19.06.2018 15:25 Uhr

Kommentar zu Mesut Özil: Immer noch unersetzbar

Ist Mesut Özil für das DFB-Team immer noch unersetzbar?
Ist Mesut Özil für das DFB-Team immer noch unersetzbar?

Mesut Özil muss nach seiner schwachen Leistung beim 0:1 der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Mexiko heftige Kritik einstecken - nicht zu Unrecht. Mit ihrer Wortwahl schießen die Experten aber eindeutig übers Ziel hinaus. Özil bleibt für das DFB-Team zudem sportlich unersetzbar. Ein Kommentar.

Ja, der Auftritt von Mesut Özil beim WM Auftakt gegen Mexiko war kein guter. Beim 0:1 sprintete der Spielmacher zwar pflichtbewusst von der Mittellinie bis in den eigenen Strafraum zurück. Mexikos Angreifer Hirving Lozano konnte Özil auf dem Weg zum Siegtreffer dennoch nicht stoppen.

Mit dem energischen Zweikampfverhalten der Mittelamerikaner schien der 29-Jährige insgesamt überfordert. Nur elf Prozent seiner direkten Duelle gewann der gebürtige Gelsenkirchener - der schlechteste Wert aller eingesetzten Spieler. 

Was in den Tagen nach dem Mexiko-Spiel aus den Reihen der meinungsfreudigen Ex-Profis auf den Arsenal-Star einprasselte, ließ sich durch seine schwache Leistung auf dem Platz aber nur bedingt rechtfertigen.

"Ich habe bei Özil auf dem Platz oft das Gefühl, dass er sich im DFB-Trikot nicht wohlfühlt, nicht frei ist, ja fast: als ob er gar nicht mitspielen möchte. Da ist kein Herz, keine Freude, keine Leidenschaft", schrieb Lothar Matthäus in seiner "Bild"-Kolumne. In der Erdogan-Affäre habe sich Özil ebenfalls falsch verhalten, ergänzte der Rekord-Nationalspieler.

Stefan Effenberg wärmte bei "Sport1" den alten und ziemlich abgeschmackten Vorwurf wieder auf, Özil bekenne sich nicht zu Deutschland, weil er vor Länderspielen die Hymne nicht mitsinge.

Mario Basler, der Özil während der Partie gegen Mexiko per Twitter noch gegen Kritik verteidigt hatte, verglich die Körpersprache des Mittelfeldspielers in der "ARD" mit der eines "toten Frosches", Özil sei "wieder grottenschlecht" gewesen.

Mesut Özil darf auf das Vertrauen von Löw zählen

Was die Experten abgesehen von ihrer fast schon unverschämten Wortwahl und der ungehörigen Vermischung sportlicher Kritik mit der seit Wochen schwelenden Integrationsdebatte vergessen: Özil ist mit seinen Fähigkeiten immer noch einzigartig im deutschen Team.

Kein anderer Spieler kann das Spiel des Weltmeisters an guten Tagen so lenken wie der frühere Schalker, niemand den tödlichen Pass in die Schnittstelle der gegnerischen Abwehr dermaßen präzise spielen. Sogar beim vogelwilden Kick gegen Mexiko - das ist die andere Seite der Statistik-Medaille - brachte Özil überragende 92 Prozent seiner Zuspiele an den Nebenmann.

Dass diese beim WM-Auftakt ebenfalls fast durch die Bank einen rabenschwarzen Tag erwischten, darf in der Betrachtung von Özils Leistung außerdem nicht unter den Tisch fallen.

Seine Stärken kann der Deutsch-Türke seit jeher am besten ausspielen, wenn er das unumstrittene Vertrauen seines Trainers spürt. Das weiß auch Joachim Löw und dürfte im zweiten Gruppenspiel gegen Schweden allen Unkenrufen zum Trotz wieder auf seinen Lieblingsschüler setzen.

Für Özil wäre es der 27. Einsatz bei einem großen Turnier seit 2010 hintereinander. Deutschlands Dauerbrenner wird die Chance nutzen, das verkorkste Mexiko-Spiel durch eine gute Leistung vergessen zu machen.

Tobias Knoop

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