15.02.2018 15:05 Uhr

Putsche: Das andere Leben in Südafrika

Roland Putsche hat am südlichen Ende Afrikas sein Zuhause gefunden © Cape Town City FC
Roland Putsche hat am südlichen Ende Afrikas sein Zuhause gefunden © Cape Town City FC

Nein, ein gewöhnlicher Fußballprofi ist Roland Putsche nicht. Null-Acht-Fünfzehn-Ansagen hört man vom österreichischen Südafrika-Legionär keine. Im Gegenteil, ein Interview mit dem früheren Mittelfeldspieler vom Wolfsberger AC ist ein Eintauchen in eine ganz andere Fußball-Welt.

Österreichische Profis wagen nur in den seltensten Fällen den Schritt auf andere Kontinente. Marko Stankovic heuerte erst unlängst in Indien an, Ismael Tajouri und Daniel Royer kicken in New York, Richard Windbichler spielt im fernen Südkorea und Felipe Dorta unterschrieb im Jänner in seinem Geburtsland Brasilien bei Atlético Paranaense.

Das war es im Großen und Ganzen auch schon. Und Roland Putsche spielt eben bei Cape Town City FC, dem aktuell Fünften der südafrikanischen Premier Division.

"Das Durchschnittseinkommen in Österreich ist hoch, vielleicht wird man deswegen nicht so sehr ins Abenteuer gedrängt. Aus so einer Wohlfühlbox auszubrechen, ist immer schwierig. Wir Österreicher bräuchten vielleicht ein bisschen mehr Mut", meinte Putsche über die Auslands-Abenteuer.

Gerade als Fußballprofi hat man den Vorteil, dass man auf der ganzen Welt spielen kann, das weiß der Kärntner zu schätzen: "Ja, wir sind dadurch privilegiert. Später einmal, in der normalen Berufswelt, wird man so eine Chance nicht so einfach bekommen."

Arbeit mit den Kids in den Townships

Der Mittelfeldspieler hat sich bereits während Urlaubsreisen in seine aktuelle Wahlheimat verliebt: "Ich habe teilweise gewusst, was mich erwartet." Doch nicht nur der Cape Town City FC lockte ihn ans Kap der Guten Hoffnung.

Südafrika ist ein Land, in dem es vor Talenten nur so wimmelt: "Nach der WM 2010 hat sich in der Jugendarbeit einiges getan. Jetzt müsste das Land auf Schiene bleiben. Das ist eine schwierige Situation, denn sie werden teilweise ein bisschen nachlässig. Die südafrikanische Lockerheit und Lässigkeit, die schleicht sich ein und blockiert dich in deiner Entwicklung."

Und da möchte Putsche helfend mitwirken. "Einer der Hauptfaktoren, warum ich nach Südafrika gekommen bin, war die Fußballakademie eines Freundes. Die Young Bafana Soccer Academy", erklärte der Mittelfeldspieler. "Ich arbeite jetzt in den Townships mit Kindern. Für die ist es das Größte, die haben Sterne in den Augen. Alleine dieses Gefühl der Wertschätzung, das ich von ihnen bekomme, das ist unbeschreiblich."

Gerade durch solche "Zusatzaufgaben" lernt der 26-Jährige unheimlich viel fürs Leben: "Das macht einen großen Unterschied, das bringt die persönliche Entwicklung enorm weiter. Die bislang eineinhalb Jahre in Südafrika haben mich immens beeinflusst. Ich glaube, dass ich mich positiv verändert habe."

Von der Wasserknappheit betroffen

In seiner Wahlheimat werden ihm auch "gewisse Sachen bewusst. Vor allem als Österreicher." Denn Kapstadt hat momentan mit einer Jahrhundert-Dürre zu kämpfen. Das verfügbare Wasser neigt sich dramatisch dem Ende zu.

"Vor ein paar Wochen haben sie noch gemeint, dass man nicht länger als zwei Minuten duschen soll, mittlerweile soll man den Duschhahn gar nicht mehr aufdrehen. Der Wasserverbrauch pro Kopf soll bei 25 Litern bleiben. Zum Vergleich: Eine Klospülung verbraucht im Durchschnitt so neun bis zwölf Liter", so Putsche - und das im Hochsommer. "Im Supermarkt kaufen die Leute die Wasserflaschen auf, um sich für den absoluten Ernstfall zu wappnen."

Auch die Qualität der Plätze leidet darunter. Mittlerweile ist der Farbton eher braun, nicht mehr grün. Auswärtsfahrten bekommen dadurch einen gewissen luxuriösen Anstrich: "Da genießt man es dann auch, dass man zehn Minuten unter der Dusche stehen kann."

Gespielt wird in riesigen Stadien der WM 2010. Im Normalfall sind die sündteuren architektonischen Perlen überdimensioniert. "Wenn die Sundowns aber gegen die Orlando Pirates spielen, dann kommen auch 70.000 Leute ins Stadion", meinte der Kärntner.

Putsche fühlt sich in Südafrika wohl, er schätzt die Kultur und die Erfahrungen, die er machen kann. Profis die einzig nur wegen dem Geld irgendwohin wechseln, möchte er aber nicht verurteilen: "Jede Person hat ihren Preis, so ehrlich muss man sein. Wenn einer sagt 'für kein Geld der Welt mache ich das', dann ist das meiner Meinung nach eine Lüge. Jeder Mensch hat seinen Preis".

Für Putsche hat aber eben auch die Arbeit mit den Kids der Young Bafana Soccer Academy einen Wert. Und das sieht man bei Fußballprofis heutzutage selten.

Mehr dazu:
>> Die Einsatzstatistik von Roland Putsche
>> Ergebnisse und Tabelle Premier Division Südafrika

Johannes Sturm

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