29.11.2020 08:13 Uhr

Wimmer: "Das war schon ein geiles Gefühl"

Patrick Wimmer hat sich im Profikader der Austria etabliert
Patrick Wimmer hat sich im Profikader der Austria etabliert

Im Frühjahr 2019 noch in der Landesliga, im Dezember desselben Jahres bereits für ein paar Minuten am Platz im Wiener-Derby gegen Rapid. Dieses Kunststück gelang Austria Wien-Nachwuchshoffnung Patrick Wimmer, der seitdem zu einem fixen Bestandteil der Profimannschaft der "Veilchen" aufgestiegen ist. Warum sein Debüt im Derby gegen den Wiener Erzrivalen "einfach geil" war, wie er von der Arbeit unter Peter Stöger profitiert und ob ihn sein rasanter Aufstieg selbst überrascht hat, verrät der 19-jährige Offensivspieler im Interview mit weltfussball.

>> Liveticker: Rapid Wien gegen Austria Wien

Bei der Austria geht es in den heutigen Tagen etwas jünger zu. Mit Dominik Fitz, Vesel Demaku, Johannes Handl, Benedikt Pichler oder Manprit Sarkaria haben einige Nachwuchstalente in der vergangenen Zeit den Sprung über die Young Violets in die Kampfmannschaft des FK Austria Wien geschafft. Mit Patrick Wimmer reiht sich seit vergangenem Winter ein weiterer, höchst spannender Jungkicker in die Riege der Nachwuchshoffnungen der "Veilchen" ein.

Von der Landesliga ins Wiener Derby

Aus der niederösterreichischen Landesliga kommend, musterte sich der variable Offensivspieler nach seinem Wechsel vom SV Gaflenz zur zweiten Garde der Wiener direkt zum Stammspieler und Leistungsträger und brachte es unter Harald Suchard in 15 2. Liga-Spielen auf 957 Spielminuten, in denen ihm zwei Tore und zwei Assists gelangen. Es dauerte nicht lange, bis auch der damalige Cheftrainer der ersten Garde, Christian Ilzer, auf den damals erst 18-jährigen Flügelspieler aufmerksam wurde und ihm schließlich zu seinem Profidebüt, ausgerechnet auswärts gegen den Erzrivalen Rapid Wien, verhalf.

Seitdem ist Patrick Wimmer aus dem Profikader der Austria nicht mehr wegzudenken und bringt es bisher auf 30 Pflichtspieleinsätze für die Kampfmannschaft, mit fünf Toren und drei Assists ist seine Scorerausbeute dabei recht ordentlich. Im Interview mit weltfussball lässt der Youngster seine bisherige Zeit in Wien-Favoriten Revue passieren, spricht über die Arbeit unter Peter Stöger und wie er davon erfahren hat, im A-Nationalteam auf Abruf zu stehen.

>> Die Vereinsstatistik von Patrick Wimmer in der weltfussball-Datenbank

weltfussball: Gratuliere zum Aufstieg ins ÖFB-Cup-Viertelfinale gegen den TSV Hartberg. Mit dem 5:3-Sieg schoss sich die Austria einiges an Frust von der Seele, wie wichtig war dieser Befreiungsschlag nach zuletzt doch enttäuschenden Ergebnissen in der Bundesliga?

Patrick Wimmer: Wir haben uns von Anfang an vorgenommen, Revanche für die 1:2-Auswärtsniederlage in Hartberg zu nehmen und es war extrem wichtig, dass wir im Cup weitergekommen sind. Da haben wir die Chance, einen Titel zu gewinnen und vor allem die Möglichkeit, dann auch international spielen zu können.

Mit fünf Toren liefertet ihr ein wahres Torfestival ab. Davor war die Austria ja eher spärlich unterwegs, was das Toreschießen betrifft. Warum ging euch diesmal der Knopf auf?

Wir haben uns diesmal einfach viel leichter getan, weil wir vorne richtig angeblasen und hinten alles zugestellt haben, sodass Hartberg überhaupt nicht ins Spiel gekommen ist und Fehler gemacht hat. Wir haben das dann gut gemacht, vorne angepresst, konzentriert über die Linien gespielt und so haben wir nicht unverdient fünf Tore erzielt.

Wie ist die Arbeit unter Peter Stöger generell? Er ist ein Trainer mit sehr viel Erfahrung, hat in der deutschen Bundesliga bei Köln und bei Dortmund gearbeitet. Inwiefern profitiert man als junger Spieler davon, so einen gestandenen Coach zu haben?

Für uns junge Spieler, aber auch die älteren, ist es sehr gut, einen Trainer wie Peter Stöger zu haben. Er bringt sehr viel Erfahrung mit, hat in Dortmund schon mit richtigen Topstars zusammengearbeitet und kann uns daher auch sehr viel weitergeben. Man führt viele Vier-Augen-Gespräche mit ihm, er erklärt dir als Trainer sehr viel und man kann da viel mitnehmen, weil er sich einfach wirklich gut auskennt im Fußball. Ich denke, dass das schon sehr wichtig ist, so jemanden als Trainer zu haben. Da können wir uns glücklich schätzen.

Im Frühjahr 2019 hast noch in der Landesliga beim SV Gaflenz gekickt, im Winter folgte das Debüt im Wiener Derby. Jetzt kommst du bereits auf über 20 Bundesliga-Spiele. Hat es dich selbst überrascht, dass alles so schnell ging?

Überrascht nicht unbedingt. Ich hab' mich schnell nach dem Abgang aus der Landesliga in der 2. Liga zurechtgefunden, war dort auch gleich Stammspieler und hab' dann mit guten Leistungen bei den Young Violets aufgezeigt für die Kampfmannschaft. Es war eigentlich gut für mich, dass es bei der Kampfmannschaft nicht so gut gelaufen ist, weil so haben sie dort Umstellungen bei der Formation getroffen, weswegen ich, Mani (Manprit Sarkaria, Anm.) und Benni (Benedikt Pichler, Anm.) gleich hochgezogen wurden. Wir haben uns gleich wohl gefühlt, sind von der Mannschaft sehr gut aufgenommen worden und dann ist alles schnell gegangen.

Was waren für dich die größten Umstellungen, an die du dich nach deinem Sprung aus der Landesliga in die 2. Liga und anschließend in die Bundesliga gewöhnen musstest?

Vom Körperlichen her und anhand des Zweikampfverhaltens ist in der Landesliga im Vergleich zur 2. Liga und Bundesliga nicht so viel Unterschied, aber das Spieltempo ist natürlich schon etwas ganz anderes. Daran gewöhnt man sich aber, da hat mir vor allem auch die Vorbereitungszeit bei den Young Violets damals geholfen, als wir zum Beispiel in einem Testspiel gegen die U23 von Manchester United angetreten sind. Natürlich hab' ich mich an das Niveau in der Bundesliga gewöhnen müssen, aber dadurch, dass ich im Winter 2019 schon meine ersten Ligaspiele machen konnte und dann die ganze Vorbereitung mitgemacht habe, findet man da schnell hinein.

Nach deinem Wechsel aus Gaflenz wurdest du zunächst bei den Young Violets eingesetzt. Dort hattet ihre eine blutjunge Mannschaft beisammen, der Saisonstart verlief mit sechs Niederlagen und zwei Unentschieden aus den ersten acht Spielen nicht besonders gut. Nagt so etwas an der Psyche? Hat dich diese Zeit gar abgehärtet für deinen weiteren Karriereverlauf?

Es war jetzt nicht so kräftezerrend, aber es war schon deprimierend, dass wir eigentlich in den meisten Spielen überlegen waren und trotzdem nicht gewonnen haben. Unser Trainer Harald Suchard hat uns da aber überhaupt keinen Druck gemacht, dass wir gewinnen müssen, weil wir ja in den Spielen gezeigt haben, dass wir spielerisch klar mithalten können oder sogar besser sind als die meisten Teams in der Liga. Da hat man schon gemerkt, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis wir gewinnen und das hat dann am neunten Spieltag geklappt. Als der Knoten geplatzt ist, lief es für uns auch gut.

Nach 15 Spielen in der 2. Liga, elf davon in der Startelf, wurdest du bereits im selben Jahr zur Kampfmannschaft vom damaligen Cheftrainer Christian Ilzer hochgezogen. Wie hast du damals von deiner "Beförderung" erfahren?

Das war eine komische Situation eigentlich. Normalerweise war ich während der Länderspielpause immer mit dem U19-Nationalteam unterwegs. Da hat es zu dem Zeitpunkt aber einen Lehrgang gegeben, wo ich nicht dabei war, weil es nicht so wichtig war und der U19-Coach ein paar andere Spieler ausprobieren wollte, weswegen ich bei der Austria geblieben bin. Dort bin ich bei einem Testspiel der Kampfmannschaft zum Einsatz gekommen, obwohl ich vorher kein einziges Training mit ihnen mitgemacht habe. Ich hab' dann eine Halbzeit gespielt, eine ziemlich gute Leistung gebracht und dann hat Christian Ilzer zu mir gesagt, dass ich ab morgen bei den Profis dabei bin. Wenig später stand ich im Derby gegen Rapid schon auf dem Platz.

Du hast dein Debüt im Wiener Derby gegen Rapid angesprochen. Wie war das damals vor mehr als 25.000 Zuschauern auswärts im Allianz-Stadion aufzulaufen?

Das war schon ein geiles Gefühl, allein beim Aufwärmen wirst du gnadenlos ausgebuht und das ist Motivation pur. Die Einwechslung war dann natürlich was ganz Besonderes, wenn alle gegen dich schreien, das war einfach geil. (lacht)

Bei der Austria wird in den letzten Jahren generell sehr viel Vertrauen in die Jugend gesetzt. Mit dir, Manprit Sarkaria, Dominik Fitz, Johannes Handl, Vesel Demaku und Benedikt Pichler haben einige Jungtalente den Sprung in die Kampfmannschaft geschafft. Wie wichtig war es für deine Entwicklung, dass man bei der Austria die jungen Spieler direkt ins kalte Wasser stößt?

Es war auf jeden Fall wichtig, dass Mani und Benni auch in der letzten Saison raufgezogen wurden. Wir haben uns ja schon bei den Young Violets einspielen können und haben das dann bei der Kampfmannschaft fortsetzen können. Darum war dann nicht recht viel Unterschied zwischen Young Violets und der Profimannschaft, weil es von den Spielern her in der Offensive fast das gleiche war. Ich bin einfach froh über jeden Einsatz und dass ich mich da präsentieren kann.

Als Flügelspieler bist du meist in der Offensive zu finden. In jungen Jahren hast du aber auch schon in der Defensive oder als Sechser gespielt. Als moderner Angreifer muss man ja auch immer häufiger hinten aushelfen, hast du davon profitiert?

Das auf jeden Fall. Ich hab' jetzt bei der Austria und beim Nationalteam bereits auf acht verschiedenen Positionen gespielt und das ist natürlich ein Vorteil, wenn man früher schon fast überall am Platz gestanden hat. Das hat mir definitiv geholfen.

Neben deinem Aufstieg auf Vereinsebene, hast du nach neun Einsätzen für die U19-Nationalmannschaft Österreichs zuletzt gegen Andorra auch dein Debüt für das U21-Nationalteam gefeiert. Davor bist du Ende September bereits auf der Abrufliste von Franco Foda für das A-Team gestanden. Wie hast du das damals aufgenommen?

Ich bin eigentlich ganz cool geblieben. Das Lustige war, dass mir bereits am Telefon gratuliert wurde, bevor ich wusste, worum es überhaupt geht. Eine etwas komische Situation, aber dann hab' ich die Mail mit der Bestätigung bekommen, dass ich auf Abruf stehe. Das war natürlich schon ein schönes Gefühl, aber so richtig kribbeln tut es dann erst, wenn man wirklich dabei ist. Dafür arbeite ich hart weiter.

Max Augustin

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