23.10.2022 05:00 Uhr

Rapid sinkt weiter: Barisic beschwört Zusammenhalt

Austria Klagenfurt stürzte Rapid noch tiefer in die Krise
Austria Klagenfurt stürzte Rapid noch tiefer in die Krise

Rapid schafft es inmitten einer veritablen Krise immer wieder, einen neuen Tiefpunkt zu erreichen.

Die Leistung am Samstag in der ersten halben Stunde gegen Austria Klagenfurt war ein einziger Offenbarungseid, das 0:1 gegen die Kärntner bedeutete die fünfte Pflichtspiel-Heimniederlage in Folge. Das Minimalziel, der Einzug in die Meistergruppe der Bundesliga, rückt in immer weitere Ferne.

Zoran Barisic trieb es nach seinem verpatzten Trainerdebüt im Allianz Stadion die Zornesröte ins Gesicht. "Man kann Fußball auf dem Reißbrett aufzeichnen oder Analysen noch und nöcher machen, aber das Einmaleins darf man nicht vergessen - Ballbehandlung, Zweikampfführung, Spiel um den zweiten Ball, Dribblings, Passen, Schießen", erklärte der 52-Jährige.

Diese Grundtugenden wurden gegen die Klagenfurter in der Anfangsphase schmerzlich vermisst, erst nach einer halben Stunde bekam Rapid halbwegs Zugriff auf die Partie. Nach dem Seitenwechsel diktierten dann die Hütteldorfer die Partie, der Ausgleich gelang aber nicht mehr. Für Barisic war die Steigerung nach der Pause nur ein schwacher Trost. "Ich will nicht, dass wir erst dann beginnen zu kämpfen, beißen und rennen, wenn uns das Wasser bis zum Hals steht", ärgerte sich der Wiener und erzählte von seiner Kabinen-Ansprache: "Ich habe niemanden niedergehaut, aber es war schon emotional."

Vor der Partie hatte Barisic betont, er wolle seine Spieler vom Druck befreien und ihnen Spaß am Fußball vermitteln - dabei seien auch Fehler erlaubt. "Es darf auch jeder Fehler machen, aber niemand darf sich verstecken", betonte der Coach, verteidigte seine Spieler aber auch. Er sei "weit davon entfernt, so etwas zu denken", sagte Barisic auf die Frage, ob er an der Qualität des Kaders zweifle.

Diese Ansicht wird durch den Blick auf die Tabelle nicht unbedingt bestätigt. Rapid fiel auf Rang acht zurück und läuft Gefahr, wie 2019 die Top sechs zu verpassen. Am Mittwoch gastiert das vier Punkte zurückliegende Schlusslicht TSV Hartberg in Wien-Hütteldorf. "Jetzt kann ich böse sein und sagen, es geht um den Abstiegskampf", meinte Barisic und forderte: "Man muss die Lage ernst nehmen."

Der Coach und Sportchef in Personalunion wünscht sich einen club-internen Schulterschluss. "Wir werden einer Prüfung unterzogen. Der gilt es, sich zu stellen. Ich will, dass wir alle miteinander zusammenstehen und die Chance annehmen, gemeinsam aus dieser Situation rauszukommen."

Mentales Problem

Barisic ortete bei seinem Team ein mentales Problem, die Misserfolgsserie sei "definitiv eine Kopfsache". Nun gehe es darum, den Spielern Vertrauen in ihre eigenen Stärken zu vermitteln. "Die Mannschaft ist gut, sie weiß es nur noch nicht. Wir müssen sie dorthin bringen, dass sie fühlt und spürt, dass sie gut ist", erklärte der Coach.

Im Gegensatz zu Rapid krankt es bei Austria Klagenfurt nicht an mangelndem Selbstwertgefühl. Die Kärntner haben ihre jüngsten sechs Auswärts-Pflichtspiele allesamt gewonnen und Rang vier gefestigt. Man habe die Verunsicherung von Rapid perfekt ausgenutzt, stellte Trainer Peter Pacult fest und betonte: "Unser Ziel ist nach wie vor der Klassenerhalt."

Das trifft auch auf den kommenden Rapid-Gegner Hartberg zu, der so wie die Hütteldorfer eine bittere Niederlage zu verdauen hat. Die Oststeirer kamen gegen die WSG Tirol vor Heimpublikum mit 1:5 unter die Räder und verloren damit fünf ihrer jüngsten sechs Liga-Partien. Eine Trennung von Coach Klaus Schmidt steht aber derzeit nicht zur Debatte. "Ich denke nicht an einen Trainerwechsel", sagte Obmann Erich Korherr. "Natürlich müssen wir mit dem Trainer auch ein ernstes Wörtchen reden. Aber wenn man sich die vielen individuellen Fehler ansieht, kann es nicht nur am Trainer liegen."

Schmidt nannte den aus seiner Sicht ausschlaggebenden Grund für die schwerwiegenden Patzer. "Diese Eigenfehler passieren, wenn eine Mannschaft sehr verunsichert ist", sagte der Steirer und blickte bereits auf das kommende Duell mit Rapid am Mittwoch: "Die Verunsicherung müssen wir bis zum nächsten Spiel abstellen und wieder fokussiert an die Sache herangehen." Nach dem Nachholspiel bei Rapid wartet am Samstag die Auswärtspartie gegen Red Bull Salzburg auf den TSV.

apa

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