21.08.2018 09:29 Uhr

Steaua - Großer Streit um großen Namen

Die legendäre Mannschaft von 1986
Die legendäre Mannschaft von 1986

Hinter dem unscheinbaren Kürzel FCSB verbirgt sich einer der schillerndsten Fußball-Klubs Osteuropas. Als Steaua Bucureşti - der Name musste nach einem verlorenen Rechtsstreit mit dem Verteidigungsministerium abgelegt werden - avancierte Rapids Europa-League-Play-off-Gegner zu Rumäniens Rekordmeister und in den 1980er-Jahren sogar zu einer internationalen Top-Adresse.

Höhepunkt war 1986 der Sieg im Meistercup, dem Vorgänger der Champions League. Drei Jahre später reichte es für das damalige Spielzeug des Ceaușescu-Clans im wichtigsten Europacup-Bewerb immerhin noch zur Finalteilnahme. Seither ging es langsam, aber stetig bergab, daran konnte selbst ein millionenschwerer Klubchef nichts ändern. George Becali zahlt nicht nur für rumänische Verhältnisse hohe Gehälter, dennoch verlor man nach dem bisher letzten Meistertitel 2015 die nationale Vormachtstellung an Provinzclubs wie CFR Cluj, Viitorul Constanța und Astra Giurgiu.

Die Vorsaison beendete FCSB auf Rang zwei, derzeit liegt der Verein in der Liga I mit zehn Punkten aus fünf Spielen einen Zähler hinter Cluj ebenfalls an zweiter Stelle. In der erfolgreichsten Ära des Klubs war Steaua Rumäniens unangefochtene Nummer eins - davon zeugt etwa eine Serie von 104 Liga-Partien ohne Niederlage zwischen Juni 1986 und September 1989, womit ein Weltrekord aufgestellt wurde, der im Moment noch immer als Europarekord Bestand hat.

Noch vor dem Beginn dieses nationalen Erfolgslaufs gelang der größte Triumph. Im Meistercup-Finale am 7. Mai 1986 besiegte Steaua den klar favorisierten FC Barcelona mit 2:0 im Elfmeterschießen. Goalie Helmuth Duckadam parierte in Sevilla vor rund 70.000 Zuschauern, darunter nur geschätzte 1.000 rumänische Fans, alle vier Penaltys der Katalanen und stieg zum Helden auf.

Für den damals 27-Jährigen war es das letzte Profi-Match. Der Keeper musste seine Karriere wenig später wegen einer Gefäßerkrankung im Arm beenden. Immerhin wurde Duckadam im August 2010 zum Steaua-Präsident gekürt, seine Kompetenz beschränkt sich allerdings auf repräsentative Aufgaben.

Deals, Gefängnis und Ausreiseverbot

An den Schalthebeln sitzt Becali, der den Club 2003 übernahm. Der 60-Jährige gilt als dubioser Geschäftsmann: Seine ersten Millionen machte er 1999 durch einen undurchsichtigen Landtausch mit dem rumänischen Verteidigungsministerium - ein umstrittener Deal, der die Staatsanwaltschaft auf den Plan rief.

Im Gefängnis, zumindest in Untersuchungshaft, landete Becali 2009 wegen des Delikts der Freiheitsberaubung. Becalis Leibwächter hatten Diebe eines seiner Luxusautos ausfindig gemacht und stundenlang in den Kofferraum des wieder entdeckten Fahrzeugs gesteckt. Zuvor war der streitbare Unternehmer als Kandidat einer nationalistischen Partei ins Europaparlament gewählt worden, konnte sein Mandat aber nur beschränkt ausüben, weil gegen ihn phasenweise ein Ausreiseverbot bestand. Diverse Vergehen brachten Becali, der 2012 auch für kurze Zeit ins rumänische Parlament einzog, schließlich eine rund zweijährige Haftstrafe ein, die er 2015 abgesessen hatte.

Schon während seiner Inhaftierung begann der Rechtsstreit um den Namen und die Vereinssymbole von Steaua. Diese reklamierte das Verteidigungsministerium für sich, weil der 1947 gegründete und 1998 privatisierte FC Steaua jahrzehntelang der Klub der Armee gewesen war. Am Ende wurde im Sinne des Ministeriums entschieden und Becali musste den Rekord-Champion im März 2017 zähneknirschend in "SC Fotbal Club FCSB SA" umtaufen. Die UEFA akzeptiert den Verein trotz der Namensänderung als Rechtsnachfolger, daher werden dem FCSB von der europäischen Fußball-Union neben dem Meistercup-Sieg auch die 26 Meistertitel und 22 Cupsiege sowie der Gewinn des europäischen Supercups 1986 angerechnet.

Die UEFA beschert den Rumänen aber auch Kopfzerbrechen, denn der europäische Fußballbund hat am Montag wegen Vorfällen im Europa-League-Quali-Spiel gegen Hajduk Split ein Verfahren eingeleitet. FCSB werden das Schleudern von Wurfobjekten, das Zünden von Feuerwerkskörpern und ineffiziente Organisation vorgeworfen. Zudem waren beim 2:1 gegen die Kroaten am 16. August Fans aufs Spielfeld gelaufen.

Eine Entscheidung wurde für 31. August angekündigt, also einen Tag nach dem Play-off-Rückspiel gegen Rapid in Bukarest. Das erste Match steigt am kommenden Donnerstag in Wien.

apa

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