24.05.2018 13:26 Uhr

Klopp vs. Zidane: Der Respekt hat Grenzen

Jürgen Klopp trifft auf Zinédine Zidane (r.)
Jürgen Klopp trifft auf Zinédine Zidane (r.)

Dass Zinédine Zidane nicht mehr auf dem Rasen sein Gegner ist, darüber ist Jürgen Klopp heilfroh. "Er ist einer der zehn ..., nein, der fünf besten Spieler der Geschichte", sagt Liverpools Coach über sein Pendant bei Real Madrid.

Klopp, einst Profi vom Typ rustikal mit begrenztem Talent, gegen den Fußball-Künstler und Weltmeister von 1998? "Ich gegen ihn? Zidane decken? Ich bin wirklich froh, dass ich meine Spieler auf den Platz schicken kann."

Im Trainerduell hat Klopp weitaus bessere Karten, wenngleich seine Reds auf dem Papier als Außenseiter eingestuft werden. Die gegenseitigen Respektsbekundungen sind jedenfalls Makulatur, wenn das Duell um den Henkelpott am Samstag in Kiew (20:45 Uhr) angepfiffen wird. "Wir fahren da nicht hin, um uns ein paar Trikots zu sichern. Ich fahre nicht nach Kiew, um Zidanes Hand zu schütteln", sagte Klopp.

Vielmehr ist es sein Auftrag, die Sehnsüchte der Liverpooler Anhänger zu stillen. "Trust in Klopp", heißt es an der legendären Anfield Road, und zugleich lebt der Traum von einer magischen Nacht wie jener in Istanbul vor 13 Jahren, als die Reds den AC Mailand nach einem 0:3-Rückstand noch im Elfmeterschießen düpierten. Zudem war der LFC 1981 das letzte Team, dem es gelang, die Königlichen in einem Endspiel um die wichtigste Europapokal-Trophäe zu besiegen.

Zidane: Reals Hunger noch nicht gestillt

Liverpool unter Klopp, das bedeutet Tempofußball, mutiges Pressing und unendliche Hingabe. Verkürzt ist es in Kiew ein Duell zwischen Emotion und Kaltblütigkeit. "Sie werden heiß sein, dafür wird er schon sorgen", sagte Reals deutscher Taktgeber Toni Kroos dem "ZDF". Aber auch hungriger? "Niemand kann behaupten, dass wir weniger Hunger auf Erfolg haben", versicherte Zidane, der wie seine Mannschaft vor einer einmaligen Leistung steht.

Real und Zidane könnten zum dritten Mal in Serie die Königsklasse gewinnen. Der Franzose hätte die Champions-League-Trophäe dann in jeder Saison seiner noch recht kurzen Trainerkarriere auf Top-Niveau errungen. "Es ist unglaublich, was er in Madrid geleistet hat", sagte Klopp über Zidane, der als Coach im Vergleich zu seinem impulsiven Widerpart so ganz anders agiert. Ruhig, bedächtig, kaum aufbrausend.

Klopp dagegen verkörpert den Derwisch an der Seitenlinie, der mit seiner hitzigen Natur so ideal zu diesem so leidenschaftlich geliebten Klub aus dem Norden Englands passt. "Lass uns da hinfahren und auf einem Level spielen, das niemand für möglich gehalten hat", sagte Klopp, der auch eine Art persönlichen Fluch durchbrechen möchte.

"Klopp hat eine Tormaschine aufgebaut"

Seit dem 5:2 im DFB-Pokalfinale 2012 mit Borussia Dortmund gegen den FC Bayern hat der 50-Jährige mit seinen Teams fünf Endspiele in Folge verloren. "Ich lebe immer noch und bin ein glücklicher Mensch", sagte er dazu. Und: "Wir sind stark. Sehr stark." Davon geht auch Zidane aus, der Klopp für einen "großartigen Trainer" hält. "Klopp hat eine Tormaschine aufgebaut. Der Dreizack aus Firmino, Mané und Salah ist eine große Gefahr", schrieb die Real-nahe Zeitung Marca zuletzt.

Und doch wird Zidane versuchen, Klopp wie bei einem Schachspiel auszumanövrieren oder einfach auf die Intuition seiner Top-Stars um Cristiano Ronaldo bauen. "Wir haben nicht die gleiche Art und Weise, Fußball zu spielen", sagte Zidane. Kritiker sprachen ihm in der Vergangenheit gar jegliches taktisches Konzept ab. Der Erfolg aber gab Zidane bisher immer recht. Vor allem in Endspielen.

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