14.05.2018 16:49 Uhr

Braunschweig trennt sich von Lieberknecht!

Torsten Lieberknecht und Eintracht Braunschweig gehen getrennte Wege
Torsten Lieberknecht und Eintracht Braunschweig gehen getrennte Wege

Die Rückfahrt im Mannschaftsbus wollte und wollte nicht enden. Die Spieler des Zweitliga-Absteigers Eintracht Braunschweig und besonders auch Trainer Torsten Lieberknecht hingen ihren düsteren Gedanken nach. Der bittere Absturz der Niedersachsen in die Drittklassigkeit war nach dem 2:6-Debakel bei Holstein Kiel besiegelt. Am Tag danach waren auch die Tage des ewigen Eintracht-Coaches gezählt.

Wie die Löwen am Montagnachmittag mitteilten, besitzt der 44-Jährige beim deutschen Meister von 1967 keinen gültigen Vertrag für die 3. Liga und erhält auch keinen neuen Kontrakt. Dies sei die einvernehmliche Entscheidung nach einem Gespräch der Verantwortlichen mit dem Coach.

"Torsten Lieberknecht steht für eine Kontinuität, wie man sie im heutigen schnelllebigen Fußballgeschäft kaum noch findet. Darauf sind wir stolz. Dennoch sind wir überzeugt davon, dass mit dem Abstieg in die 3. Liga der Zeitpunkt für einen Neuaufbau des sportlichen Bereichs gekommen ist", sagte Braunschweigs Präsident Sebastian Ebel.

"Ich hatte bei der Eintracht eine außergewöhnliche Zeit, die ich mit vielen positiven Erlebnissen und großen Erfolgen verbinde und für die wir uns alle natürlich einen anderen Abschluss gewünscht hätten", sagte Lieberknecht, "das ist die schwerste Stunde in zehn Jahren."

Geradezu tragisch hat sich für den Pfälzer der Kreis geschlossen: 2008 führte er die Norddeutschen in die damals neu gegründete 3. Liga, nun kehrt man in die Drittklassigkeit zurück - mit verhängnisvollen Folgen.

Für Ebel jedenfalls ist der fünfte Abstieg nach 1987, 1993, 2003 und 2007 nach einer ersten Einschätzung der Fatalste: "Die finanziellen Auswirkungen sind immens, eine wirtschaftliche Katastrophe. Es ist bitter, dass wir nun wieder in die Mangelverwaltung reinkommen."

Die neuen Gäste im kleinen, aber feinen Eintracht-Stadion, in dem 2013/2014 sogar Erstliga-Fußball gespielt wurde, heißen nun SG Sonnenhof Großaspach und FSV Zwickau. Ebel: "Das ist die Realität, der wir uns jetzt stellen müssen." Nicht einmal zwölf Monate ist es her, dass die Braunschweiger als Dritter 66 Punkte sammelten und in der Bundesliga-Relegation am VfL Wolfsburg scheiterte. Eine Ausbeute, mit der man in dieser Saison Zweitliga-Meister geworden wäre.

Lieberkneht soll nicht der Sündenbock sein

Dass Ebel ausdrücklich nicht "den einen Schuldigen" suchen will, könnte auch Konsequenzen für den Sportlichen Leiter Marc Arnold mit sich bringen. Vorerst bleibt der 47-Jährige dem Verein aber wohl erhalten und soll in den nächsten zwei Wochen einen neuen Chef-Trainer präsentieren. Über Jahre hinweg wurde Arnold für seine kluge Transferpolitik gelobt, zuletzt häuften sich seine personellen Missgriffe.

Die 1200 nach Kiel mitgereisten Fans jedenfalls arbeiteten sich verbal am Manager ab, Lieberknecht hingegen wurde eher getröstet. Trost aber hätten auch die am Boden zerstörten Spieler nötig gehabt. Wie Kapitän und Urgestein Ken Reichel, der schluchzend das Spielfeld verließ: "Ich kann verstehen, dass die Fans sauer sind und uns im Moment sogar hassen."

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