04.07.2018 10:54 Uhr

Déjà-vu: Schweizer WM-Träume zerschellen erneut

Für die Schweizer ist die WM einmal mehr vorzeitig vorbei
Für die Schweizer ist die WM einmal mehr vorzeitig vorbei

Die Schweiz hat die historische Chance auf ein WM-Viertelfinale vergeben. Dabei galt die Nati der Eidgenossen als beste der letzten Jahre. Jetzt muss sich jeder im Team ernsthaft hinterfragen.

Nach dem bitteren WM-Aus der vermeintlich goldenen Generation glänzten nur noch die Diamantstecker in den Ohren von Granit Xhaka. Der wohl schillerndste Spieler der Schweiz rang mit eingefrorener Miene um Erklärungen für die vergebene Chance auf den historischen Coup. Heraus kam nicht viel mehr als Schulterzucken.

"Es ist mühsam, sehr mühsam, wenn ich ehrlich bin. Man versucht alles, hat so eine lange Vorbereitung und schafft es wieder mal nicht durch", sagte der 25-Jährige nach der 0:1 (0:0)-Niederlage im Achtelfinale von St. Petersburg gegen Schweden.

Stillstand statt Fortschritt

Zum ersten Mal seit der Heim-WM 1954 ein Viertelfinale - das war der Traum gewesen. Vor der Partie hatte Xhaka sogar davon gesprochen, sich selbst damit nicht zufrieden geben zu wollen. Das fällt der Mannschaft jetzt auf die Füße. "Das ist einfach enttäuschend. Die Mannschaft hätte es echt verdient gehabt", sagte Torhüter Yann Sommer von Borussia Mönchengladbach: "Es gelingt uns in den entscheidenden Momenten einfach nicht, besser zu sein als der Gegner." Und das nicht zum ersten Mal.

Die Spielergeneration um Xhaka und Sommer stagniert. Bei der WM 2014 waren sie im Achtelfinale ausgeschieden, genauso vor zwei Jahren bei der EM in Frankreich. "Das kann einmal passieren, kann zweimal passieren, aber wenn es dreimal passiert, dann ist es schwierig, Worte zu finden", sagte Xhaka. Der Kader hat sich in dieser Zeit nicht groß verändert.

"Sie sind nicht so gut, wie sie selbst meinen"

Elf Bundesliga-Akteure standen im diesjährigen WM-Aufgebot, dazu ehemalige Deutschland-Legionäre wie Xhaka oder Ricardo Rodriguez, die bei hoch angesehenen Klubs wie dem FC Arsenal bzw. dem AC Mailand spielen. Eigentlich ist die Qualität also da, möchte man meinen. Genau das wird in der Schweizer Heimat jedoch nun infrage gestellt. "Sie sind nicht so gut, wie sie selbst meinen und sagen. Wären sie es, dürften sie sich über den Einzug in den Viertelfinal dieser WM freuen", schrieb der "Tagesanzeiger".

Besonders Xhaka, den Englands früherer Star-Verteidiger Phil Neville in der "BBC" einen "Fake" (auf Deutsch etwa: Mogelpackung/d.Red.) nannte, steht im Kreuzfeuer der Kritik. Er hatte Schwedens Emil Forsberg bei dessen Siegtreffer in der 66. Minute nahezu ohne Gegenwehr ziehen lassen.

"Nicht gut genug, es in ein Viertelfinale zu schaffen"

Ist mit diesen Spielern also noch etwas zu gewinnen? Trainer Vladimir Petkovic sah die Mannschaft nach der Niederlage gegen Schweden "auf einem guten Weg, aber sie ist nicht gut genug, es in ein Viertelfinale zu schaffen".

Neben der mangelnden Effizienz bemängelte der Coach vor allem zu wenig Emotionalität auf dem Platz. Dieser Einschätzung schlossen sich viele Spieler an, wagten jedoch auch bereits einen Blick nach vorne. "Wir haben uns in den letzten Jahren gut entwickelt", sagte der frühere Münchner Xherdan Shaqiri: "Von daher können wir froh sein, dass wir auch für die Zukunft gute Spieler haben." Was jene dann zu leisten imstande sind, wird die Zeit zeigen.

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten