16.03.2018 09:28 Uhr

Rapid: Zur Ungefährlichkeit erzogen

Joelinton und Kvilitaia bestechen nicht durch Tore am laufenden Band
Joelinton und Kvilitaia bestechen nicht durch Tore am laufenden Band

"Der Bickel soll endlich einen ordentlichen Stürmer holen", lautet die wohl beliebteste Forderung der SK Rapid Fans in letzter Zeit. Dass die Grün-Weißen ein Problem an vorderster Front haben, ist nicht erst seit gestern bekannt. Die Quote von Joelinton, Kvilitaia und Co. ist bestenfalls bescheiden.

Die Schuld an der Misere wird meist dem Scouting und der Transferpolitik zugeschoben. Damit mag man als Kritiker durchaus Recht haben, es ist aber nur ein Teil der Wahrheit. Denn das grün-weiße Problem fängt ganz wo anders an. Nämlich im eigenen Nachwuchs.

Wenn man als Faustregel für eine zumindest halbwegs erfolgreiche Saison eines Stürmers die Marke von zehn Toren hernimmt und sich ansieht, wann das letzte Mal ein Rapid-Eigenbauspieler diese Grenze für die Hütteldorfer Profis durchbrechen konnte, dann muss man weit zurückblicken. Sehr weit.

Fast 26 Jahre ist es her. Andreas Herzog hieß der gute Mann, in der Saison 1991/92 erzielte der Mittelfeldspieler (!) elf Treffer. Danach? Danach macht sich die große Zahnlosigkeit breit. Selbst die bescheidene Herausforderung von nur fünf Saisontoren konnten die Alumni der Rapid-Nachwuchsausbildung in diesem Zeitraum nur noch zwei Mal übertreffen. Zuletzt war es Andreas Ivanschitz in der Spielzeit 2003/04.

Heißt das, dass Rapid eine schlechte Nachwuchsabteilung hat? Nein. Aktuell befinden sich elf Eigenbau-Spieler im Profi-Kader. Das ist ein guter Wert. Heißt das, dass Rapid in der Jugendarbeit keinen Wert auf den Torabschluss legt? Ebenso nein – und hier wird es richtig interessant.

Denn der SCR bildet sehr wohl Goalgetter aus. Nur hat Rapid nichts davon, denn die schießen dann für die Konkurrenz die Tore. In den letzten zehn Saisonen wurde die zuvor beschriebene Marke von zehn Treffern ganze acht Mal von ehemaligen Rapid-Nachwuchsspielern erreicht. Zur Erinnerung: FÜR Rapid gelang das einem Kicker zuletzt vor bald 26 Jahren!

"Als Team sind wir angriffslustig, dynamisch und wählen stets den direkten Weg zum Ziel", heißt es im Leitbild. Die eigene Offensive als Grundlage der Existenz. Natürlich werden Angreifer nicht nur an Toren gemessen. Treffer zu erzielen ist aber dennoch der essenzielle Bestandteil der Job Description eines Angreifers.

Deswegen die Frage an Sportdirektor Fredy Bickel: Kann man sich einen Stürmer erziehen? "Das glaube ich schon. Ich will nicht beurteilen, was früher war. Das kann ich nicht fair entscheiden. Wir haben in den vergangenen Monaten versucht im Nachwuchs viel zu verändern. Wir wissen, dass wir in einer Ausbildungsliga sind. Wir möchten sehr gerne natürlich auch Stürmer ausbilden", meinte er zu weltfussball.

"Man kann vielleicht schon früher auf bestimmte Positionen hinarbeiten oder bestimmte Situationen erzwingen oder provozieren. Vielleicht ist das zu wenig erfolgt. Was mich beruhigt ist, dass ich schon zwei oder drei Stürmer sehe, die uns in Zukunft viel Freude machen könnten", fügte der Schweizer weiters an. Man darf gespannt sein ob einer von ihnen die antike Marke von Andi Herzog übertreffen kann.

Johannes Sturm

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