14.06.2018 16:16 Uhr

Spanien - Portugal: Duell der Unbesiegten

Neo-Coach Fernando Hierro springt für Spanien ins kalte Wasser
Neo-Coach Fernando Hierro springt für Spanien ins kalte Wasser

Das iberische Gruppe-B-Duell Spanien gegen Portugal ist am Freitag (20.00 MESZ Uhr) das erste Highlight der Weltmeisterschaft in Russland. Hinter der Verfassung der Spanier steht nach dem Rauswurf von Trainer Julen Lopetegui ein großes Fragezeichen. Mit dem Basken blieb "La Roja" in 20 Spielen unbesiegt. Europameister Portugal ist dagegen seit neun WM- und EM-Partien ungeschlagen.

Lopetegui wurde am Mittwoch von seinen Aufgaben entbunden, weil er ab der neuen Saison das Traineramt bei Champions-League-Sieger Real Madrid übernimmt. Verbandschef Luis Rubiales fühlte sich bei den Verhandlungen und beim Zeitpunkt der Veröffentlichung der prominenten Personalie übergangen. Die Spanier werden nun von Real-Legende Fernando Hierro, dem bisherigen Sportdirektor, betreut.

Der Weltmeister von 2010 beschwört den Teamgeist. "Vereint wie noch nie. So stark wie immer", twitterte der Verband (RFEF) am Donnerstag vor dem Abflug nach Sotschi. Viele Spieler wollten nach übereinstimmenden Medienberichten Lopetegui behalten. Er hatte Spanien zu einem der Topfavoriten geformt, die bisher letzte Niederlage kassierte das Team 2016 im EM-Viertelfinale gegen Italien noch unter Vorgänger Vicente del Bosque.

Hierro, einst kompromissloser Verteidiger in Madrid und im Nationalteam, muss nun schnell die Mannschaft hinter sich bringen. Viel Zeit hat er dafür nicht. "Ich werde nicht in zwei Tagen alles einreißen, was in zwei Jahren aufgebaut wurde", meinte der 50-Jährige, der nach den "schlimmsten 19 Stunden der Seleccion" ("Marca") erstmal einen dreiköpfigen Assistentenstab einfliegen ließ. Mit Lopetegui war das gesamte bisherige Trainerteam nach Hause geflogen.

Im Gegensatz zu Spanien zählt Portugal trotz des vor zwei Jahren gewonnenen EM-Titels nicht zum engsten Favoritenkreis. Gegen einen möglicherweise angeschlagenen Gegner wittert man aber die Chance für einen Start nach Maß. Mit einem Sieg wäre der Einzug ins Achtelfinale angesichts der weiteren Gegner Marokko und Iran fast schon eine Formsache. "Wir werden dasselbe tun wie 2016: bis zum Ende kämpfen und sehen, was passiert", kündigte Cristiano Ronaldo an. Bei der EM in Frankreich zeigten die Portugiesen allerdings keine berauschenden Leistungen.

Nach der Gruppenphase ist alles möglich

"Das Hauptziel ist, die Gruppe zu überstehen. Von da an...", sagte Mittelfeldspieler Manuel Fernandes, der in Russland bei Lokomotive Moskau engagiert ist. Die WM-Trophäe fehlt den Portugiesen noch - und Ronaldo geht es da nicht besser als seinem Dauerrivalen Lionel Messi bei Argentinien. Für "CR7" ist es mit 33 Jahren womöglich seine letzte Chance, sich diese Sehnsucht zu erfüllen.

"Portugal gegen Spanien sind immer besondere Spiele", freute sich Joao Mario. "Wir müssen unser Bestes abrufen und ich bin mir sicher, dass die ganze Mannschaft eine großartige Leistung zeigen wird - nicht nur Cristiano", sagte der Mittelfeldspieler mit Blick auf seinen Kapitän.

Das iberische Gipfeltreffen ist sogleich auch der Härtetest für die portugiesische Innenverteidigung. Pepe (35), Bruno Alves (36) und Jose Fonte (34) haben den Zenit ihrer Clubkarriere jeweils hinter sich. Besiktas Istanbul, Glasgow Rangers und Dalian Yifang in China heißen die derzeitigen Arbeitgeber der drei Verteidiger.

Während die Ablösesumme für den Niederländer Virgil van Dijk, den teuersten Verteidiger der Welt, bei rund 85 Millionen Euro lag, beträgt der Marktwert der drei Europameister zusammen knapp fünf Millionen. Portugals Nationaltrainer Fernando Santos setzt dennoch auch in Russland im Abwehrzentrum auf seine drei Routiniers.

Und das aus gutem Grund: Einer der wichtigsten Mosaiksteine auf dem Weg zum EM-Triumph in Paris war die portugiesische Defensive. Nach der enttäuschenden Gruppenphase mit nur drei Remis - darunter ein 0:0 gegen Österreich - verbannte Santos vor der K.o.-Phase neben Außenverteidiger Vieirinha mit Ricardo Carvalho den einst besten Innenverteidiger der Welt auf die Bank. Fonte und Cedric traten in die Viererkette vor dem starken Torhüter Rui Patricio, fortan funktionierte das defensive Kollektiv.

Spanien muss wohl auf Rechtsverteidiger Dani Carvajal verzichten. Alternativen sind Real-Kollege Nacho und Alvaro Odriozola von Real Sociedad. "Odriozola spielt etwas offensiver als Nacho und kann sich sehr schnell freilaufen. Nacho ist defensiver. Egal wer von den beiden spielt, er wird es gut machen", erklärte Mittelfeldspieler Koke.

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apa

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