01.03.2019 07:30 Uhr

Riegler: "Rapid kam für mich einfach zu früh"

Christoph Riegler: Einmal noch in die Hände spucken und dann im Meister Playoff?
Christoph Riegler: Einmal noch in die Hände spucken und dann im Meister Playoff?

Seit 2010 hütet Christoph Riegler das Tor des SKN St. Pölten. Heuer spielt er seine vielleicht beste Saison. Samstag könnte ein persönliches Highlight folgen.

Früher drehte sich im Hause Riegler alles um Rapid. Nach einigen Monaten in Hütteldorf wechselte Christoph, das Torhütertalent aus Ybbs, aber von den Rapidlern nach St. Pölten in die Akadmie (2007).

In den Folgejahren kamen in der Akademie unter U18-Coach Bohdan Masztaler Spieler wie Florian Grillitsch, Lukas Spendlhofer, Bernd Gschweidl, David Stec oder eben Riegler heraus, den der ehemalige Akademie-Trainer Martin Scherb sofort zum SKN lotste.

Heute ist Christoph Riegler durch und durch ein "Wolf", wenn nicht sogar der Leitwolf des SKN St. Pölten, und kann dem Herzensklub seiner Eltern nun schwere Tage bescheren.

Im Interview mit weltfussball.at verrät Riegler u.a., dass er mit gemischten Gefühlen an seine Zeit bei Rapid zurück denkt, gestärkt aus dem letzten "Seuchenjahr" hervorgegangen ist und das A-Team schon noch im Hinterkopf hat.

weltfussball: Das Spiel wird wohl ausverkauft sein. Ihr habt daheim noch nie gegen Rapid gewonnen. Wie sehr freuen Sie sich auf die Chance, Rapid vielleicht sogar ins untere Playoff zu stoßen?

Christoph Riegler: Rein von der Stimmung her und für uns auf dem Feld wird das sicher ein ganz spannendes Spiel. Bis zum vergangenen Herbst hatten wir auch auswärts noch nie gegen Rapid gewonnen. Warum sollen wir diese Mannschaft nun nicht auch daheim schlagen?

Sie waren einige Monate in der U15 von Rapid, mit Spielern wie Maxi Hofmann, Raphael Holzhauser oder Daniel Luxbacher. Wie sind Ihre Erinnerungen?

Als 14-jähriger Bub habe ich mich irrsinnig gefreut, dass ich zu Rapid wechseln kann. Für meine Entwicklung war es sehr gut. Es war aber nicht leicht für mich, mit 14 vom Land in die Großstadt zu kommen. Ich war noch nicht so weit, das bis zum Ende durchzuziehen. Meine Freunde und meine vertraute Umgebung haben mir zu sehr gefehlt. Aber ich habe einige Charaktere wie eben den Holzhauser Raphi oder den Djuricin Marco kennengelernt, die heute auch Profis sind, und wir verstehen uns nach wie vor sehr gut. Es war eine schöne Zeit.

Für Sie ist also Rapid kein Verein wie jeder andere?

Meine Eltern sind Rapid-Fans, mein Vater ist sogar ein besonders heißblütiger Rapidler. Mit ihm war ich als Kind oft im Hanappi Stadion und habe davon geträumt, dass ich einmal dorthin wechseln kann. Es hat sich zwar erfüllt, war aber eben einfach zu früh.

Rapid hat viele unterschiedliche Stürmertypen. Bereiten Sie sich da speziell vor?

Nein. Wir haben immer eine intensive Vorbereitung mit Videoanalysen. Der Neue (Aliou Badji, Anm.) bringt eine gewisse Masse und Körpergröße mit, technisch scheint er auch nicht so schlecht zu sein. Prinzipiell konzentriere ich mich auf meine Sachen, ein paar Kleinigkeiten hat man aber schon im Hinterkopf.

Letztes Jahr waren Sie oft auf der Bank oder gar nur dritter Torhüter. Wie sind Sie damit umgegangen?

Natürlich kommt in einer Profikarriere irgendwann einmal ein Tief. Das wichtigste ist, dass man sich selbst wieder herausreisst. Ich habe mich zurückgekämpft und auch sehr viel mitgenommen von diesem Jahr, obwohl es ein Seuchenjahr war. Ich war oft auf der Tribüne, habe mich gesammelt und einen klaren Kopf bekommen. Mit der Relegation dazu (Riegler war dort unter Kühbauer wieder top, Anm.) habe ich mich in diesem Jahr persönlich weiterentwickelt und bin mental gestärkt herausgekommen.

Konstant gut ist Ihre Quote bei "Pässe in die gegnerische Hälfte". Warum?

Das ist mein Spiel. Ich glaube, ich kann ganz gut den Ball schlagen und den Zielspieler treffen. Da sind wir immer vorne dabei. Es ist halt schon besser, wenn der Ball in der gegnerischen Hälfte ist, als in unserer. (lacht)

Ihre Quote mit 7 gehaltenen von 17 Elfern ist überragend.

Genau kenne ich die Quote gar nicht. Das spricht aber auch für die Tormanntrainer. Das gehört zur Matchvorbereitung. Die (Jürgen Macho und Wolfgang Knaller, Anm.) haben mich immer genau informiert, wer gerne wohin schießt.

Sie sind neben Michi Ambichl die große Integrationsfigur in St. Pölten. Wie gehen Sie damit um?

Ich bin Kapitän und sehr dankbar, dass ich die Mannschaft aufs Feld führen darf und den Verein nach außen vertreten darf. Ich versuche den Verein so gut es geht zu repräsentieren und vor allem den jungen Spielern immer zu helfen, insbesondere, wenn es einmal nicht so läuft. Da ist eine Ehre für mich.

St. Pölten hatte auch zu VSE-Zeiten immer gute Torhüter wie Hubert Baumgartner oder Michael Paal. Ins A-Team hat es von hier aus aber noch kein Goalie geschafft.

Möglich ist es schon! Es ist natürlich auch mein Ziel, dass ich bei der Nationalmannschaft einmal dabei sein darf. Aber das entscheidet der Teamchef. Ich kann mich nur Woche für Woche empfehlen. Im Nachwuchs war ich in der U20 und U21 dabei. Aber das A-Team ist natürlich ganz was anderes.

Ihr Torhüter-Konkurrent am Samstag, Richard Strebinger, hat es schon dorthin geschafft. Plaudert man vor dem Spiel über solche Sachen?

Nein. Mein Fokus liegt ganz allein auf meiner eigenen Leistung. Nach dem Match wechselt man vielleicht ein paar kurze Worte. Vorher bin ich aber so konzentriert, dass ich für Gespräche keine Zeit und Lust habe.

Abschalten können sie am besten beim Fischen?

Ja. Da komme ich wirklich komplett weg von den Geschehnissen, die hier passieren. Nur einer, der im Kopf klar und frei ist, kann ein guter Torhüter sein. Über ein Gegentor, oder eine gelungene Parade entscheiden ja oft nicht einmal Zehntelsekunden.

Gibt's ein Vorbild?

Mein Vorbild war früher immer Oliver Kahn, schon alleine aufgrund seiner Aggressivität. Wenn ich mich einmal entschieden habe, auf eine Flanke rauszugehen, ist mir alles, was um mich rundherum passiert, wurscht. Zum Überlegen hast du heute ja praktisch eh keine Zeit mehr, es muss alles automatisch passieren.

>> Liveticker SKN St. Pölten gegen Rapid Wien

Das Interview führte Thomas Schöpf

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