06.02.2018 16:05 Uhr

Rapid: Was passiert bei einer Blocksperre?

Dem Block West droht eine Sperre
Dem Block West droht eine Sperre

Dem SK Rapid droht nach dem Wiener Derby eine saftige Strafe bei der Bundesliga-Urteilsverkündung am nächsten Montag. Der allgemeine Tenor der Empörung fordert nun eine Blocksperre. Nur wird die, sofern das Urteil so lauten wird, nicht so schnell in Kraft treten.

"Der Strafrahmen umfasst unter anderem eine Geldstrafe von bis zu 150.000 Euro, eine Platzsperre und/oder Spielaustragungen unter (Teil-)Ausschluss der Öffentlichkeit", heißt es von der Bundesliga.

Ob jetzt eine Sperre des größten Fanblocks des Landes angebracht wäre oder nicht, soll an dieser Stelle nicht beurteilt werden. Jedoch muss man sich bewusst sein, dass ein Aussperren von rund 7.000 Anhängern unmittelbare Konsequenzen hat.

Denn ein Großteil von ihnen würde wohl kaum daheim bleiben. Rapid-Präsident Krammer sprach von elf ausgeforschten Übeltätern, die mit einem Stadionverbot belegt werden. Trotz des Mantras "Ausgesperrte mit uns" ist nicht davon auszugehen, dass alle der rund 6989 restlichen Block-West-Besucher das betreffende Spiel (im Fall einer einfachen Sperre) vom Fernseher aus ansehen. Ohne Stadionverbot hat ja schließlich auch jeder Mensch das Recht, eine Karte zu erwerben.

Alternativer Fansektor neben den Auswärtsanhängern?

"Bitte verzeihen Sie mir, wenn ich nicht auf mögliche Sanktionen der Bundesliga eingehe", meinte Krammer auf Nachfrage von weltfussball. Im Kopf hat er aber mit Sicherheit sämtliche Varianten, denn es ist ja schließlich auch kein Neuland für Rapid.

Bereits am 4. März 2015 wurde nach Ausschreitungen beim Derby der Fanblock – damals noch im Happel-Stadion – gesperrt. Die organisierte Fanszene wanderte daraufhin kurzerhand auf die andere Seite, was angesichts der Größe des Prater-Ovals keine logistische Schwierigkeit darstellte. Die Bundesliga zeigte sich wegen der Gründung eines "alternativen Fansektors" not amused und verdonnerte die Grün-Weißen zu 15.000 Euro Strafe. 

Rapid vermittelte den de facto Ausgesperrten, die ja durch die Pauschalstrafe um eine Teilleistung ihres Saisonabos umfielen, günstigere Tickets um 15 Euro - was auch den von der Liga gewünschten "Erziehungsfaktor" sicherlich schmälerte - oder gar unterwanderte. 

Wie würde die Situation im Jahr 2018 aussehen, wohin würden die Anhänger im Falle einer Sperre des Block Wests – ob geschlossen oder individuell - ausweichen? Die Haupttribüne mit der VIP-Röhre kann genauso ausgeschlossen werden, wie die Gegengerade, die mit vielen Aboplätzen belegt ist. Bleibt also nur die meist schütter besuchte Nordtribüne – und die liegt direkt neben dem Sektor der Gastmannschaft.

Ein Horrorszenario für jeden Einsatzleiter der Polizei, vor allem bei Risiko-Begegnungen. Und als solche kann man die beiden kommenden Heimspiele wohl bezeichnen, denn am 17. Februar empfängt Rapid Sturm Graz und am 24. Februar gastiert der LASK in Hütteldorf. Beide Teams bringen stets zahlreiche Fans mit.

Unverhältnismäßig oder Protest?

Das weiß natürlich auch die Bundesliga. Ob eine Sektorsperre überhaupt ein Thema ist, ist fraglich. Nach den Gegenstands-Würfen beim letzten Derby im Weststadion verhängte die Liga eine Strafe von 30.000 Euro.

"Die medial vielfach angesprochene Sektorsperre wäre angesichts des Sachverhaltes, des Strafrahmens und der Spruchpraxis aus Sicht des Senates 1 im konkreten Fall unverhältnismäßig", lautete damals das Statement vom Vorsitzenden Dr. Manfred Luczensky. Damals flogen auch zahlreiche Objekte aufs Feld, im Unterschied zum vergangenen Sonntag trug aber kein Spieler eine sichtbare Blessur davon.

Die Bundesliga könnte aber auch damit spekulieren, dass Rapid ohnehin Protest einlegen wird. Dann verschleppt sich das neue Urteil auf einige Zeit – oder zumindest bis die Grün-Weißen den Einspruch vor einem Spiel mit wenig Konfliktpotenzial fallen lassen. So wie 2015. Damals saß Rapid die Sperre dann im März gegen Altach ab. Rund vier Monate nach den Zwischenfällen.

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Johannes Sturm

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