19.03.2018 13:10 Uhr

BVB-Profis im Bombenprozess: "Anschlag auf das Leben"

Roman Weidenfeller sagte am Montag vor Gericht aus
Roman Weidenfeller sagte am Montag vor Gericht aus

Der Anschlag auf die Mannschaft des Fußball-Bundesligsten Borussia Dortmund belastet auch heute noch die betroffenen Spieler und Betreuer.

Das erklärten mehrere Leidtragende bei der Fortsetzung des Prozesses gegen Sergej W. am Montag vor dem Landgericht Dortmund in teilweise sehr persönlichen Aussagen.

"Das ist immer noch ein Thema in der Mannschaft. Ich kenne Spieler, die noch immer darunter leiden. Das war ein Anschlag auf das Leben", sagte Torwart Roman Weidenfeller: "Das hat mein Leben verändert." Er selbst nehme seitdem psychologische Hilfe in Anspruch: "Man ist immer noch betroffen, immer noch schreckhaft."

Kapitän Marcel Schmelzer erklärte, er zucke immer noch bei lauten Geräuschen zusammen. "Ich versuche, es wegzuschieben. Aber es gibt immer wieder Momente, in denen man denkt, was für ein Glück wir hatten."

Traumatisches Ereignis auch für Sven Bender

Für den ehemaligen Dortmunder Sven Bender waren der Anschlag und der Umgang damit sogar ein Grund für seinen Wechsel zu Bayer Leverkusen. Das traumatische Erlebnis "habe auch Einfluss" darauf gehabt, größtenteils hätten aber sportliche Gründe den Ausschlag gegeben.

Bender bezeichnete es im Nachhinein als "Fehler", dass die Mannschaft am Tag nach dem Bus-Attentat zum Viertelfinal-Hinspiel der Champions League gegen den AS Monaco angetreten sei. "Für mich wurde das Thema schnell abgehakt. Das war schade, deshalb hat man auch nicht so viel drüber gesprochen", sagte Bender.

Neben Weidenfeller, Schmelzer und Bender sagten auch der inzwischen bei 1899 Hoffenheim spielende Felix Passlack sowie mehrere Mitglieder des Betreuerteams aus. Für Montagnachmittag ist Ex-Trainer Thomas Tuchel als Zeuge geladen.

Angeklagter bestreitet Tötungsabsicht

Der Angeklagte Sergej W. hat inzwischen gestanden, vor der Abfahrt des BVB zum Spiel gegen Monaco am 11. April am Teamhotel der Dortmunder drei Sprengsätze gezündet zu haben. Er bestreitet allerdings jegliche Tötungsabsicht. Das Motiv soll Habgier gewesen sein, mutmaßlich wollte Sergej W. mit kreditfinanzierten Put-Optionen nach seiner Tat am sinkenden Kurs der BVB-Aktie verdienen.

Die Staatsanwaltschaft wirft W. versuchten Mord in 28 Fällen, das Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion und schwere Körperverletzung in zwei Fällen vor. Der ehemalige BVB-Innenverteidiger Marc Bartra hatte einen Armbruch und Fremdkörpereinsprengungen erlitten, ein begleitender Polizist ein Knalltrauma.

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