04.07.2018 10:58 Uhr

Schweden vor Rendezvous mit der Geschichte

Emil Forsberg steht mit Schweden im WM-Viertelfinale
Emil Forsberg steht mit Schweden im WM-Viertelfinale

Emil Forsberg ist das Gesicht einer schwedischen Nationalmannschaft, die Großes leisten kann. Nach dem Viertelfinal-Einzug werden Erinnerungen an die so erfolgreiche WM 1994 wach.

Als seine Fans die U-Bahnen St. Petersburgs Blau-Gelb färbten und einigen Russen ekstatisch singend tatsächlich ein Lächeln abrangen, war Emil Forsberg bereits über alle Berge. Im Flieger weit über den Wolken der Zarenstadt reckte Schwedens abgekämpfter Achtelfinal-Held ein letztes Mal die Siegerfaust ins Objektiv seines Smartphones. Ganz vorne der Emil, im Hintergrund seine Mitstreiter Robin Olsen, Pontus Jansson und Filip Helander. Eine Einheit sind sie - unter Führung eines Ausnahmekönners. Und nun zwangsläufig so etwas wie ein WM-Geheimfavorit.

"Wir haben die Möglichkeit, sehr weit zu kommen und träumen davon", sagte Forsberg nach dem 1:0 (0:0)-Sieg im Achtelfinale gegen die Schweiz: "Aber wir wissen auch, dass es dafür harte Arbeit und Hingabe braucht."

Gut, diese Einschränkung versteht sich von selbst, wenn man bedenkt, dass Schweden im Viertelfinale am Samstag in Samara gegen die bisher starken Engländer spielt. Doch selbst die haben beim Gedanken an die Schweden bereits ein mulmiges Gefühl im Magen. "Wir haben Schweden seit Jahren unterschätzt, es ist erstaunlich, was sie tun", sagte Englands Teammanager Gareth Southgate.

"...aber man kann ja fantasieren"

Besonders erstaunlich deshalb, weil sich die Skandinavier anschicken, in große Fußstapfen zu treten. Noch ein Sieg und sie sind so weit gekommen, wie die glorreiche Mannschaft von 1994 um Tomas Brolin, Martin Dahlin und Patrik Andersson, die bei der WM in den USA bis in Halbfinale gekommen und am Ende Dritter geworden war. In heimischen Medien wird nun bereits auf den nächsten großen Wurf spekuliert. "Natürlich ist das weit gedacht, aber man kann ja fantasieren. Das wird wirklich verrückt", schrieb die Zeitung "Expressen".

In jedem Fall können die Schweden nun befreit aufspielen, hatten viele Experten nach der Gruppenauslosung bei Vorrundenduellen mit Deutschland und Mexiko doch schon das frühe Aus gefürchtet und ohnehin die Klasse der Mannschaft nach dem Rücktritt von Weltstar Zlatan Ibrahimovic in Frage gestellt.

Ohne seinen Superstar entwickelte sich das Team aber weiter, kommt mehr über das Kollektiv und wird auch gegen England tun, was es am liebsten tut: Tiefstapeln und mit der blitzschnellen Konter-Taktik überraschen. "Wir setzen uns nicht unter Druck", sagte Forsberg: "Wir sind keine große Nation - da kommen wir gerade erst hin."

Forsberg glänzt

Zu den ganz Großen wie Zlatan gehört Forsberg selbst auch noch nicht. Durch sein Siegtor in der 66. Minute und eine auch ansonsten höchst energetische Leistung stellte sich der Mittelfeldspieler von RB Leipzig aber ins Schaufenster.

"Emil Forsberg hat sich zuletzt unglaublich entwickelt", sagte Nationaltrainer Janne Andersson. Zu klären wäre auch noch die Frage, ob der 26-Jährige nach der WM trotz Vertrags bis 2022 wechselt. In dieser Angelegenheit zog er sich am Dienstag erst einmal mit einem Lächeln aus der Affäre.

Er hat ja noch ein bisschen Zeit. Erst gilt die volle Konzentration England, auch wenn in Schweden nach dem guten Auftritt gegen die Schweizer leichter Übermut aufkommt. "Wenn die Welt Schweden stoppen will, sollte nächstes Mal ein besserer Gegner her", schrieb die Zeitung "Aftonbladet" scherzhaft. Besser als die Schweiz wird England in jedem Fall sein, einen Forsberg hat Schweden trotzdem.

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