19.04.2018 09:30 Uhr

Pogatetz: "Hätte gerne 100 Länderspiele"

Emanuel Pogatetz taugt's beim LASK
Emanuel Pogatetz taugt's beim LASK

Vom Schuhputzer von Ivo Vastić zum Meister, Cupsieger, Europacupfinalisten und EM-Teilnehmer. Emanuel Pogatetz (35) hat Karriere gemacht und erweckt im Gespräch mit "weltfussball" keineswegs den Eindruck satt zu sein. Vielleicht kommt ja noch das eine oder andere Europacupspiel dazu.

Zehn Jahre ist es her, als Emanuel Pogatetz beim Middlesbrough FC Spieler wie Stewart Downing, Fábio Rochemback oder Tuncay Şanlı regelmäßig als Kapitän anführte und mit ihnen das von Sven-Göran Eriksson betreute Manchester City mit 8:1 aus dem Riverside Stadium schoss. Das ist nach wie vor die höchste Niederlage der "Citizens" in der Premier-League-Geschichte.

"Es war der letzte Spieltag und City im Umbruch", relativiert Pogatetz bescheiden, "wir haben vorzeitig den Klassenerhalt geschafft und da ist uns dann alles aufgegangen." Als Highlights bei seiner längsten Karriere-Station - der "Mad Dog" kickte 2005 bis 2010 für Boro - nennt er die Siege gegen Manchester United und den regierenden Meister Chelsea (samt Pogatetz-Tor).

"Und natürlich das Erreichen des Europacupfinales", fällt Pogatetz noch ein. Dass er der erste österreichische Premier-League-Torschütze war, erwähnt er gar nicht. Am 31. Jänner 2006 bremste er Paul Scharner aus: Pogatetz bezwang mit Middlesbrough auswärts Sunderland im prestigeträchtigen "Tees-Wear-Derby" 3:0 (zwischen den Lokalrivalen fließt die "Wear") und schoss in der 19. Minute das erste Tor. Scharner remisierte zur gleichen Zeit mit Wigan gegen Everton 1:1, traf aber "erst" in der 45. Minute.

"Das Level mit dem LASK zumindest halten"

Heute freut sich Pogatetz über jede Minute, die er an der Seite von Gernot Trauner und Christian Ramsebner in der Dreier-Abwehrkette des LASK verbringen darf. Fünf Bundesliga-Siege in Folge haben die Oberösterreicher gerade mit derselben Startaufstellung eingefahren und sind nur einen Punkt hinter Rapid Vierter.

"Das war zu Saisonbeginn natürlich nicht zu erwarten. Über die Europa League reden wir intern aber nicht. Das wird von außen reingetragen", hält Pogatetz fest. Sein Ziel: "Das Level, das wir jetzt haben und sehr hoch ist, zumindest halten. Dann stehen wir am Ende sicher gut da."

Tiefenentspannt ist Pogatetz, wenn es um seine Vertragsverlängerung geht. "Das hat Zeit. Wichtig ist, dass ich mit 35 Jahren immer noch voll fit bin." Verschleißerscheinungen verspürt er keine: "Ich kann mich noch immer voll reinhängen, auch in jedem Training."

Dann sinniert Pogatetz: "Die Fitness zu halten, ist heute das Schwierigste. Wenn ich zurückdenke, wie das vor einigen Jahren noch war. Wenn du da Testspiele gegen zweitklassige oder drittklassige Klubs gehabt hast, haben da schon manche Spieler eine Kugel vor sich hergeschoben. Heute sind auch in den niedrigeren Ligen alle fit."

Die Ivicas und der Schoko

Als größte Förderer in seiner Profikarriere nennt Pogatetz Ivica Osim, der ihn bei Sturm zu den Profis hochzog und Walter "Schoko" Schachner, unter dessen Regie er mit dem FC Kärnten als 18-Jähriger den Cupsieg holte und Erste-Liga-Meister wurde. 2004 feierten sie mit dem GAK den Bundesliga-Meistertitel.

Als Nachwuchsspieler der "Blackies" freute sich "Pogerl", dass er Ivica Vastić lange Zeit die Schuhe putzen durfte und diese dann geschenkt bekam, als sie ausgetreten waren. 2008 lief er dann an dessen Seite bei der EURO ein.

Schlecht vorbereitet

Beim Thema Nationalteam wird Pogatetz nachdenklich: "Etwas mehr als 60 Länderspiele zu haben ist schön, aber ich hätte gerne 100 Länderspiele gemacht." Teils musste er wegen Verletzungen pausieren, von September 2006 bis Februar 2008 war er in der Ära von Teamchef Josef Hickersberger suspendiert, weil er sich zu kritisch über die Vorbereitungsmöglichkeiten beim ÖFB ("Wir gehen in ein Spiel wie Schüler, die für die Schularbeit nichts gelernt haben.") geäußert hatte.

"Wenigstens war ich bei den wichtigen Partien dabei, bei den Quali-Spielen und bei der EM", relativiert Pogatetz. Unter Didi Constantini war er ein Jahr Kapitän, bremste wieder Scharner (zweiter Kapitän) aus und übergab dann die Schleife Marc Janko.

Auf die Führungsqualität kommt's an

Von seinen Auslandsstationen möchte er keine missen. "Da habe ich von überall etwas mitnehmen können." Nach seinen besten Mitspielern gefragt, nennt Pogatetz nicht etwa Jimmy-Floyd Hasselbaink oder Robert Huth (beide Middlesbrough), Kevin Nolan (West Ham), Diego (Wolfsburg) oder Nemanja Vidić (Spartak Moskau). "Mark Schwarzer und Lars Stindl", schießt es aus ihm heraus. 

"Ich habe immer Leute mit Führungsqualität bewundert. Schwarzer hatte die wie kaum ein anderer und Stindl war einer der wilden Jungen bei Hannover 96, wo du sofort gewusst hast, dass der sicher seinen Weg machen wird."

Seine Führungsqualitäten zeigte Pogatetz beim LASK von Anfang an. Dass er für die Oberösterreicher durchs sprichwörtliche Feuer geht, bewies er erst wieder letzten Samstag in St. Pölten, als er nach kurzer Behandlung seiner Kopfverletzung in die Zweikämpfe ging, als gäbe es kein Morgen und sogar per Kopf fast noch zum Torabschluss kam.

"Ich weiß nicht das wievielte Cuts er hat. Die Dressen sind immer blutig", sagte LASK-Trainer Oliver Glasner auf "Sky" und hielt fest: "Ich schätze ihn riesig." Europacupspiele hat Pogatetz übrigens 36 auf seinem Buckel (für den GAK, Middlesbrough und Hannover), vielleicht kommt ja noch das eine oder andere auf der "Gugl" dazu.

Die gesamte Karriere des "Mad Dog" (mit vielen seiner Cuts) in Bildern  

Mehr dazu:
>> alle Profispiele Emanuel Pogatetz

Thomas Schöpf

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten