22.02.2019 02:12 Uhr

Rapid: "Das müssen wir uns vorwerfen"

Mit hängenden Köpfen verließen die Rapidler das Stadio San Siro
Mit hängenden Köpfen verließen die Rapidler das Stadio San Siro

Nach der Lehrstunde im San Siro und dem Aus in der Europa League gegen Inter Mailand gehen die Rapidler selbstkritisch in die Analyse und streuen dem italienischen Topteam Rosen.

Bereits im Jahr 1981 resümierte Rainhard Fendrich am Ende seines legendären Sommerhits mit den Worten "Auf Italien pfeif' i!", knapp vier Jahrzehnte später geht es wohl auch den Rapid-Fans ähnlich. Zumindest, wenn sie nach dem klaren Aus in der Europa League gegen Inter Mailand an die sportliche Ausbeute ihres Vereins gegen Mannschaften aus unserem südlichen Nachbarland denken.

Während Fendrich an der "Strada del Sole" Frau, Geld und Papiere abhanden kommen, so sind es für die Hütteldorfer stets die Aussichten auf ein Weiterkommen im internationalen Geschäft. Das 0:4 am Donnerstagabend im Stadio Giuseppe Meazza geht als nächstes Kapitel der grün-weißen Negativserie in die Geschichte ein. Noch nie sind die Wiener im Europacup in einem K.o.-Duell gegen einen italienischen Klub weitergekommen. Die Bilanz in allen Spielen: Zwei Siege, fünf Unentschieden und nun 16 Niederlagen.

Kühbauer erklärt: Darum begann Kapitän Schwab auf der Bank

Während sich das 0:1 vor einer Woche in Wien noch harmlos las, manifestierte sich Rapids Chancenlosigkeit im ungleichen Duell mit dem 18-fachen italienischen Meister in Mailand auch im Ergebnis. "Inter hat das Spiel immer kontrolliert. Sie haben eine unglaubliche technische Qualität, die weit über unsere zu stellen ist", räumte SCR-Trainer Dietmar Kühbauer nach der Partie das Offensichtliche ein. "Sie sind clever, strahlen Ruhe aus, haben Tempo und erkennen den richtigen Moment, um in die Tiefe zu gehen. Ein Qualitätsunterschied, den man neidlos anerkennen muss."

Aufstieg und Aus in Europa

Dabei war es für den überragenden Ivan Perišić und seine Kollegen an diesem Abend gar nicht nötig, an ihre Leistungsgrenze zu gehen. Die Rapidler luden die "Nerazzurri" praktisch zum Toreschießen ein. "Nach 20 Minuten haben wir uns durch zwei Eigenfehler aus dem Bewerb verabschiedet", kommentierte Kühbauer die ersten beiden Gegentore durch Matías Vecino und Andrea Ranocchia.

Sein Matchplan, der für Kapitän Stefan Schwab zunächst nur einen Platz auf der Bank bereithielt, wurde damit früh über den Haufen geworfen. Der Italien-Liebhaber war ob seiner Reservistenrolle sichtlich verärgert, an seiner Stelle begann diesmal Christoph Knasmüllner. "Ich wollte mit einem klassischen Zehner spielen. Der Plan war, die Null zu halten und dann noch offensive Qualität nachlegen zu können", erklärte Kühbauer seine Überlegungen, musste aber einsehen: "Dieser Plan war dann schnell dahin."

Murg: "Nie das Gefühl, Rapid könnte heute weiterkommen"

Am Ende sollte es eine Lehrstunde für die Wiener werden, Perišić krönte seine Leistung mit dem Traumtor zum 3:0 und dem Assist für Matteo Politano zum Endstand. "Wenn Leute wie Perišić im Eins gegen Eins auf den Mann zugehen, ist das was anderes, als bei uns. Da muss jeder Spieler seine Lehren daraus ziehen", sagte Kühbauer.

Tormann Richard Strebinger stellte fest: "Wenn du hier eine Sensation schaffen willst, muss jeder an sein Leistungsvermögen kommen." Der Niederösterreicher beklagte außerdem das mangelnde Aufbäumen seiner Kollegen: "Vielleicht ist das für mich irgendwie leicht zu sagen, weil ich im Tor stehe und da nicht hinterher rennen muss, aber es geht darum, dass man ihnen zeigt, dass du noch voll da bist", so der Schlussmann.

"Das müssen wir uns vorwerfen, dass wir nicht dagegengehalten haben. Das ist eine Grundvoraussetzung. Wenn die 2:0 führen, will sich bei denen auch keiner mehr verletzen und wenn du ihnen dann nicht das Gefühl gibst, dass es doch noch weh tun kann, entwickeln sie diese Spielfreude, wie sie es heute getan haben."

Auch Offensivspieler Thomas Murg ärgerte sich darüber, wie einfach es die "Interisti" an diesem Abend hatten. "Was mich wurmt ist, dass wir am Anfang nicht schlecht im Spiel waren und dann zwei sehr billige Tore kriegen. Wenn wir das 0:0 länger halten, tut sich Inter vielleicht auch etwas schwerer", vermutete der 24-Jährige. "So haben sie Sicherheit bekommen, den Ball laufen lassen und ihre Qualität ausgespielt. Dadurch war es ein Spiel, in dem man nie das Gefühl hatte, Rapid könnte heute weiterkommen."

David Mayr, Mailand

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