03.06.2018 17:22 Uhr

SKN dank und mit Don Didi in der Zwölferliga

David Atanga ebnete den Wölfen mit einem Traumtor den Klassenerhalt
David Atanga ebnete den Wölfen mit einem Traumtor den Klassenerhalt

Der SKN schafft es durch das Hintertürl Relegation in die neue Zwölferliga. Im Rückspiel gegen Wiener Neustadt reichte den "Wölfen" am Sonntag vor 4.844 teils enthusiasmierten Zuschauern in der NV Arena ein 1:1-Unentschieden. Das Hinspiel am Donnerstag hatten sie auswärts 2:0 gewonnen.

Salzburg-Leihgabe David Atanga brachte den SKN knapp vor der Pause mit einer Traumtor-Bogenlampe aus vollem Lauf aus 30 Metern über Keeper Domenik Schierl hinweg unter die Latte in Front. Hamdi Salihi glich eine Viertelstunde vor Schluss aus. In der hektischen Schlussphase hielt SKN-Torhüter Christoph Riegler wie eine Eins. Und der ehemalige ÖFB-Teamspieler Roman Kienast verlor am Ende die Nerven und bekam nach einer Tätlichkeit Rot.

Der aktuelle ÖFB-Teamspieler Florian Grillitsch sah sich die Partie auch live in der Arena an. Er holte sich ja einen Tormannausschuss von hier entfernt in der Akademie St. Pölten das Rüstzeug für seine Profikarriere. 2013 schlug er ein Angebot des SKN über 1.200 brutto pro Monat für die Erste Liga aus und heuerte bei Werder Bremen an.

Schon vor dem Spiel hatten die SKN-Kicker ihren Fans bei einer Aufwärmrunde vor den Tribünen zugeklatscht. Nach dem Krimi bedankten sie sich mit einem Plakat bei ihren Anhängern, die in dieser Saison wohl am meisten durchgemacht hatten. Umso größer war der Zusammenhalt in den letzten Wochen und der sprichwörtliche Funke sprang an diesem brütend heißen Sonntagnachmittag sofort über. Zur Gemütsberuhigung gab es nach Schlusspfiff 45 Minuten lang Freibier von einem der Premium-Sponsoren.

Vieles anders unter Don Didi

Nach dem Rücktritt von Jochen Fallmann (September), der mit dem damaligen Sportdirektor Markus Schupp nicht mehr konnte und der Irrfahrt von Oliver Lederer, der den Klassenerhalt am liebsten mit Tiki-Taka erspielt hätte und beurlaubt wurde (März), hat es also Neo-Trainer Dietmar Kühbauer geschafft und den SKN St. Pölten vor der Talfahrt in die neue 2. Liga gerettet.

"Die werden bereit sein. Wir aber auch!", hatte Kühbauer bei seinem Arbeitsantritt am 2. April angekündigt, also im Gegensatz zu Lederer keine Umschweife mehr gemacht, dass der Klassenerhalt für die "Wölfe" nur über eine etwaige Relegation möglich sein wird und es gelte bis dahin Selbstvertrauen zu tanken.

Bissig wurden die Wölfe schon am Ende der regulären Saison, als sie Siege in Altach, gegen Austria und bei der Admira einfuhren. Einen großen Anteil hatte der wieder genesene Daniel Luxbacher, der teils groß aufspielte, Sonntag aber erneut wegen Adduktorenproblemen pausieren musste.

Kaum zu Paken

Und plötzlich traf auch der Nordkoreaner Kwang-Ryong Pak, der zuvor (saisonübergreifend, er kam aus Lausanne) 31 Pflichtspiele in Folge unter Ladehemmung gelitten hatte. Danach lief der lang phlegmatisch wirkende Hühne teils wie ein Duracell-Haserl. Dazu spielte sich unter Kühbauer auch der aus der AKA St. Pölten geholte Robert Ljubicic in die Auslage, den die Niederösterreicher sicherheitshalber gleich nach seinem ersten Pflichtspieleinsatz mit einem Profivertrag bis 2020 ausstatteten.

Mit dem Klassenerhalt verlängert sich der Vertrag von Kühbauer automatisch bis Sommer 2019. Und der SKN braucht nicht die Schmach über sich ergehen lassen, dass die Wiener Neustädter in der nächstjährigen Zwölferliga (von November bis März) in die NV Arena einziehen. Dort hätten sie auf Weisung des Betreibers, des Landes NÖ, spielen dürfen.

 

Bei der letzten Reform büßte St. Pölten

St. Pöltens letzte Relegation liegt 20 Jahre zurück. 1998 schoss Christian Schöpf die VSE (Voith Schwarze Elf) am Voith Platz bei Starkregen in der siebenten (!) Serie des Elferschießens vermeintlich in die Regionalliga Ost und Westliga-Champion SV Wörgl mit 6:5 i.E. in die damalige 1. Division (zweithöchste Spielklasse).

Die Tiroler hatten das Hinspiel durch ein Tor von Emir Music 1:0 gewonnen. Für die Niederösterreicher traf im Rückspiel Michi Zechner. Nach 120 Minuten stand es am Voith Platz auch noch 1:0. Daher das Elferschießen. In die Relegation musste der VSE als Neunter der Sechzehnerliga, weil die Bundesliga damals auf zwei Zehnerligen umgestellt wurde.

Die VSE fusionierte jedoch anschließend mit SV Gerasdorf zum FCN (Fußballclub Niederöserreich) St. Pölten, holte sich dadurch wieder eine Zweitliga-Lizenz, ging aber eineinhalb Jahre später in Konkurs. Auch, weil Präsident Franz Hein, Trainer Kurt Garger und Co. einem Aufschneider aufsaßen, der zuvor beim LASK und beim SC Untersiebenbrunn hochkant rausgeschmissen worden war.
>> 15 Jahre kein Disneyland in St. Pölten

Der FCN ist tod, es lebe der SKN

Paradoxerweise initiierte die Liquidation des FCN die Geburt des SKN. Im Juli 2000 wurde der Sportklub Niederösterreich gegründet und durfte auf Weisung des Verbandes in der 2. Landesliga NÖ West beginnen, zum Missfallen unzähliger Funktionäre und Fans kleinerer Klubs - insbesondere beim Traditionsklub Sturm 19 St. Pölten, der einst Bimbo Binder heraus brachte, und 2017 den Spielbetrieb einstellte.

Argumentiert wurde der SKN-Bonus mit der Gründung des Bundesnachwuchszentrums (BNZ) St. Pölten, das mittlerweile längst Akademie-Status hat. Bis heute ist die AKA nicht in den Verein eingebunden.

Vom politischen Versprechen eines Stadions in St. Pölten von der damaligen NÖ Sportlandesrätin Liese Prokop † (1991) bis zur Erföffnung der NV Arena an der Bimbo-Binder-Promenade 9 (2012), erreichbar über die Liese-Prokop-Allee, dauerte es aber auch 21 Jahre.

 

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Thomas Schöpf

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