15.03.2021 14:03 Uhr

So vergrault Rapid Supertalent Yusuf Demir

Yusuf Demir kommt bei Rapid nur selten von Anfang an zum Zug
Yusuf Demir kommt bei Rapid nur selten von Anfang an zum Zug

Rapid-Juwel Yusuf Demir verzückt Fans und Experten mit seiner Technik und seinem Spielverständnis und ist bei Scouts in ganz Europa begehrt. Nur sein eigener Trainer scheint von den Qualitäten des 17-jährigen Offensivtalents nur mäßig beeindruckt.

Der Umgang mit Talenten ist im Fußball eine Wissenschaft für sich. Erst müssen Sie erkannt, dann aufgebaut und gefördert und natürlich auch ein Stück weit von der Schlangengrube des Profigeschäfts beschützt werden. Unvorbereitet können potentielle Stars von morgen als Teenager vom grellen Scheinwerferlicht der Aufmerksamkeit geblendet und von ihrem vorgezeichneten Weg an die Spitze abgebracht werden. Längst ist das Talentemanagement in der großen Fußballwelt genauso professionalisiert, wie viele andere Bereiche. Internationale Topklubs legen ihren besten Nachwuchsspielern detaillierte Karrierepläne vor - einerseits, um sie nicht an einen abwerbenden Verein zu verlieren und andererseits, um auch für den Klub das Maximum aus seinen heißesten Aktien herauszuholen.

Das versucht zweifellos auch Rapid bei Yusuf Demir. Der 17-jährige Offensivspieler gilt als eines der größten Talente, das der österreichische Fußball je hervorgebracht hat. Seit Jahren ist der Wiener Scouts aus ganz Europa ein Begriff, inzwischen auch ernsthaft von großen Klubs aus dem Ausland umworben. Im Frühling 2019 entschied er sich dennoch, seinen ersten Profivertrag bei Rapid zu unterschreiben und in den darauffolgenden Transferperioden dafür, bei den Hütteldorfern zu bleiben.

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Um ihn davon zu überzeugen, waren freilich gute Argumente nötig. Rapid musste Demir glaubhaft vermitteln, dass es für seine Entwicklung am besten wäre, den großen Schritt noch aufzuschieben. Die Aussicht auf regelmäßige Einsatzzeiten sind in derartigen Verhandlungen Gang und Gäbe. Dennoch stand der junge Linksfuß in lediglich fünf von 27 möglichen Pflichtspielen in der Startelf, jene fünf Partien, die er aufgrund einer Corona-Infektion verpasste, bereits herausgerechnet.

In Demirs Umfeld ist man laut weltfussball-Informationen ob der überschaubaren Einsatzzeiten zunehmend unzufrieden. Rapids Sportdirektor Zoran Barišić entgegnete auf Nachfrage: "Wir haben Yusi damals einen klaren Karriereplan vorgelegt und sind dabei voll im Plansoll."

Yusuf Demir bei Rapid am Scheideweg

Und doch beschleicht einen der Eindruck, dass Demir von Trainer Dietmar Kühbauer, aber auch von einigen TV-Experten strenger beurteilt wird als andere. "Yusi hat ein braves Spiel gemacht, dass er noch mehr kann, ist ganz klar, aber ich glaube, dass es in Ordnung war", hatte Kühbauer nach dem 0:0 im Derby gegen die Austria erklärt. Eine Woche später blieb für das Ausnahmetalent im Heimspiel gegen Hartberg (4:0) dennoch wieder nur ein Platz auf der Bank. Spielt Demir nicht besonders auffällig, so scheint es, hat er sich einen Platz in der Startelf nicht verdient. Kühbauer argumentiert dies mit Schwächen im Defensivverhalten und hat recht, wenn er sagt, der Jungspund müsse sich im Spiel gegen den Ball noch verbessern. Doch in der Offensive macht Demir in vielen Aktionen schon jetzt den Unterschied aus.

Natürlich lastet eine große Erwartungshaltung und auch die aufgekommenen Vergleiche mit Lionel Messi schwer auf Demirs Schultern. Wobei diese leider allzu oft nur oberflächlich als deplatziert abgetan werden. Niemand vergleicht den 17-jährigen Demir mit dem Messi von heute. Doch wer den Barcelona-Star in seinen Anfängen als Teenager spielen sah und Demir heute beobachtet, kommt nicht umhin, Parallelen in den Anlagen zu erkennen. Physisch die geringe Körpergröße, der tiefe Schwerpunkt, der starke linke Fuß und die schnellen Richtungs- und Tempowechsel. Technisch die engen Dribblings, das Ballgefühl und das hohe Spielverständnis, um aus dem Nichts gefährliche Situationen zu kreieren.

In ein paar Monaten steht Demir auf dem Scheideweg. Alles andere als ein Abschied aus Hütteldorf wäre überraschend. Und angesichts der bisherigen Einsatzzeiten, die er von Rapid bekommen hat, wohl auch seiner weiteren Entwicklung förderlich. Bei internationalen Großklubs - wie es in Österreich übrigens auch Red Bull Salzburg hervorragend versteht - werden Youngsters seines Kalibers kontinuierlich gefördert, sei es bereits im eigenen Verein oder durch kluge Ausleihen an Klubs, deren Spielanlage zu den Stärken des Talents passt. Nachhaltiger als das bei Rapid den Anschein hat. Die Hütteldorfer täten in den kommenden Wochen und Monaten jedenfalls gut daran, ihr funkelndes Juwel während der restlichen Saison verstärkt in die Auslage zu stellen. Denn ein aufgrund von mäßigen Einsatzzeiten sinkender Marktwert täte der grün-weißen Klubkassa alles andere als gut.

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