05.06.2018 12:08 Uhr

Dominoeffekt in der Liga - Austria in die EL?

Der Stein des Anstosses: St. Pöltens David Atanga (r.)
Der Stein des Anstosses: St. Pöltens David Atanga (r.)

Laut Wiener Neustadt verstieß der SKN St. Pölten mit dem Einsatz von David Atanga gegen FIFA-Regeln. Die Neustädter legen offiziell Protest ein, Ried könnte nachziehen. Droht der Bundesliga eine Kettenreaktion, durch die die Austria sogar in die Europa League käme?

Mit dem Relegationsrückspiel am 3. Juni ging die Bundesligasaison 2017/18 offiziell zu Ende. St. Pölten sicherte sich mit dem 1:1 zu Hause gegen Wiener Neustadt den Klassenerhalt, nachdem der SKN das Auswärtsmatch mit 2:0 für sich entschieden hatte. Jubel in der Landeshauptstadt, Frust und Tristesse südlich von Wien. Vorerst.

Denn während die Saison auf dem Rasen gelaufen ist, könnten die Bundesliga-Gremien während der Sommerpause gehörig auf Trab gehalten werden. St. Pöltens Treffer am Sonntag erzielte mit David Atanga ein Akteur, der in der abgelaufenen Spielzeit für drei verschiedene Vereine aufgelaufen war: Liefering, Red Bull Salzburg und den SKN.

Laut FIFA-Regularien ist dies allerdings unzulässig, darf ein Spieler in einer Saison für maximal zwei Klubs in Pflichtspielen zum Einsatz kommen. Die Österreichische Bundesliga sah darin im Zuge der Kooperationsspieler-Regelung jedoch kein Problem. Salzburg-Sportdirektor Christoph Freund meinte im Februar gegenüber "Sky": "Ich denke nicht, dass das jemand klagen wird, weil es ja ein gemeinsamer Beschluss der Vereine mit der Liga und dem ÖFB ist. Jeder hat dieselben Regeln, jeder kann damit arbeiten."

Wr. Neustadt legt Protest ein - was macht Ried?

Damit gearbeitet haben während der Saison mehrere Vereine, darunter auch der SC Wiener Neustadt, der wegen des Atanga-Einsatzes gegen die Beglaubigung des Relegationsrückspiels Protest einlegte. Allerdings agierten auch die Neustädter in der abgelaufenen Spielzeit nicht FIFA-regelkonform. Zu Beginn der Frühjahrssaison wechselte Trainer Roman Mählich mit Alex Sobczyk einen Spieler ein, der zuvor bereits für Rapid und - pikanterweise - den SKN St. Pölten aufgelaufen war.

In jenen drei Partien, in denen der Leihstürmer mitwirkte, holte Wiener Neustadt vier Punkte. Das könnte wiederum die SV Ried auf den Plan rufen. Die Oberösterreicher beendeten die Saison nur einen Zähler hinter der Mählich-Truppe, könnten durch potentielle Strafverifizierungen gegen Wr. Neustadt also theoretisch auf den Relegationsplatz rücken.

Im Grunde muss ein etwaiger Protest gegen ein Ergebnis innerhalb von drei Tagen erfolgen. Im Falle des Relegationsrückspiels blieb Wiener Neustadt innerhalb dieser Frist. Sollte die Bundesliga dem Einspruch stattgeben, darf man aufgrund des potentiellen Ausmaßes der Causa jedoch gespannt sein, wie sich dies auf bereits beglaubigte Spiele auswirkt.

Rieds Sportdirektor Franz Schiemer war Dienstagvormittag für weltfussball nicht für eine Stellungnahme erreichbar. Die Pressestelle wollte vorerst keine Details zum weiteren Vorgehen in der Causa bekanntgeben.

Rechenspiel: Kettenreaktion in der Bundesliga?

Durch den Neustadt-Protest könnte in der Theorie jedoch vor allem in der Bundesliga eine wahre Lawine losgetreten werden. Denn neben dem SKN mit Atanga begaben sich auch der LASK mit Samuel Tetteh und der Wolfsberger AC mit Igor (beide Liefering und Salzburg) auf dünnes Eis.

Würde man die entsprechenden Partien strafverifizieren, käme es zu signifikanten Positionsverschiebungen. Großer Gewinner davon wäre die Wiener Austria, die als Vierter plötzlich in der Qualifikation zur Europa League stünde. Kolossaler Verlierer wäre der LASK, der mit dem fünffachen Saisontorschützen Tetteh auf dem Feld 30 Punkte holte.

Momentan bleibt das alles ein Gedankenspiel. In Zeiten, in denen ein Verein zwei Tage vor dem ersten Relegationsspiel über das Ständig Neutrale Schiedsgericht den Aufstieg durchbringt, erscheint aber nichts mehr unmöglich.

Update:

Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer erklärte im Laufe des Dienstags gegenüber dem "Kurier": "Alle Einsätze bis auf den von Atanga sind beglaubigt und damit juristisch nicht mehr anfechtbar." Damit hätten weitere Proteste über jenen von Wr. Neustadt hinaus kaum Aussichten auf Erfolg.

David Mayr, Johannes Sturm

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