12.07.2018 11:13 Uhr

Luka Modric: Zwischen Anklage und Heldentum

Luka Modric will den WM-Sieg
Luka Modric will den WM-Sieg

Als Nachfolger von Philipp Lahm wäre Luka Modric auch bereit, ein echtes modisches Opfer zu bringen.

"Ich werde mir die Haare färben", kündigte Kroatiens Superstar vollmundig nach dem Sieg über England für den Fall des Final-Triumphs gegen Frankreich bei der Fußball-WM in Russland an. "Die ganze Mannschaft wird es wirklich tun." Als Kapitän dürfte das Mittelfeld-Ass von Real Madrid wie zuletzt Lahm vor vier Jahren in Rio de Janeiro den goldenen Weltmeisterpokal als Erster in den Abendhimmel von Moskau strecken. Auf der Gegenseite wäre Torwart Hugo Lloris dieses Privileg vorbehalten.

Anders als der bei diesem Turnier sportlich zuletzt ebenfalls herausragende, insgesamt aber eher unscheinbare französische Keeper, würde Modric beim Titelcoup auch in die Kategorie der Allergrößten des Weltfußballs vorstoßen. Als Champions-League-Sieger hätte der 32-Jährige gute Chancen, die zehnjährige Regentschaft von Cristiano Ronaldo und Lionel Messi bei der Weltfußballer-Wahl zu beenden.

Modric vor Einzug in illustren Kreis

Zumindest der Goldene Ball für den besten Spieler in Russland wäre ihm wohl nicht zu nehmen. "Diese Dinge interessieren mich nicht", sagte Modric nach Mitternacht im Moskauer Luzhniki-Stadion pflichtbewusst. "Für mich ist der Erfolg mit Kroatien viel wichtiger."

Das 1,72 Meter kleine Leichtgewicht hat die Gelegenheit, als erst neunter Spieler der Geschichte nach Brasiliens Roberto Carlos (2002), Christian Karembeu aus Frankreich (1998) und einem deutschen Sextett des FC Bayern um Franz Beckenbauer, Uli Hoeneß und Gerd Müller (1974) im siegreichen Team der WM und der europäischen Königsklasse auf dem Platz zu stehen. Bei Frankreich besitzt sein Real-Mannschaftskamerad Raphael Varane die gleiche Chance.

Als unermüdlicher Taktgeber und Dauerläufer glänzt Modric. "Luka ist nicht nur der beste unserer aktuellen Spieler, er ist der beste kroatische Spieler der Geschichte", schwärmte Teamkollege Ivan Rakitic von Modric während des Turniers. Dabei scheint dieser auch mühelos den Wirbel um die Anklage wegen Falschaussage nach seinem Auftritt als Zeuge im Prozess gegen die Brüder Zoran und Zdravko Mamic wegzustecken.

"Es geht um die WM, nicht um andere Sachen"

Modric war wegen seines Wechsels im Jahr 2008 von Dinamo Zagreb zu Tottenham Hotspur vernommen worden und hatte zunächst behauptet, mit dem damaligen Dinamo-Boss die Teilung des Transfererlöses vereinbart zu haben, später zog Modric diese Darstellung zurück. Im Falle einer Verurteilung drohen ihm bis zu sechs Jahre Haft. "Gibt es nichts Klügeres, zu fragen?", antwortete Modric zu Beginn des Turniers auf entsprechende Nachfragen zu dem Thema. "Es geht um die WM, nicht um andere Sachen."

Durch den 2:1-Sieg im Halbfinale verhinderte Modric mit Kroatien das Duell von Englands Harry Kane und Lloris - und damit das erste WM-Final-Aufeinandertreffen zweier Kapitäne, die im gleichen Verein spielen. Doch auch Modric besitzt zumindest eine Vergangenheit beim Premier-League-Club Tottenham Hotspur, für den er von 2008 bis 2012 auflief. Dabei hätten sich beinahe die Wege von Lloris und Modric gekreuzt, doch der Kroate verließ die Spurs in Richtung Real, als der Keeper gerade von Olympique Lyon zum Londoner Verein kam.

Mit seinen starken Reflexen, solider Strafraumbeherrschung und gutem Stellungsspiel bewies Lloris in den wenigen brenzligen Momenten gegen Uruguay und Belgien, dass er da ist, wenn er benötigt wird. "Es bleibt noch ein Match", sagte er vor dem Finale, "sicherlich das wichtigste unserer Karriere." Das gilt auch für Modric auf der anderen Seite.

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