05.04.2017 09:45 Uhr

Der Cup-Fluch des Peter Guggi

Peter Guggi erlebte bei Rapid bessere Zeiten
Peter Guggi erlebte bei Rapid bessere Zeiten

Seit 1995 lastet auf Rapid im ÖFB-Cup der "Fluch" des Peter Guggi. Das Goldtor des Steirers im Finale gegen DSV Leoben leitete bis heute den letzten Cupsieg der Grün-Weißen ein.

Grund genug für weltfussball, um sich mit jenem Mann zu unterhalten, der vor 22 Jahren zuletzt für einen Titel der Hütteldorfer im seither ungeliebten Pokal sorgte. Ein kurzer Blick auf die Karriere des Ex-Rapidlers, der heuer am 25. September seinen 50. Geburtstag feiert: Der Grazer kam über die Stationen GAK, DSV Alpine, LASK, den Wiener Sportclub und den VfB Mödling vor der Frühjahrssaison 1995 nach Wien-Hütteldorf.

Bis Sommer 1997 erlebte Guggi mit dem nach einer gewaltigen Krise wieder im Aufwind befindlichen Rekordmeister ein modernes Fußball-Märchen: Cupsieg, Europacup-Finale, Meistertitel und Einzug in die Champions League. Es waren die schönsten Zeiten in seiner aktiven Laufbahn, die im Jahr 2003 nach einem Wadenbein- und Knöcheltrümmerbruch zu Ende ging. Heute ist er bei Porsche Graz Liebenau im VW-Verkauf tätig.

In der schwarzen Hochburg ein rotes Tuch

Dort muss er sich seit einigen Wochen böse "häkeln" lassen. "Das ist hier eine schwarze Hochburg mit vielen Sturm-Fans und ich bin als Ex-GAK-Spieler ohnehin schon ein rotes Tuch. Als ehemaliger Rapidler muss ich mir noch dazu fast jeden Tag Fragen nach der 'Mission 33' gefallen lassen."

Vom 33. Meistertitel der Vereinsgeschichte ist Rapid momentan so weit entfernt, wie Guggi von seinem Lieblingsverein: "Ich war leider noch kein einziges Mal im neuen Stadion. Zur Eröffnung gegen Chelsea habe ich keine Einladung bekommen, dabei wäre ich mit meinem Sohn gerne gekommen. Davor war ich zuletzt beim Abschiedsspiel für das Hanappi-Stadion in Hütteldorf."

Mittlerweile hat sich der Kontakt zum Fußball für den "95er-Helden" sehr reduziert. "Nach meiner schweren Verletzung und dem Ende der aktiven Karriere wollte ich eigentlich sportlicher Leiter oder Teammanager werden. Aber nur in der Bundesliga unter professionellen Bedingungen. Leider bin ich aber fast ein Jahr im Krankenstand gewesen und habe keine Angebote bekommen. Als es dann doch so weit war, da war ich schon zu lange weg. Ich wollte es ganz oder gar nicht machen."

So ging nicht nur der Draht zu Rapid fast völlig verloren, sondern auch zu seinen früheren Mitspielern: "Mich gibt es auch auf facebook oder Instagram nicht und so erfahre ich vieles erst aus der Zeitung." So wie zuletzt von der schweren Erkrankung seines ehemaligen grün-weißen Vereinskollegen Sergey Mandreko.
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Der Nachfolger von Robert Pecl schlägt entscheidend zu

Peter Guggi hat trotz aller Distanz aber nichts von seiner Begeisterung für den Ex-Verein verloren: "Es war ein erhebendes Gefühl für Rapid zu spielen. Das war nicht nur die schönste und erfolgreichste Zeit meiner Fußballer-Laufbahn sondern auch mit unglaublichen Emotionen verbunden. Diese Euphorie bei Erfolgen gibt es in Österreich sonst nirgends."

Der damalige Rapid-Coach Ernst Dokupil hatte im Jänner 1995 einen Transfer-Volltreffer gelandet. Abwehr-Bollwerk Guggi landete im Tausch mit István Puskás (der Angreifer war meist maximal Reservist und zudem fünfter Ausländer hinter Alfred Jermaniš, Roman Pivarník, Maciej Śliwowski und Mandreko) von Mödling im 14. Wiener Gemeindebezirk.

Der Steirer erinnert sich noch genau an seine Nervosität vor den Verhandlungen zurück, weil er unbedingt zu Rapid wollte. "Dokupil hat dann in einer ersten Reaktion gemeint, dass er den Guggi nur holt, damit er nicht weiter seine Spieler verletzt." Ein Ruf ("Der zieht nicht zurück!"), den man sich erst einmal hart erarbeiten muss. Neuzugang Guggi war bei den Grün-Weißen als Ersatz für den nach schweren Verletzungen gezeichneten Abwehr-Haudegen Robert Pecl eingeplant.

Eine Rolle, die der Neuling bald zur vollsten Zufriedenheit erfüllte: Mit Peter Schöttel und Michael Hatz bildete er eine Rapid-Abwehr, bei der die Gegenspieler oft besonders dicke Schienbeinschützer brauchten. "Erst später habe ich dann zusammen mit Andi Heraf das defensive Mittelfeld gebildet", lauten seine Erinnerungen.

Auch am Pfingstmontag, dem 5. Juni 1995 war Guggi erneut als "Sechser" gefordert. Im Wiener Prater stand das Finale des ÖFB-Cups an. Freistoß-König Zoran Barišić war vom Strategen Dokupil inzwischen zum neuen Abwehrchef befördert worden, Schöttel und Hatz bildeten die Manndecker davor. Im Mittelfeld wirbelten Heraf, Guggi, "Didi" Kühbauer und Stefan Marasek dazu unterstützen Mandreko und Sliwowski die Solo-Spitze Marcus Pürk.

In der 20. Minute sorgte aber ausgerechnet der defensivste Mittelfeldspieler für das Goldtor. Guggi hat den Moment immer noch genau vor sich: "Ich habe den Ball richtig schön getroffen und der Michael Krenn im DSV-Tor ist einfach nicht mehr hingekommen. Es hat genau gepasst."
>> Spieldetails vom ÖFB-Cup-Finale 1995 zwischen Rapid und DSV Leoben

Das unglaubliche Comeback in Grün-Weiß war perfekt.

Kein Jubelbild vom Treffer des letzten Rapid-Cupsiegs

Der Siegestorschütze gesteht jedoch selbst mehr als zwei Jahrzehnte danach einen kleinen Makel ein: "Es gibt leider kein einziges Jubelbild von mir. Ich hätte wirklich gerne eines gehabt, aber wahrscheinlich hat niemand gerechnet, dass ausgerechnet der Guggi trifft. Erst mit dem Cup in der Hand hat es dann Bilder von mir gegeben."

Es blieben nicht die letzten. Meistertitel 1996 (mit drei ganz wichtigen Guggi-Treffern), Einzug ins Europacupfinale der Cupsieger (der Steirer war bei allen neun Spielen im Einsatz) und dann das Erreichen der Gruppenphase der Champions League (wichtiges Guggi-Tor im Playoff beim 2:0-Heimsieg gegen Dinamo Kiev). Eine wunderschöne Phase: "Ich hätte es mir nicht erträumen lassen, dass wir so erfolgreich sind. Es war eine herrliche Zeit."

Der Höhepunkt seiner Karriere. Es folgten nach Sommer 1997 noch Stationen bei Admira Wacker, Hibernian in Schottland und zum Abschluss DSV Leoben, ehe die schwere Verletzung kam. Fast körperliche Schmerzen bereitet Guggi auch der aktuelle Zustand von Rapid: "Ganz ehrlich: Ich habe Federn vor dem Spiel in St. Pölten. Es belastet mich, wie Rapid aktuell da steht und ärgert mich sehr. Aber ich weiß auch: Wenn es wieder zu laufen beginnt, dann ist dieser Verein nicht nur durch die Unterstützung der Fans zu allem fähig."

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Christian Tragschitz

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