05.07.2018 11:50 Uhr

Vom Abgehängten zum Anführer

Emil Forsberg ist der neue Star im schwedischen Team
Emil Forsberg ist der neue Star im schwedischen Team

Emil Forsberg will kein Zlatan Ibrahimovic sein, doch im schwedischen Team ist bei mittlerweile fast so dominant. Der Leipziger interpretiert seine Star-Rolle nur anders.

Eigentlich ist Emil Forsberg ein aufgeschlossener Typ. Aber wenn das Gespräch auf Zlatan Ibrahimovic kommt, den großen Zampano im schwedischen Fußball, dann wird der Profi von RB Leipzig schmallippig und wortkarg. "Darüber könnt ihr reden, ich tue das nicht", antwortete Forsberg nach seinem 1:0-Siegtreffer im WM-Achtelfinale gegen die Schweiz auf die Frage von Journalisten, warum Schweden ohne Ibrahimovic erfolgreicher spielt.

Der Fakt lässt sich nicht leugnen: Mit "Ibrakadabra" waren die Blau-Gelben zweimal in einem WM-Achtelfinale und zweimal gar in der Qualifikation gescheitert. Ohne den schillernden Rekordtorjäger kämpft Schweden am Samstag in Samara gegen England um den Halbfinal-Einzug. Mit zehn Kriegern und einem Künstler.

"Er gibt der den Takt vor"

Denn auch wenn Forsberg zurecht als "Anti-Zlatan" bezeichnet wird - er ist aufgrund seiner Klasse genauso wichtig für das Team wie damals Ibrahimovic. Nur interpretiert der 26-Jährige seine Star-Rolle anders. Forsberg will nicht nur selbst glänzen, er ordnet sich komplett der defensiven Mannschaftstaktik unter. Er presst wie ein Verrückter den ballführenden Gegner, seine Zweikampfhärte ist für einen Offensivspieler beeindruckend.

Bei eigenem Ballbesitz ist Forsberg der Schlüsselspieler, denn kein anderer Schwede besitzt ähnliche spielerische und technische Fähigkeiten. "Er gibt der den Takt vor", sagt Nationaltrainer Janne Andersson. Und der Blondschopf übernimmt in der Kabine eine Führungsrolle, auch wenn die Hierarchie nach dem Abgang von Ibrahimovic deutlich flacher geworden ist.

Druck auf Forsberg ist gestiegen

"Ich habe schon das Gefühl, dass nach Zlatans Rücktritt der Druck oder die Erwartung an meine Person zugenommen hat", sagte Forsberg. Er habe damit kein Problem, auch wenn er deswegen nicht immer der liebe Emil sein könne. "Gerade im Erfolgsfall", betont er, müsse man "den Jungs ja auch ein wenig Feuer unter dem Arsch machen."

Feuer hat Forsberg in seiner Karriere selbst bekommen. Im Elitecamp des schwedischen Verbandes in Halmstad wurde er als Teenager abgelehnt - weil er zu klein und schmächtig war. "Ich war am Boden zerstört", erinnert sich Forsberg: "Ich dachte: Was soll ich machen? Mich auf magische Weise vergrößern? Wenn ich es nicht mal in dieses Camp schaffe, wie soll ich denn jemals für Schweden spielen?"

Europaweit begehrt

Fast zur gleichen Zeit traf der damals 14-Jährige seine heutige Ehefrau Shanga. Sie habe ihn darin bestärkt, im Spiel aggressiver aufzutreten, sich nichts gefallen zu lassen. Drei Jahre später debütierte er dann in der schwedischen Liga, 2015 folgte der Wechsel zu RB Leipzig. Ein Zweitligist! Ohne jede Tradition! Wieder schrieben ihn viele seiner Landsleute ab. Doch Forsberg schoss den Klub zuerst in die Bundesliga und dann in die Champions League.

Anfang August erwarten der Leipziger und seine Frau ihr erstes Kind. Nicht ausgeschlossen, dass das Baby in Mailand, Paris oder England zur Welt kommt. Forsberg (Vertrag bis 2022) würde gerne zu einem europäischen Topklub wechseln. In dieser Hinsicht will er doch so sein wie Ibrahimovic. Der spielte unter anderem beim FC Barcelona, bei Manchester United oder Paris St. Germain.

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