21.06.2018 13:10 Uhr

Khedira selbstkritisch: "Haben keinen Bonus mehr"

Sami Khedira ist nach dem misslungenen WM-Auftakt in die Kritik geraten
Sami Khedira ist nach dem misslungenen WM-Auftakt in die Kritik geraten

Sami Khedira gilt in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft als Führungsspieler. Gegen Mexiko enttäuschte er maßlos, dürfte aber gegen Schweden eine weitere Chance erhalten.

Die Ex-Nationalspieler Lothar Matthäus und Stefan Effenberg fordern vehement seine Strafversetzung auf die Bank. Doch Sami Khedira nimmt die lautstarke Kritik aus der Heimat mit der Gelassenheit eines Weltmeisters zur Kenntnis. "Ich habe damit überhaupt kein Problem. Ich kann damit leben", sagte Khedira vor dem Training der deutschen Fußball-Nationalmannschaft am Donnerstag in Sotschi.

Der 31-Jährige wirkt unaufgeregt. Er ist klar in seinen Aussagen und vermittelt den Eindruck eines unerschütterlichen Führungsspielers. Genau diese Dinge hatte er beim WM-Fehlstart gegen Mexiko (0:1) allerdings vermissen lassen. Sein Ballverlust führte zum Gegentor, zahlreiche weitere luden die Mexikaner immer wieder zu gefährlichen Kontern ein. "Ich weiß selber, dass ich kein gutes Spiel gemacht habe", sagte Khedira.

Das Zusammenspiel mit Toni Kroos auf der Doppel-Sechs funktionierte überhaupt nicht. Khedira hielt sich immer dort auf, wo er eigentlich nicht hingehörte. Doch zieht Joachim Löw für das "Endspiel" am Samstag (20:00 Uhr)) im Fischt-Stadion gegen Schweden daraus wirklich die Konsequenzen und nimmt Khedira aus der Startelf? "Ich hätte überhaupt kein Problem damit. Es zählen keine Einzelschicksale und Egos. Es geht nicht um Namen und auch nicht darum, dass ich jedes Spiel mache", sagte Khedira.

Khedira für Löw "unverzichtbar"

Dennoch ist es unwahrscheinlich, dass Löw im wegweisenden Duell gegen die Skandinavier auf den Mittelfeldstrategen des italienischen Rekordmeisters Juventus Turin verzichtet. Zum einen, weil Ilkay Gündogan an den Nachwirkungen der Erdogan-Affäre zu knabbern hat und sich nicht aufdrängt. Zum anderen, weil Löw ein großer Khedira-Fan ist. "Wo Sami ist, ist der Erfolg", sagte Löw vor WM-Beginn. Dies mache ihn "unverzichtbar".

Es ist also damit zu rechnen, dass Khedira an der Seite von Kroos eine zweite Chance erhält. Die Schwierigkeiten gegen Mexiko seien ja nicht auf ein Problem "zwischen Toni und mir" zurückzuführen gewesen, sagte Khedira: "Es war ein Problem in der Abstimmung zwischen Offensiv- und Defensivreihe."

Doch die Schaltzentrale hatte an diesem Problem maßgeblichen Anteil. Daher muss sich Khedira wieder mehr der Stabilität als dem Spielaufbau widmen und darf nicht kopflos nach vorne stürmen. "Wir dürfen uns nicht von der Situation verleiten lassen und eine Aufgabe über Bord werfen, nur weil es gerade verlockend ist, nach vorne mitzugehen", sagte Mats Hummels.

Khedira-Appell: "Wir müssen gewinnen"

Der Innenverteidiger bezog diese Aussage zwar nicht direkt auf Khedira, doch der Ex-Stuttgarter, der das WM-Finale 2014 in Rio aufgrund einer Verletzung kurzfristig verpasst hatte, muss sich diesen Schuh anziehen.

Khedira verfügt aber mit 75 Länderspielen (sieben Tore) über die Erfahrung, um wieder aufzustehen. In seiner Karriere musste er schon häufiger schwierige Situationen meistern. Vor drei Jahren dachte er nach vielen Verletzungen sogar an einen Rücktritt.

Davon ist er derzeit weit entfernt. Juve will seinen bis 2019 laufenden Vertrag sogar vorzeitig verlängern. Doch das alles zählt für Khedira derzeit nicht. Er denkt nur an Samstag. "Wir sind jetzt noch früher unter Druck. Wir müssen gewinnen. Wir haben keinen Joker, keinen Bonus mehr", sagte Khedira. Letzteres gilt auch für ihn.

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