11.07.2019 09:52 Uhr

Titz: "Ich musste eine Distanz zum HSV aufbauen"

Christian Titz leitete zwischen März und Oktober 2018 die Geschicke beim HSV
Christian Titz leitete zwischen März und Oktober 2018 die Geschicke beim HSV

Mittlerweile trainiert Ex-HSV-Coach Christian Titz den Traditionsklub Rot-Weiss Essen, doch der 48-Jährige denkt oft an seine Zeit beim Hamburger SV zurück. Allerdings mit gemischten Gefühlen.

Er sei dankbar für die Monate, die er als Chefcoach in Hamburg arbeiten durfte, erklärte Titz, der von März bis Oktober 2018 auf der Bank des Nordklubs saß, gegenüber dem "kicker": "Ich habe dort viele Erfahrungswerte gesammelt und tolle Menschen kennengelernt."

Nach seiner Entlassung, die nach dem zehnten Spieltag erfolgte, als der HSV auf Platz fünf der Tabelle stand und einen Punkt Rückstand auf die Relegationsränge hatte, gleichzeitig jedoch auch drei Heimspiele in Folge ohne Tor geblieben war, schaute sich Titz die Spiele der Rothosen nicht mehr an.

"Zu Beginn nach meiner Beurlaubung wollte ich mich dieser Emotionalität nicht aussetzen. Ich hatte zu vielen Spielern und zum Trainerstab ein gutes Verhältnis, musste aber eine Distanz aufbauen", erklärte der 48-Jährige und führte aus: "Ich kann ja nicht sagen: Heute ist es meine Mannschaft und morgen mag ich sie nicht mehr. Da macht es Sinn, dass man sich nicht auch noch die Spiele anschaut."

Titz musste nach HSV-Abschied "andere beruhigen"

Überhaupt sei sein Verhältnis zur Hansestadt so intensiv gewesen, dass ihm der Abschied von der HSV-Bank gleich auf mehreren Ebenen schwer fiel. 

"Ich habe über vier Jahre in der Stadt gelebt und habe im Verein auf ganz verschiedenen Ebenen Menschen kennengelernt. Meine Frau hat im Museum gearbeitet, da baust du ganz andere Verbindungen auf", sagte Titz. "In solchen Situationen reagieren Freunde, Bekannte und Familie auch viel extremer als man selbst. Da musste ich nicht nur selbst Abstand gewinnen, sondern auch noch die anderen beruhigen."

Bei RWE will er nun mit seiner Familie wieder "am Verein teilhaben" und peilt langfristig den Aufstieg in die 3. Liga an. Dass es zuletzt Unruhe in Essen gab, macht dem Trainer keine Sorgen.

"Ich glaube, man ist gut beraten, den Leuten gegenüberzutreten und eine gemeinsame Linie zu finden. Aber ich kann nachvollziehen: Wenn du viele Jahre nicht mehr in den ersten drei Ligen vertreten bist, entsteht eine Unzufriedenheit. Die Leute kommen trotzdem."

Deshalb hofft Titz auf die positiven Effekte, die Tradtionsklubs mit sich bringen. "In engen Spielen von [den Fans] angefeuert zu werden, setzt Energien frei, die vielleicht für den entscheidenden Treffer reichen", so der ehemalige HSV-Coach.

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