22.06.2018 12:58 Uhr

Deutschland beschwört die "Krieger-Mentalität"

Gruppenphasen-Hit Schweden gegen Deutschland
Gruppenphasen-Hit Schweden gegen Deutschland

Titelverteidiger Deutschland steht schon im zweiten Gruppenspiel gegen Schweden mit dem Rücken zur Wand. Nach der Niederlage gegen Mexiko versprechen die Spieler eine klare Steigerung.

Wende oder Ende? Nach dem 0:1 gegen Mexiko geht es für Deutschland schon im zweiten Spiel der WM in Russland ums sportliche Überleben. Denn sollte der Titelverteidiger am Samstagabend (20:00 Uhr MESZ) in Sochi auch gegen Schweden verlieren und zuvor die Mexikaner in Rostow (ab 17:00 Uhr) gegen Südkorea punkten, dann wäre die Heimreise des DFB-Teams nach der Gruppenphase besiegelt.

Es wäre eine Schmach von historischem Ausmaß für die stolzen deutschen Kicker, die bisher nur 1938 in der Auftaktrunde - damals hatte die WM gleich mit dem Achtelfinale begonnen - gescheitert sind. Seither stand Österreichs großer Nachbar immer unter den letzten acht Teams, wurde viermal Weltmeister (1954, 1974, 1990, 2014) und ebenso oft WM-Zweiter (1966, 1982, 1986 und 2002). Und in diesem Jahrtausend war Deutschland überhaupt noch nie schlechter als WM-Dritter (2006 und 2010).

Deutschland gegen Schweden unter Druck

"Jetzt gilt es, das ganze Besprochene auf dem Platz umzusetzen", forderte Vizekapitän Sami Khedira bedingungslosen Einsatz im Spiel gegen die Schweden, die ihr Auftaktmatch gegen Südkorea 1:0 gewonnen haben und mit einem weiteren Sieg vorzeitig ins Achtelfinale einziehen könnten. "Das hat Deutschland immer stark gemacht: Die Mentalität von elf Kriegern. Das müssen wir wieder reinbekommen. Dann haben wir auch die fußballerische Qualität, schöne Tore zu erzielen", betonte der 31-jährige Zentrumsspieler von Italiens Meister Juventus Turin.

>> Liveticker: Deutschland gegen Schweden

Vor allem die Routiniers, die wie Khedira vor vier Jahren in Brasilien Weltmeister wurden, sind nun beim Versuch, den Fehlstart auszumerzen, gefordert. "Erfahrung ist aber keine Garantie", meinte Innenverteidiger Mats Hummels, der das Defensivverhalten der Mannschaft nach dem Mexiko-Spiel öffentlich kritisiert hatte. "Das schwedische Team ist auch erfahren, deswegen ist das kein großer Vorteil für uns. Wir dürfen uns nicht noch so ein Spiel (wie gegen Mexiko, Anm.) erlauben, egal wie lange das Turnier noch geht. Je früher wir uns noch so ein Spiel erlauben, desto eher fahren wir nach Hause", bekräftigte der 29-jährige Bayern-München-Klubkollege von ÖFB-Star David Alaba.

Viel wird spekuliert, ob Trainer Joachim Löw personelle Umbesetzungen vornimmt oder seinen Führungskräften die Chance zur Korrektur gibt. "Wir werden definitiv ein anderes Gesicht zeigen", versprach Hummels, warnte aber gleichzeitig davor, den Gegner zu unterschätzen: "Es gibt viele Gefahren. Gegen Schweden wird es die Kunst sein, von Anfang an Druck zu machen, aber auch nicht ungeduldig zu werden." Erklärtes Ziel seien aber natürlich drei Punkte. "Ein Unentschieden ist nicht in unserem Sinne, weil es wahrscheinlich gleichbedeutend mit einem Ausscheiden ist."

Forsberg warnt: "Die kommen mit voller Power"

Die Pflichtspielbilanz gegen die Schweden, die auf dem Weg nach Russland in der Qualifikation bereits den aktuellen WM-Dritten Niederlande sowie den vierfachen Weltmeister Italien ausgeschaltet haben, spricht jedenfalls klar für die Deutschen. In zwölf Partien gab es nur eine einzige Niederlage. Das mit 1:3 verlorene WM-Halbfinale vom 24. Juni 1958 in Göteborg ist am Samstag fast auf den Tag genau 60 Jahre her. Die Schweden gehen deshalb mit entsprechendem Respekt ins Duell mit dem amtierenden Champion.

"Das wird ein hartes, kompliziertes Spiel - für die und für uns", betonte etwa der beim deutschen Bundesligisten Leipzig tätige Flügelspieler Emil Forsberg, der einen hoch motivierten Gegner erwartete. "Sie werden gegen uns mit einer anderen Mentalität spielen. Wir werden gegen uns ein anderes Deutschland sehen, da bin ich mir sicher. Wir müssen vorbereitet sein: Die kommen mit voller Power."

Forsbergs Offensivkollege Viktor Claesson, der in Russland beim FK Krasnodar spielt, wurde sogar noch deutlicher: "Wenn Deutschland gegen Schweden spielt, ist Deutschland der Favorit. Da spielt es keine Rolle, ob sie gegen Mexiko verloren und wir gegen Südkorea gewonnen haben." Tormann Robin Olsen, an dem Liverpool interessiert sein soll, warnte ebenfalls eindringlich vor den Deutschen, auch wenn diese mit dem 2:1 gegen Saudi-Arabien nur eines ihrer jüngsten sieben Spiele gewonnen haben: "Die sind eine große Gefahr. Die sind Weltmeister." Gleichzeitig versprach Linksverteidiger Ludwig Augustinsson stellvertretend für das ganze Team: "Wir werden alles tun, um sie aus dem Turnier zu werfen."

Schweden müsse laut Kapitän und Abwehrchef Andreas Granqvist wie schon in der WM-Qualifikation gegen die Niederlande oder Frankreich und in den Play-offs gegen Italien versuchen, über die stabile Defensive seine Siegchance zu wahren und möglichst effizient zu sein. "Es ist wichtig, was wir mit dem Ball machen, wenn wir ihn haben. So oft werden wir ihn nicht haben", ergänzte Forsberg. "Ich hoffe, wir können lange ein 0:0 halten und dann ein Tor schießen. Wir müssen daran glauben, dass wir es schaffen können. So wie gegen die Niederlande, Frankreich oder Italien."

apa

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