25.02.2018 11:50 Uhr

"Kotzt mich an": Hannover 96 zerfleischt sich selbst

Bei Hannover 96 rückt das Sportliche in den Hintergrund
Bei Hannover 96 rückt das Sportliche in den Hintergrund

Unvoreingenommene Beobachter können bei Hannover 96 eine zunehmend skurrile Stimmung erleben. Die Fans des Fußball-Bundesligisten beschimpfen sich inzwischen untereinander - und Manager Horst Heldt poltert und erweckt bei manchen den Eindruck, mit dem Gemecker seinen Abgang vorzubereiten.

Heldt wählte nach der Eskalation des Fans-Streits während der 0:1 (0:0)-Niederlage gegen Borussia Mönchengladbach auf jeden Fall drastische Worte - unmittelbar nach dem Abpfiff vor der Kamera, aber auch später mit etwas Abstand zum Geschehen.

"Es kotzt mich alles an, das macht keinen Spaß", schimpfte Heldt. "Wir beschäftigen uns mit allem anderen, nur nicht mit Fußball. Wir können uns überhaupt nicht auf den Fußball konzentrieren."

Der Streit eines Teils der Fans mit der Klub-Führung um den Vorsitzenden Martin Kind hat sich zu einer Auseinandersetzung innerhalb der Anhängerschaft gewandelt.

Zwei Tage nach der Absage einer Podiumsdiskussion durch den Verein schrien Fans in der Nordkurve - anders als in den Monaten zuvor - immer wieder lauthals "Kind muss weg!" Andere 96-Anhänger reagierten darauf mit Pfiffen. Und sie konterten lautstark mit "Ultras raus!"

Der Protest gegen Kinds Versuch, die Mehrheit an der Profifußball-Abteilung vom Stammverein zu übernehmen, spaltet die Fans und führt zu inzwischen auch ausgesprochenem Ärger bei der sportlichen Führung.

Auch Breitenreiter klagt über Atmosphäre

"Es ist anscheinend völlig uninteressant, was auf dem Platz abgeht. Es ist vollkommen wurst, ob einer verletzt, gesperrt oder sonst irgendwas ist", schimpfte Heldt. "Menschen singen gegeneinander, und die Mannschaft ist total verunsichert."

Auch der Trainer klagte. "Die Atmosphäre auf den Rängen war so negativ wie noch nie, das hat die Jungs berührt", berichtete André Breitenreiter und gab erstmals zu, dass die Auseinandersetzung außerhalb des Rasens auch Auswirkungen auf die Leistung der Spieler hat. "Wir waren gehemmt, wie eigentlich lange nicht. So etwas zieht einen schon runter. Wir haben das in der Halbzeitpause thematisiert, dass wir das nicht an uns ran kommen lassen wollen."

Ein Ende des Streits und der vergifteten Stimmung ist aber nicht absehbar. Das hat auch Heldt inzwischen gemerkt, der sich als Vermittler und Moderator angeboten hatte.

Nach der Eskalation steht die Frage im Raum, wie lange sich der bereits bei anderen Vereinen gehandelte Manager das noch antut.

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