26.06.2018 21:56 Uhr

Argentinien mit Drama ins Achtelfinale

Große Emotionen nach dem späten Siegtreffer der Argentinier
Große Emotionen nach dem späten Siegtreffer der Argentinier

Lionel Messi ließ sich auf den Rücken plumpsen, dann verschwand er in der Jubeltraube der Argentinier: Ein Geniestreich des Kapitäns und ein später Treffer von Marcos Rojo (86.) haben den Vizeweltmeister vor einem Debakel bei der WM in Russland bewahrt.

Im "Endspiel" gegen die nigerianische Mannschaft von Gernot Rohr erzielte Messi beim 2:1 (1:0) den Führungstreffer (14.), Rojo schoss die bereits am Abgrund stehenden Südamerikaner nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich der Superadler ins Glück.

"Ich bin sehr, sehr glücklich", sagte Siegtorschütze Rojo. Argentinien sprang in der Tabelle der Gruppe D vom letzten auf den zweiten Platz und trifft nun im Achtelfinale am Samstag in Kasan auf Frankreich. Zwischendurch hatten Messi und Co. vor den Augen von Diego Maradona 35 Minuten lang vor dem Aus gestanden. Nach einem Foul von Javier Mascherano am bisherigen Mainzer Leon Balogun verwandelte Victor Moses den Elfmeter zum Ausgleich (51.).

Der unkontrollierte Sturmlauf der Argentinier, der einem spielerischen Offenbarungseid gleichkam, führte dann doch noch zum Erfolg - auch, weil der türkische Schiedsrichter Cunyet Cakir den Nigerianern auch nach Videobeweis keinen Handelfmeter zubilligte (75.). "Wir sind enttäuscht, uns haben nur ein paar Minuten gefehlt", sagte Rohr, "aber so ist das Leben, wir müssen es akzeptieren."

Dass die Argentinier nach ihrer "Palastrevolution" gegen Trainer Jorge Sampaoli das Achtelfinale erreichten, war allerdings auch mit einer gehörigen Portion Glück verbunden: Im Parallelspiel war Island lange nahe dran an einem Sieg gegen eine kroatische B-Elf, in diesem Fall hätte der Vizeweltmeister bereits die Heimreise antreten müssen. Nigeria verpasste es, zum vierten Mal und wie zuletzt 2014 in die K.o.-Runde einzuziehen.

Der angeblich von Messi und Mascherano entmachtete Sampaoli hatte sich vor dem Spiel forsch gegeben und behauptet, es werde ein "Wendepunkt" sein, "wir werden ein neues Kapitel schreiben", und: "Es sind noch fünf Spiele bis zum Titel." Ob er noch das Kommando hatte oder die Spieler? Jedenfalls war die Mannschaft auf gleich fünf Positionen verändert, draußen war etwa Sergio Aügero, dereinst Schwiegersohn von Diego Maradona, drinnen unter anderem Gonzalo Higuain und Angel Di Maria.

Außerdem neu: Torhüter Franco Armani, ein WM-Debütant mit der Erfahrung von 31 Länderspielen. Er ersetze Wilfredo Caballero, Sündenbock beim 0:3 gegen Kroatien - und hatte zunächst nichts zu tun, weil seine Vorderleute mit wilder Entschlossenheit zu Werke gingen. Mascherano, mutmaßlicher Rädelsführer der Revolte gegen Sampaoli, sorgte mit seinen Defensivfacharbeitern humorlos dafür, dass jeder nigerianische Angriffsversuch mit Schmerzen endete.

Stange verhindert Messis Doppelpack

Und Messi? Spazierte wie üblich über das Feld, reagierte aber wesentlich schneller und entschlossener, wenn der Ball in seine Nähe kam. Wie beim Tor, dem 100. dieser WM: Nach einem Pass von Ever Banega, einer der fünf neuen in der Mannschaft, schaltete er in den Vollgasmodus, nahm den Ball elegant mit, und erzielte mit dem eher schwachen rechten Fuß seinen sechsten WM-Treffer, den ersten nach 652 Minuten Erfolglosigkeit. Zuletzt, bei der WM 2014, hatte er, genau, gegen Nigeria getroffen.

Argentinien spielte in dieser Phase nicht sonderlich gut, produzierte vor allem im Mittelfeld jede Menge Fehlpässe. Ein Freistoß von Messi hätte dennoch fast zu einem zweiten Treffer geführt - das Ball flog an die Stange (34.). Danach ging bei den Argentiniern nicht mehr viel, zum Leidwesen des sehr ungesund aussehenden Maradona auf der Tribüne. Am Ende aber durfte auch die Fußball-Ikone ihre Freude hinausschreien.

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