführung werden mit Argusaugen beobachten, wie der 53 Jahre alte Fußballlehrer diese Herausforderung meistert.

Zum Vorbild für Valverde könnte Ex-BVB-Trainer Thomas Tuchel werden. Der Taktikfuchs beorderte Dembélé in seiner zweiten Halbserie in Dortmund immer häufiger vom Flügel in den offensiven Halbraum.


Wo findet Valverde einen Platz für Dembélé?

Dort nahm der Edeltechniker als eine Art verkappter Achter noch mehr am Spiel der Borussia teil als zuvor auf der Außenbahn und gelangte häufiger in gefährliche Zonen am und im Strafraum.

Diese Variante ist unter gewissen Umständen auch bei Barca denkbar. Der gelernte Mittelstürmer Paco Alcácer fügte sich unter Valverde bisher zwar überraschend gut als fleißiger Schienenspieler zwischen Mittelfeld und Angriff ein. Die individuelle Klasse eines Dembélé in Top-Form erreicht der 24-Jährige allerdings bei weitem nicht.

So hat Dembélé bei Barca ohne Frage ein Problem mit dem System. Gänzlich unlösbar scheint dieses aber nicht zu sein.

Tobias Knoop

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