08.07.2017 11:55 Uhr

ÖFB-Frauen: Fünf herausstechende Punkte

Dominik Thalhammer zieht im Hintergrund die Fäden
Dominik Thalhammer zieht im Hintergrund die Fäden

Nach der Generalprobe ist vor der Endrunde. Das österreichische Frauen-Nationalteam fährt nach dem imposanten 4:2-Erfolg gegen Dänemark mit wieder entdecktem Selbstvertrauen in die Niederlande, wandelt aber weiterhin am schmalen Grat zwischen Mut und Naivität. Hier sind fünf Punkte, die man aus der Vorbereitung gelernt hat

1. Aggressivität ist Trumpf

Ganze 34 Sekunden lang konnte Dänemark hinten die Null halten. Nach der Pause waren es knapp mehr als drei Minuten. Das aggressive Pressing der ÖFB-Truppe ist für jede gegnerische Mannschaft äußerst unangenehm. Wenn dieses Tempo über weite Strecken gegangen werden kann, dann sieht es auch gegen andere Teams gut aus. Allerdings kann ein Gegner, der einen kühlen Kopf bewahrt, den Österreicherinnen auch den Wind aus den Segeln nehmen. Beispielsweise mit hohen Bällen, um die rot-weiß-roten Angreiferinnen gar nicht erst attackieren zu lassen. "Bei uns ist der Grat zwischen Mut und Naivität oft schmal. Als Außenseiter muss man diesen Weg gehen. Manchmal wird er belohnt, manchmal nicht", meinte Dominik Thalhammer.

2. Taktische Variabilität ist des Gegners Graus

Dem gegnerischen Angriffspressing, wie im vorherigen Punkt beschrieben, zog das österreichische Team seinerseits gut den Zahn. "Wir haben versucht, sehr wenig Risiko im Spielaufbau zu nehmen. Deswegen haben wir sehr viel mit langen Bällen agiert und haben weiter vorne oft die zweiten Bälle gewonnen", so Thalhammer. Gleichzeitig spielte man aber, wenn die Däninnen einmal nicht pressten, den Ball überlegt von hinten heraus. Nicht nur in dieser Hinsicht zeigte sich das Nationalteam variabel. Auch fliegende Positionswechsel gehören zum Reportoire. Lisa Makas tauscht mit Laura Feiersinger die Flügel, Sarah Puntigam lässt sich vom defensiven Mittelfeld in die Abwehr fallen und von einer Dreier- kann auf eine Viererkette umgestellt werden. All das erschwert die Ausrechenbarkeit. In dieser Form ist das im Frauenfußball selten.

3. Chancenverwertung: So geht’s und so geht’s nicht

Licht und Schatten gibt es hier zu vermelden. Während in der ersten Hälfte sechs gute Chancen vergeben wurden, mindestens drei davon waren Sitzer, präsentierte man sich im zweiten Durchgang als weitaus effizienter. Wenn man diese Kaltschnäuzigkeit auch im EM-Aufstaktspiel gegen die Schweiz präsentiert, dann werden die Eidgenossinen große, große Probleme haben. Falls man aber, so wie im ersten Durchgang, eine Möglichkeit nach der anderen vergibt, dann werden die schnellen Schweizerinnen mit ihrem Konterspiel das ÖFB-Team bestrafen.

4. Die Abwehr steht gut – ist aber dünn besetzt

Durch den Ausfall von Kapitänin Viktoria Schnaderbeck musste Virginia Kirchberger das Duo mit Carina Wenninger bilden. Das funktionierte prinzipiell gut. "Wir konnten ihre Verletzung auch schon in der Vergangenheit kompensieren. Wenn aber noch etwas passiert, dann haben wir in der Innenverteidigung nur mehr wenige Optionen", wusste Thalhammer. Gegen Dänemark stand die Abwehr äußerst solide. Nur zwei Chancen wurden zugelassen. Daraus resultierten jedoch auch die beiden Gegentore. So schnell kann's gehen.

5. Auf die Zuschauer ist (mittlerweile) Verlass

Die starken Leistungen haben sich herumgesprochen. 1.250 Leute kuschelten sich im Teddybären- und Plüsch-Stadion zusammen. Offiziell heißt die Wiener Neustädter zwar nicht mehr so, die Schilder sind aber noch überall angebracht. 1.250 Leute klingt nicht unbedingt nach sonderlich viel, allerdings bestätigen sie den Aufwärtstrend in dieser Hinsicht. Auf die, die da sind, kann sich das ÖFB-Team außerdem verlassen. "Der Fanclub macht eine Bombenstimmung. Hoffentlich kommen viele von ihnen nach Holland", strahlte Doppel-Torschützin Nicole Billa.

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Johannes Sturm

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