11.11.2015 12:15 Uhr

Rampenlicht: In den letzten Zügen

Mit 35 Jahren noch aktiv: Ex-Stuttgarter Ricardo Osorio
Mit 35 Jahren noch aktiv: Ex-Stuttgarter Ricardo Osorio

Viele bekannte Gesichter spielen weitgehend unbeachtet von der deutschen Presse im Ausland. Passend zur Jahreszeit blickt weltfussball auf drei Defensiv-Akteure, die sich im Herbst ihrer Karriere befinden.

Er hat in nahezu allen Top-Ligen Europas gespielt. Paris Saint-Germain, Newcastle United, Lazio, Hamburger SV und OSC Lille hießen seine Stationen zwischen Juli 2005 und Juni 2015: David Rozehnal ist ein echter Weltenbummler.

Begonnen hat die Europareise in seiner tschechischen Heimat bei Sigma Olmütz, nur knapp 20 Kilometer von seinem Geburtsort Šternberk entfernt. Dort wurde er 1999 zum Profi und zwei Jahre später zum U21-Nationalspieler. Logisch, dass die Leistungen des 1,99m langen Innenverteidigers nicht lange unentdeckt blieben. Club Brügge wurde aufmerksam und nahm ihn 2003 unter Vertrag. Mit dem Tschechen wurden die Schwarz-Blauen 2005 letztmals belgischer Meister. Für Rozehnal folgten Anstellungen bei den oben genannten Vereinen, die zumeist jedoch nicht von Dauer waren. Einzig in Lille brachte er es zuletzt auf stolze fünf Jahre.

Seit Beginn der aktuellen Saison spielt der mittlerweile 35-Jährige wieder in Belgien, beim KV Oostende. Mit der Mannschaft von der Nordseeküste ist er aktuell Tabellenführer, mit einem Punkt Vorsprung vor Champions-League-Teilnehmer KAA Gent. Dabei stand der 60-fache Nationalspieler Tschechiens in jedem der 15 Ligaspiele in der Startelf. "Ich saß die letzten fünf Jahre vor allem auf der Bank. Dass ich wieder einen Stammplatz habe, motiviert mich weiterzuspielen. Ich habe mehr Selbstvertrauen und fühle mich stärker", sagte Rozehnal gegenüber "Het Laatste Nieuws".

Wenn es nach ihm geht, ist nach dieser Spielzeit noch nicht Schluss: "Ich habe beim KVO einen Einjahresvertrag mit der Option für ein weiteres Jahr. Ich hoffe, dass sie die Option ziehen."

Abenteuer Deutschland

Ebenfalls 35 Jahre alt und noch lange nicht fußball-müde ist Ricardo Osorio. Der aus Huajuapan De León stammende Mexikaner spielte sich mit einer grandiosen WM 2006 in den Fokus des VfB Stuttgart und wechselte im Anschluss für 3,5 Millionen Euro von Cruz Azul ins Schwabenland.

Direkt in seiner ersten Saison wurde der Rechtsverteidiger unter Armin Veh zum Stammspieler und holte mit dem VfB den Meistertitel. Dabei erzielte er am 22. Spieltag beim 4:0-Sieg in Frankfurt einen von bis heute gerade einmal drei Treffern in seiner gesamten Vereins- und Länderspielkarriere (471 Spiele).

Gemeinsam mit seinem Landsmann Pável Pardo bildete "El Ioquito" (der kleine Verrückte) über zwei Jahre lang ein Duo, das die VfB-Fans wohl nie vergessen werden. 2010 folgte nach vier Jahren und 73 Bundesliga-Spielen der emotionale Abschied, verbunden mit der Ankündigung, aus Respekt nie gegen den VfB anzutreten. Osorio zog es zurück in sein Heimatland zu CF Monterrey.

Dort spielt der Routinier auch heute wieder, nachdem er in der vergangenen Spielzeit an Querétaro (Gallos Blancos) ausgeliehen war und dort gemeinsam mit Ronaldinho im Finale der Clausura Playoffs, der Meisterschaft der ersten Jahreshälfte, scheiterte. Mit Monterrey muss er aktuell um den Einzug in die Apertura Playoffs, der Meisterschaft der zweiten Jahreshälfte, zittern. Einen Spieltag vor Saisonende steht sein Team auf dem rettenden achten Platz, der als letzter für die Teilnahme an den Playoffs berechtigt.

Nach der Länderspielpause entscheidet sich dann, ob Osorio auch am Jahresende um den Titel spielen darf. Zu gönnen wäre es dem sympathischen Mexikaner.

Glücklos in der Autostadt

Ein weiterer Südamerikaner wäre in Deutschland auch fast Meister geworden: Jonathan Santana kam 2006 zum VfL Wolfsburg, wurde in der Winterpause der Meistersaison 2008/2009 aber zurück in seine argentinische Heimat verliehen. Danach kehrte er für eine Spielzeit zurück nach Niedersachsen, konnte sich aber erneut nicht durchsetzen. Dennoch bestritt der defensive Mittelfeldspieler, der sich aufgrund der Herkunft seiner Mutter für die paraguayische Nationalmannschaft entschied, bei der WM 2010 zwei Partien für die Albirroja.

Inzwischen kickt der 34-Jährige auch auf Klubebene in dem argentinischen Nachbarland. Seit Anfang letzten Jahres ist er bei Cerro Porteño unter Vertrag. In der diesjährigen Apertura (in Paraguay werden die Bezeichnungen umgekehrt verwendet, d.h. Apertura im erste Halbjahr und Clausura im zweiten Halbjahr) holte er mit dem Club aus Asunción, der Hauptstadt Paraguays, den Titel.

Drei Spieltage vor Ende der Clausura rangiert sein Team auf dem vierten Rang, allerdings mit einem Spiel weniger als das Spitzentrio. Santana kommt bisher auf 11 Saisoneinsätze, wobei er neun Mal in der Startelf stand. Zuletzt lief er bei der 1:3-Niederlage im Spitzenspiel Anfang November gegen Rekordmeister Club Olimpia auf und markierte per Kopf den zwischenzeitlichen Ausgleich. Am Nikolaustag endet die Spielzeit, vielleicht hat Santana dann doppelten Grund zum Feiern.

Marius Thiemann

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